Leitfaden China
für ausländische Unternehmen mehr und mehr abschafft, um deren Vorteile den lokalen Gegebenheiten anzupassen. Nach wie vor dürften jedoch eher lokale Unternehmen nicht den gleichen, strikten Regeln im Produktionsbereich oder im Finanzbereich unterworfen sein. Gerade die ausländischen Unternehmen kommen kaum darum herum, Steuern zu zahlen, während es lokale Firmen auf Grund ihres Beziehungsnetzes in der Sicht vieler ausländischer Manager immer noch schaffen, weniger zu berappen, als sie eigentlich abliefern müssten. Gerade der Umweltbereich zeigt leider auch, dass viele chinesische Firmen zwar den gleichen Auflagen unterliegen, sich aber den Verpflichtungen über ein lokales Beziehungsnetz zu entziehen wissen.
Auch die unklare und unstrukturierte Marktlage bleibt ein wichtiges Thema. Es gibt eigentlich den einen, chinesischen Markt so gar nicht. Er ist regional aufgesplittert und sehr oft auch nach Einkommensschichten gegliedert. Der ausländische Produzent bewegt sich dabei fast nur im teuren Segment, wo die höheren Preise durch eine höhere Zuverlässigkeit und Qualität einer etablierten Marke wettgemacht werden können. Allerdings ist hier auch eine höhere Erwartungshaltung an das Produkt vorhanden, die vom Unternehmen erfüllt werden muss. Legt das ausländische Unternehmen nicht genug Wert auf Qualitätskontrolle und Befriedigung von Kundenerwartungen, so nimmt es auf Grund der früher geschilderten anderen Kundenerwartungen potentiell grosse Ansehensverluste in Kauf.
Die Wettbewerbssituation wird oft auch mit den ausgesprochen hohen Entwicklungsgeschwindigkeiten und den schnellen Veränderungen in Zusammenhang gebracht. Dies geht so weit, dass beispielsweise der ungenügende Schutz von Geistigem Eigentum als solcher in manchen Fällen nicht einmal als Problem gesehen wird. Die Erkenntnis ist da, dass in diesem Wettbewerb allein die Geschwindigkeit der eigenen Entwicklungen ausreichenden Schutz bietet. Der Geschwindigkeit des Marktes zu folgen um sein Potential auch wahrzunehmen dürfte deshalb auch in Zukunft eine der Hauptschwierigkeiten von ausländischen Unternehmen in China bleiben.
Personal und Personalführung
Das gesamte Umfeld der Personalfragen ist ein grosses Problem für alle Unternehmen in China. Gut ausgebildetes Personal zu finden, ist auf mittlerer und höherer Kaderstufe recht schwierig, in manchen Bereichen fast unmöglich. Die angestellten Personen müssen in diesem Fall eine unternehmensinterne Ausbildung durchlaufen. Das Unternehmen ist dann oft mit einer hohen Fluktuationsrate von ausgebildetem Personal konfrontiert. Der Mangel an Loyalität stellt nach Aussagen von 50% der interviewten Personen ein grosses Problem im Personalmanagement dar. In der Altersgruppe der Arbeitnehmer von 21 bis 30 Jahren sind vor allem die finanziellen Anreize einer Anstellung wichtig. Erst in der Gruppe zwischen 31 und 40 Jahren werden Aspekte wie Arbeitsplatzsicherheit und Unternehmenskultur stärker gewichtet, was dann zu einer stabileren Arbeitskräftebasis führt. Interessant ist dabei, dass offenbar bei amerikanischen Unternehmen am besten bezahlt wird, bei japanischen Unternehmen am schlechtesten. Allerdings dürfte im Falle der japanischen Unternehmen die andere Lohnstruktur der japanischen Wirtschaft zwischen jüngeren und älteren Angestellten der Grund für die Unterschiede sein, nicht eine Andersbehandlung der chinesischen Arbeitskräfte. Die europäischen Unternehmen stehen dazwischen, nehmen jedoch gerade bei älteren Arbeitnehmern einen angesehenen Platz ein. Diese sind einem guten Arbeitsklima und einer stabilen Arbeitssituation eher geneigt, als dem schnellen Geldverdienen.
Viele in der Personalabteilung tätige Personen weisen darauf hin, ein Problem der chinesischen Arbeitskräfte sei die Hoffnung, möglichst schnell auf einer Karriereleiter aufzusteigen, ohne sich die entsprechenden Stufen auch wirklich erarbeitet und verdient zu haben. Chinesische Angestellte verfolgen im Wesentlichen die Verwirklichung ihrer Vorstellungen. In diesem hochdynamischen und sich ständig verändernden Umfeld haben sie aber in vielen Fällen nicht die nötige Geduld, sich Stufe um Stufe hochzuarbeiten. Wenn sie auf der vorhandenen Leiter nicht schnell genug vorankommen, wechseln sie sie relativ schnell und gehen zu einer anderen Firma.
In vielen Fällen ist ein relativ grosser Karrieresprung oder eine beträchtliche Einkommensverbesserung nur möglich, wenn eben das Unternehmen gewechselt wird.
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