Leitfaden Homöopathie (German Edition)
gebracht. Die Ichheit weist zudem eine hohe Affinität zu den Mineralien und Metallen unter den Heilstoffen auf, denen dementsprechend eine außerordentliche Bedeutung im Rahmen der anthroposophischen Medizin zukommt.
Der Dynamisation und den rhythmischen Herstellungsprozessen kommt hier die entscheidende Rolle zu: „Durch die Überwindung der physischen Kraft der Kohärenz im schrittweisen Verdünnen eines Arzneistoffes und durch das häufige Hinaufheben dieses Arzneistoffes in die Schwerelosigkeit beim Bewegen, werden nach und nach Kräfte freigesetzt, die eben sonst in der Schwere eingefangen und damit unwirksam geblieben wären. Diese Kräfte waren einstmals bei der Bildung der Stoffe, auch der Arzneistoffe tätig. Und mit diesen durch das Potenzieren befreiten Arzneikräften therapiert der Arzt“.
Außerdem wird im Rahmen anthroposophischer Arzneimittelherstellungsprozesse der Anwendung verschiedener Wärme-Stufen besondere Bedeutung beigemessen. Hierbei kommt dem Mazerieren, Digerieren, Infundieren, Kochen, Destillieren, Rösten, Verkohlen und Veraschen besondere Bedeutung zu.
Differenzen zwischen Anthroposophie und Homöopathie
Die Arzneimittel werden bei einer anthroposophischen Behandlung oftmals organotrop eingesetzt. Steiner wandte sich gegen die Simileregel und formulierte sogar, dass man einer wirkenden Kraft eine entgegengesetzte gegenüberstellen müsse. Er gab der Signaturenlehre als Therapiekonzept den Vorzug und entfernt sich mit all diesen Vorstellungen weitgehend von den Ideen der klassischen Homöopathie Hahnemanns.
Ein problematischer Aspekt ergibt sich außerdem aus der Sichtweise der Anthroposophie hinsichtlich homöopathischer Hochpotenzen, genauer gesagt solcher jenseits der 30. Potenzstufe (D30/C30/Q30). Viele Anthroposophen geben keine höheren Potenzstufen, da sie diese als „karmisch problematisch“ einstufen und befürchten, damit unberechenbar ins Schicksal eines Menschen einzugreifen.
11.1 Forschungsspektrum
Der Begriff „Forschung“ wird in der Homöopathie sehr unterschiedlich interpretiert. Das homöopathische Forschungsspektrum ist breit: Aufgrund der speziellen Gegebenheiten und Eigenheiten der homöopathischen Theorie und Therapie sind unterschiedliche Aspekte der Homöopathie Gegenstand der Forschung. Im Wesentlichen lassen sich zwei Bereiche unterscheiden.
Forschung mit konkretem Nutzen für die homöopathische Therapie ( Kap. 11.2 ):
–Überprüfung und Überarbeitung der Literatur,
–Arzneimittelprüfungen am Gesunden als Basis der späteren Therapie.
Forschung zur Überprüfung der Thesen bzw. der Wirksamkeit homöopathischer Therapie ( Kap. 11.3 ):
–Das Simileprinzip als Heilungsprinzip der Homöopathie,
–Wirksamkeitsnachweis potenzierter Arzneimittel,
–Durchführung placebokontrollierter klinischer Studien,
–Beurteilung der Effizienz der Homöopathie als Gesamtsystem (inkl. ausführlicher Anamnese, Gabe potenzierter Arzneimittel etc.).
Forschungsansätze
Die in der Schulmedizin dominierende klinisch-pharmakologische Forschung mit placebokontrollierten Doppelblindstudien stellt einen Zweig homöopathischer Forschung dar. Manche Autoren stufen klinische Studien gegenüber der notwendigen Quellenforschung homöopathischer Literatur aber als unbedeutend ein. So sieht Gypser die Arzneimittelprüfung am Gesunden und die Sammlung klinisch bestätigter Prüfungssymptome mit der daraus resultierenden Überarbeitung der Materia medica homoeopathica sowie der Repertorien als die „eigentliche Forschung“ in der Homöopathie an (Gypser 1992). Van Wijk und Wiegant wiederum sehen die Grundlagenforschung zur Verifizierung des Simileprinzips als wirksames Therapiekonzept als entscheidend an (Van Wijk, Wiegant 1997).
Einen weiteren Studienansatz stellt die statistische Bewertung der Homöopathie als individuelle Therapie im Praxisalltag dar.
11.2 Forschung mit konkretem Nutzen für die homöopathische Therapie
11.2.1 Überprüfung und Überarbeitung der Literatur
Insbesondere in der „Zeitschrift für klassische Homöopathie“ erscheinen regelmäßig Fehlerkorrekturen, welche die Repertorien und weitere Grundlagenwerke der Homöopathie betreffen. Gypser und zahlreiche andere Homöopathen haben sich im letzten Jahrzehnt der Quellenforschung eingehender zugewandt, um die Qualität der homöopathischen Primärliteratur zu verbessern und damit eine zuverlässigere Arbeitsgrundlage zur Verfügung zu
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