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Leitfaden Homöopathie (German Edition)

Leitfaden Homöopathie (German Edition)

Titel: Leitfaden Homöopathie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Geißler , Thomas Quak
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Arzneimittellehre sei alles Vermuthete, bloß Behauptete, oder gar Erdichtete gänzlich ausgeschlossen“. (Organon, § 144)
    Obwohl bei dem einzelnen Prüfer im Verlauf der Arzneimittelprüfung nicht alle Symptome eines Arzneimittels erzeugt werden, hat nach Hahnemanns Ansicht prinzipiell jedes Arzneimittel umgekehrt die Tendenz, alle die ihm eigentümlichen Symptome, selbst die bei Gesunden selten hervorgerufenen Symptome, bei jedem kranken Mensch zu heilen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass dieser an einem Krankheitszustand mit ähnlichen Beschwerden leidet, was dann homöopathische Heilung bewirkt. Hahnemann traf bei der Auswertung der Prüfergebnisse genaue Unterscheidungen zwischen Primärwirkungen einerseits und Gegen- bzw. Nachwirkungen anderseits. Die letzteren interpretierte er als Heilwirkung des Organismus. Widersprüchliche Symptome, die bei verschiedenen Prüfern zu Beginn der Prüfung (als Primärwirkung) auftraten, bezeichnete er als Wechselwirkungen der Arznei. Nur als Erstwirkung entstandene Symptome sollten der „reinen“ Arzneiwirkung zugeschrieben werden, Symptome aus der Nachwirkung sollten eliminiert werden.
    Hering, der ähnlich wie Hahnemann selbst über 100 Arzneimittel geprüft hat, war ein entschiedener Gegner dieser Interpretationen und urteilte so, indem er ihm eine „ängstliche Sorgfalt, Erst- und Nachwirkungen zu scheiden“ unterstellte. Es gebe „keine so genannte brauchbare Erstwirkung und unbrauchbare Nachwirkung“ und betrachtete beide als Arzneimittelwirkungen.
    Hering machte die Beobachtung, dass die bei Tiefpotenzprüfungen als Nachwirkung beobachteten Symptome bei Hochpotenzprüfungen als Erstwirkung auftreten. Symptome, die sowohl in der Erst- als auch in der Nachwirkung auftreten, sind für die betreffende Arznei als besonders wichtig anzusehen. Die Symptome, die als Wechselwirkung auftreten, hielt er für weniger wichtig. Eine weitere Beobachtung war die, dass spät auftretende und lang anhaltende Symptome ebenfalls äußerst wichtig sind und bei Verwendung im Krankheitsfall zu tiefgreifenden Heilungen führen, was von Bönninghausen bestätigt wurde.
    Heutige Arzneimittelprüfungen
    Zum einen ist fraglich, ob diese überhaupt notwendig und sinnvoll sind, bevor die zahlreichen Arzneimittelprüfungen, die sich unentdeckt in ca. 750 weltweit erschienenen homöopathischen Zeitschriften finden, systematisch ausgewertet sind.
    Zum andern ist fraglich, ob Arzneimittelprüfungen in dieser Qualität, wie sie in der Hochzeit der Homöopathie durchgeführt worden sind, heutzutage überhaupt noch möglich sind. Mezger bemerkte schon in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts, dass AMPen in der modernen Zeit erschwert und die Verhältnisse für deren Durchführung schlechter geworden sind.
    Als Gründe könnten genannt werden: modernes Leben, Stress, Umweltreize etc., außerdem die mangelnde Bereitschaft und Fähigkeit heutiger Menschen, sich vorurteilsfrei auf die Beobachtung ihrer Phänomene einzulassen. Aus verschiedenen Gründen werden der Wert und die Zuverlässigkeit zeitgenössischer Arzneimittelprüfungen kontrovers diskutiert.

2.4 Die Arzneimittelherstellung in der Homöopathie

2.4.1 Potenzierung und Wirkung homöopathischer Arzneimittel
    Der Herstellung homöopathischer Arzneimittel liegen allgemein gebräuchliche pharmazeutische Verfahrenstechniken zugrunde. Diese werden zusätzlich durch das Verfahren der Potenzierung oder Dynamisierung, wie es Hahnemann nannte, wesentlich erweitert. Eine homöopathische Behandlung ist prinzipiell auch ohne potenzierte Arzneimittel möglich, wenn das betreffende Arzneimittel geprüft ist und nach dem Ähnlichkeitsgesetz angewendet wird ( Kap. 2.1.1 ). Hahnemann selbst hat noch jahrelang nach Entdeckung des homöopathischen Prinzips mit nicht potenzierten Arzneimitteln therapiert. Durch die Anwendung potenzierter Arzneimittel werden die Möglichkeiten der Homöopathie allerdings wesentlich vergrößert und verbessert. So erlangen Bärlappsporen, die wegen ihrer „Unarzneilichkeit“ zum Bestäuben von Pillen verwendet wurden, erst durch Potenzierung ihre unter
Lycopodium
bekannte Wirksamkeit.
    Der Vorgang der Potenzierung wird oft auf die einfache Formel „verdünnt und verschüttelt“ gebracht. Diese Formel ist unvollständig, da es noch andere Potenziermethoden gibt. (Die verschiedenen Verfahren werden unten beschrieben.)
    Die moderne Pharmakologie bedient sich u.a. zahlreicher naturwissenschaftlicher Methoden

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