Leitfaden Homöopathie (German Edition)
Parameter der zellulären Selbstheilung. Die Überlebensfähigkeit der Zellen konnte durch eine niedrige Dosis desselben schädigenden Agens (Stressor) stimuliert werden, der vorher für die Störung der Zellkultur verantwortlich war. Als Stressoren dienten Arsen, Cadmium und Hitzeschock.
11.3.2 Placebokontrollierte Studien und die Wirksamkeit potenzierter Arzneien
Placebokontrollierte Studien wurden in der homöopathischen Forschung vor allem in den vergangenen 20 Jahren weltweit durchgeführt. Erste Übersichtsarbeiten wurden jedoch erst in den vergangenen Jahren in renommierten Fachzeitschriften publiziert.
Die bedeutendsten Metaananlysen zu diesem Thema sind jene von Klejnen et al. (1991) und von Linde et al. (1997). Linde schreibt nach kritischer Analyse von 89 Doppelblind- und placebokontrollierten Studien im „Lancet“, dass die Ergebnisse nicht nur mit einem Placeboeffekt erklärbar seien. Die überwiegende Anzahl der Studien hatte bei ihm eine Überlegenheit der homöopathischen Verum-Arznei gezeigt.
Neben den Studien zur klassischen Homöopathie hatten sich allerdings auch solche mit „isopathischem Ansatz“ als besonders erfolgreich herausgestellt. Hier sind die Arbeiten von Reilly (1994) hervorzuheben, der Patienten mit Heuschnupfen eine potenzierte Mischung (C30) der Gräser gab, auf die sie allergisch reagierten und gegenüber Placebo eine signifikante Überlegenheit der potenzierten Arzneien verdeutlichen konnte. Solche Studien dienen vor allem dem Nachweis, dass Hochpotenzen, die chemisch keine arzneiliche Substanz aufweisen, effektiv wirken.
Neben den Studien mit tiefen Potenzen wurden zahlreiche Studien mit hohen C-Potenzen (v.a. C30) und D-Potenzen durchgeführt. Die Wirksamkeit der LM-Potenzen wurde selten untersucht. Hier liegt eine positive Studie von Bell (2004) vor, der bei einer placebokontrollierten Doppelblindstudie an Fibromyalgiepatienten eine signifikante Überlegenheit (p = 0,023) der LM-Potenzen gegenüber Placebo fand. In der Verum-Gruppe hatten sich neben einer größeren Schmerzreduktion auch eine bessere Lebensqualität und die Reduktion depressiver Symptome gezeigt.
Viele Studien untersuchen die Wirksamkeit „bewährter Indikationen“ , z.B. konnten Lüdtke und Wilkens (2003) bei einer randomisierten Doppelblindstudie die signifikante Überlegenheit von
Arnica
C30 an Patienten mit Kreuzbandoperationen zeigen. Hier war vor allem die postoperative Schwellung geringer.
Bei den Studien zur klassischen Homöopathie mit jeweils individuell ausgewählten Medikamenten in der C30 konnte Jakobs in einer Review-Arbeit 2003 sogar mehrfach eine hochsignifikante Überlegenheit der Verum-Arzneien dokumentieren. Sie hatte bei Kindern mit Diarrhoe eine deutlich verringerte Stuhlfrequenz (p < 0,005) unter Verum-Arznei gefunden. Noch auffälliger war die Überlegenheit der Verum-Mittel im Rahmen von mehreren Studien an rheumatisch erkrankten Patienten bei Jonas (p < 0,0001).
Außer den an Menschen durchgeführten gibt es erfolgreiche Studien , die die Wirksamkeit homöopathischer Mittel bei Tieren und sogar bei Pflanzen demonstrieren. Eine besonders eigentümliche Untersuchung, in der die Reinigung des Abwassers durch signifikante Phosphatelimination mit
Phosphorus
D200 beschrieben wird, publizierte Schädlich 1995.
Interessant ist das Ergebnis einer Münchener Kopfschmerzstudie (Gaus, Springer et al. 1992), welche die Problematik von placebokontrollierten Studien auf dem Gebiet der Homöopathie veranschaulicht: Einerseits zeigte sich bei diesem ausgeklügelten Studiendesign mit individueller homöopathischer Therapie im Praxisalltag als Ergebnis eine tendenzielle Überlegenheit des Placebo, andererseits verblüffte die Studie aber dadurch, dass es allen an chronischen Kopfschmerzen erkrankten Patienten am Ende des Studienzeitraums besser ging und Schmerzmedikamente reduziert werden konnten.
Es stellt sich die Frage, welchen Anteil die Arzneien am Gesamtkonzept der homöopathischen Therapie haben, denn die intensive Auseinandersetzung des Patienten mit seiner Erkrankung und den Hintergründen im Rahmen der ausführlichen Erstanamnese und der Folgekonsultationen trägt zweifellos auch zum Erfolg homöopathischer Therapien bei.
11.3.3 Die Homöopathie im Praxisalltag
Eine prospektive multizentrische Studie, die sich mit der Effektivität und dem Erfolg der klassisch-homöopathischen Therapie im Praxisalltag befasst, wurde von Becker-Witt durchgeführt (Becker-Witt et al. 2003). Von
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