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Leipziger Affären - Kriminalroman

Leipziger Affären - Kriminalroman

Titel: Leipziger Affären - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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für Wohnzwecke genutzt wurde. Ursprünglich sollte es zu hochwertigen Lofts umgebaut werden, doch nachdem der Bauträger pleitegegangen war, hatte die Nachfolgergesellschaft entschieden, das Projekt vorerst auf Eis zu legen. Seitdem wurde der eine Flügel des Gebäudes unentgeltlich von verschiedenen Vereinen genutzt. In dem anderen Flügel wohnten Studenten gegen ein geringes Entgelt in mit eigenen Mitteln notdürftig hergerichteten Räumen.
    Einer von ihnen war Clemens Riedel, ein Informatikstudent, der wegen Datendiebstahl und als Hacker straffällig geworden war. Das Studium lenkte seine Begabung in die richtigen Bahnen. Hin und wieder brach er trotzdem aus. Er betrachtete die Sicherheitssysteme von Unternehmen und Institutionen als seine ganz persönliche Herausforderung.
    Leonhardt hatte Clemens einmal vor einer Anklage bewahrt und sich damit seine Loyalität erworben. Denn obschon Clemens als Ass in der Welt der Bits und Bytes galt, war er im realen Leben alles andere als ein Ass. Kurz gesagt, war er ein Computerfreak.
    »Wo brennt es diesmal?«, fragte er, kaum dass Leonhardt Königs PC vor ihm abgesetzt hatte.
    »Ich will den Zugriff auf sämtliche Dateien, die in diesem Rechner stecken. Er ist passwortgeschützt.«
    »Hohes Tier?« Clemens klappte das Buch zu, in dem er gelesen hatte, und stand auf. Seine ausgewaschene Jeans hing ihm in den Knien, sodass Leonhardt den Rand der Unterhose sehen konnte.
    »Kaum. Der Computer gehört einem Bauunternehmer.«
    Clemens kratzte sich am Kinn. »Baufritzen sind zwar technisch begabt, aber keine Konkurrenz. Sobald ich das Passwort habe, melde ich mich.«
    »Heute?«, fragte Leonhardt.
    »Was springt dabei heraus?« Clemens legte den Kopf schief.
    Leonhardt legte einen Fünfzig-Euro-Schein auf den Tisch. Das entsprach offenbar dem üblichen Preis.
    »In Ordnung, kommen Sie nach der ›Tagesschau‹«, sagte Clemens, ließ sich wieder in den Sessel fallen und vertiefte sich erneut in sein Buch.
    Leonhardt nahm ihm sein Benehmen nicht übel. Der Junge zeigte gute Ansätze. Jemand, der sich für Literatur und die Nachrichten interessierte, dem konnte die Welt nicht ganz am Arsch vorbeigehen.
    »Mutzemaus? Was für ein idiotisches Wort.« Henne schüttelte den Kopf.
    »Du würdest nicht glauben, auf welche Ideen die Leute kommen«, sagte Leonhardt. »Mutzemaus zählt noch zu den harmlosesten. Es war leicht zu knacken.«
    Er rückte den Monitor auf Hennes Küchentisch zurecht und fragte: »Soll ich mich einloggen?«
    »Klar doch, ich bin schon ganz gespannt.«
    Leonhardt tippte die Buchstaben in das Passwortfeld und drückte auf Enter. Kurz darauf öffnete sich der Arbeitsplatz.
    »Hier dürften seine Kontendaten sein.« Leonhardt zeigte auf einen Ordner. »Da muss ich mich separat anmelden.«
    Er schaute auf den Zettel, den er neben dem Monitor abgelegt hatte und las eine Ziffernfolge ab.
    »5-7-8-4-1-0, Enter.« Eine pdf-Datei klappte auf.
    »Mensch, es funktioniert. Darauf trinken wir.« Henne holte zwei Flaschen Bier aus dem Kühlschrank, öffnete sie und drückte Leonhardt eine Flasche in die Hand. Der schaute kaum vom Monitor auf.
    »Guck mal, Königs Schweizer Konto. Hier sind die Einnahmen und Ausgaben.« Er klickte mit der Maus auf die Zeilen. »Und hier sind Aufträge und Stornierungen.«
    Es gab keine Geheimnisse. Je länger sie in den Auszügen lasen, desto klarer wurde es, dass es keine Überweisungen auf fremde Konten gab, dafür umso mehr auf Königs eigenes.
    »Scheiße, ich hatte so gehofft, dass wir eine Schmiergeld-Affäre finden«, sagte Henne.
    »Sei doch froh, dass sich dein ewiger Pessimismus einmal nicht bewahrheitet hat.«
    Kommering konnte sich freuen, dass sein Dezernat sauber war.
    »Was kann ich dafür, dass es immer wieder Korruptions-Skandale gibt, in die Beamte verwickelt sind.«
    »Diesmal gibt es offenbar keinen.«
    »Moment, was ist das?« Henne zeigte auf eine Überweisung von knapp fünfzigtausend Euro.
    Leonhardt verglich die Daten. »Transfer von einem Konto, das ihm und seiner Schwester gemeinsam gehörte.«
    »Gibt es noch mehr davon?« Eigentlich hatte Henne ohne besonderen Grund gefragt.
    »Ich frage Frank, was die Bankunterlagen aus Königs Büro hergeben.« Leonhardt hängte sich ans Telefon.
    Während Leonhardt telefonierte, studierte Henne noch einmal die Kontoauszüge.
    »Von dem Konto ist ungefähr eine Million geflossen«, stellte er fest und nahm einen Schluck aus der Bierflasche.
    Leonhardt klappte sein Handy zu. »Das

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