Leitfaden Homöopathie (German Edition)
rät entgegen den Ansichten der klassischen Homöopathie zur Gabe mehrerer Mittel in Form einer persönlichen Mischung. Meist werden etwa vier bis sechs Mittel gemischt verabreicht, wodurch sich bei 38 Mitteln mehrere Millionen Möglichkeiten der Kombination ergeben. Die ausgewählten Mittel werden in Tropfenform über einen Zeitraum von einigen Wochen etwa viermal täglich eingenommen.
Mit seiner Therapie wandte sich Bach überwiegend an Laien und wählte daher zur Bezeichnung der Mittel die gängigen englischen anstelle der lateinischen Namen.
Das Ziel der Behandlung besteht primär im Erlangen psychischer Ausgeglichenheit.
10.12.4 Anthroposophie nach Rudolf Steiner
Rudolf Steiner (1861–1925) schuf mit der „Anthroposophie“ eine geisteswissenschaftlich orientierte Lehre, die sich einerseits mit Glaubensfragen auseinandersetzt und andererseits viele medizinische Therapien umfasst. Zu diesen zählen neben der Arzneimitteltherapie vor allem noch künstlerische Therapien wie Sprachtherapie, Plastizieren, Musizieren, Malen und die Heileurhythmie.
Der Bezug zur Homöopathie ist durch die Anwendung potenzierter Arzneimittel gegeben. Steiner äußerte dazu: „Der Weg, durch Potenzieren dessen, was da ist, die Kräfte, die den schon vorhandenen Substanzen zugrunde liegen, nutzbar zu machen, das ist der Weg, der im wesentlichen der Hahnemann’schen Richtung innewohnt und der, ich möchte sagen, eine Art Neuaufstieg darstellt aus dem gesamten menschlichen medizinischen Streben heraus, nachdem der alte Weg bereits versandet war, in dem man nichts mehr gewusst hat von irgendwelchen außertellurischen oder sonstigen Zusammenhängen […].“ Dem Vorgang des Potenzierens misst Steiner also eine große Bedeutung zu, entsprechend bezeichnete er die Hochpotenzen als „ätherisierte Potenzen“. Eichelberger, der sich sehr für eine Synthese von Homöopathie und Anthroposophie einsetzt, betrachtet die Anthroposophie als „spirituelle Erkenntnisforschung“ der Lehre Hahnemanns und sozusagen als geisteswissenschaftlichen Hintergrund der empirisch entdeckten Homöopathie. Die Arzneimittel werden in der anthroposophischen Medizin allerdings nicht im Sinne der klassischen Simileregel verordnet, sondern aufgrund des Wesensbildes, das sich aus dem Studium und dem tieferen Verständnis der jeweiligen Substanz ergibt. Hierbei knüpft man an die schon lange bestehende Signaturenlehre an, aber auch intuitive Fähigkeiten spielen hier mit hinein.
Einteilung der Heilmittel nach ihrer Signatur
Das Simile offenbart sich in der Anthroposophie durch die Signatur. Man unterscheidet beispielsweise bei der Pflanze das, was sich der Erde zu als Wurzel entfaltet, was in Samen, Früchte und Blüten schießt und somit nach oben strebt und das, was den Ausgleich bewirkt, die Blätter. Diese Einteilung ist beim Menschen sozusagen genau umgekehrt, sein Kopf entspricht einer Verwurzelung nach oben, und er strebt mit seinen Befruchtungsorganen nach unten. Daraus ergibt sich für die Therapie die Konsequenz, dass Wurzeln und Knollen für Störungen im Nerven-Sinnes-System, Blätter für Störungen im rhythmischen System, besonders in der Zirkulation, Blüten etc. für Störungen im Gliedmaßen-Stoffwechsel-System indiziert sind.
So ergibt sich eine Dreigliederung: Das Nerven-Sinnes-System ist hauptsächlich im Kopf konzentriert, das rhythmische System vor allem in der Brust. Dieses wird unterteilt in das Atmungssystem mit besonderer Wechselbeziehung zum Nerven-Sinnes-Systemund in das Zirkulationssystem mit analogen Beziehungen zum Gliedmaßen-Stoffwechsel-System, welches das dritte Glied darstellt.
Die vier Wesensglieder
Hinzu kommt eine Einteilung in vier Wesensglieder: Unterschieden wird der physische Leib, der mit den mineralischen Schöpfungen gemeinsam ist; der Ätherleib, der eine Gemeinsamkeit mit allem Lebendigen (pflanzlichen und tierischen Wesenheiten) aufweist; der Astralleib, welcher Träger von Lust und Leid sowie von Freuden und Schmerzen ist und das „Ich“ (bzw. die Ichheit), welches als Selbstbewusstsein des Menschen verstanden werden kann und ihn damit zur Krone der Schöpfung bestimmt.
Beim erkrankten Menschen sind zwar noch alle vier Systeme miteinander verknüpft, doch kommt es zu Verschiebungen und Verzerrungen untereinander, die wiederum mit Hilfe potenzierter Arzneimittel ausgeglichen werden können. Potenzierte Arzneimittel werden dabei vor allem mit einer Wirkung auf den Astralleib und die Ichheit in Verbindung
Weitere Kostenlose Bücher