Leitfaden Homöopathie (German Edition)
naturwissenschaftlich-technischer Methoden bedienen, um die Qualitätssicherung (Identitätsprüfung, Reinheitsprüfung, Gehaltsbestimmung etc. von Arzneimitteln und Arzneigrundstoffen) in der Arzneimittelherstellung zu standardisieren.
2.4.2 Ausgangssubstanzen homöopathischer Arzneimittel
Als Ausgangsubstanzen (Arzneigrundsubstanzen) homöopathischer Arzneimittel dienen sowohl Stoffe, die schon lange Zeit vor Hahnemann medizinische Verwendung fanden, wie z.B.
Belladonna
und
Chamomilla
, als auch Stoffe, die erst mit der Homöopathie Eingang in die Medizin fanden wie z.B.
Hepar sulfuris
(Kalkschwefelleber) und
Glonoinum
(Nitroglyzerin).
Verwendet werden:
ganze frische Pflanzen , wie z.B.
Aconitum napellus
,
Arnica montana
,
Teile frischer Pflanzen , (Blätter, Blüten, Früchte, Rinde, Wurzeln) wie z.B.
Colchicum autumnale
(Zwiebelknolle),
Cimicifuga racemosa
(Wurzelstock),
Viburnum opulus
(Rinde),
Sambucus
(Blätter und Blütenstände),
Pflanzendrogen , wie z.B.
China
(Rinde),
Cocculus
(Samen),
Nux vomica
(Samen),
Drogen tierischen Ursprungs , wie z.B.
Ambra
(Absonderung des Pottwals),
Cantharis
(Spanische Fliege),
Coccus cacti
(Cochenille-Laus) und
Sepia
(Tinte des Tintenfischs).
Nosoden: Hering, der diese Stoffgruppe in die Materia medica homoeopathica einführte, verstand darunter ausschließlich krankhafte Absonderungen wie z.B. Medorrhinum (gonorrhoisches Sekret). Die erweiterte Definition des HAB (Homöopathisches Arzneibuch Kap. 2.4.5 ) versteht unter Nosoden auch Krankheitserreger und deren Stoffwechselprodukte, Organpräparate und deren Zersetzungsprodukte und Extrakte aus Körperflüssigkeiten.
Stoffe mineralischen Ursprungs wie z.B. chemische Elemente (
Aurum
,
Argentum
,
Plumbum
,
Sulfur
etc.) und deren Verbindungen (
Argentum nitricum
,
Arsenicum iodatum
,
Natrium sulfuricum
etc.),
Stoffgemische: z.B.
Ammonium carbonicum
,
Petroleum
,
synthetische Stoffe: z.B.
Glonoinum
(Nitroglyzerin),
Carbolicum acidum
,
andere Ausgangssubstanzen: Pilze wie z.B.
Agaricus muscarius
und Flechten wie z.B.
Sticta pulmonaria
(
Lobaria pulmonaria
).
2.4.3 Die Arzneimittelherstellung nach Hahnemann
Hahnemann hat mit seinen Methoden der Arzneimittelherstellung seit Entdeckung der Homöopathie bis ins hohe Alter viel experimentiert und die Herstellungsvorschriften oft geändert. Es gibt von Hahnemann keine Pharmakopöe im eigentlichen Sinne. Seine Vorschriften zur Arzneimittelherstellung sind in seinen zahlreichen medizinischen Schriften niedergelegt – hauptsächlich in seinen Ausgaben des „Organon der Heilkunst“, in der „Reinen Arzneimittellehre“ und den „Chronischen Krankheiten“. Diese Vorschriften sind auch heute noch von großer Bedeutung, da viele wichtige Prüfungen mit Arzneimitteln durchgeführt wurden, die von ihm selbst oder anderen nach seinen Vorschriften hergestellt worden sind. Diese Arzneimittelprüfungen lieferten die Symptome für unsere Materia medica. Außerdem bildensie die Grundlage der heutigen Pharmakopöen, auch wenn es hier leider z.T. große Abweichungen zu den Vorgaben Hahnemanns gibt.
Die wichtigsten Herstellungsverfahren zeigt Tab. 2.1 . Die Vorschriften werden hier vereinfacht wiedergegeben. Hahnemann schreibt z.B. „1 Tropfen zu 99 oder 100 Tropfen“ und bei Verreibungen „1 + 100“ statt 1:100.
Tab. 2.1 Übersicht über die wichtigsten Potenzierungsverfahren nach Hahnemann
C-Potenzen nach CK und ORG V
50 000er-Potenzen (Q-Potenzen) nach ORG VI
Vorstufe bei Ausgangssubstanz:
• flüssig
• fest
Urtinktur bzw. C3-Verreibung
C3-Verreibung
Verdünnungsschritte
1:100
1:50 000
Anzahl Schüttelschläge
2 (1833) bzw. 10 (1837)
100
Herstellungsschritte
C3-Trit. oder C3-Dil.
→ C4-Dil. → C30-Dil.
→ C30-Globuli (später auch höhere Potenzen)
C3-Trit. → Auflösung
→ Q1-Vorstufe-Dil.→ Q1-Globuli
→ Q2-Vorstufe-Dil.→ Q2-Globuli
usw.
Phasen (fest/flüssig etc . )
Fest od. Flüssig
Flüssig
Flüssig
↓ Fest (Globuli)
Fest
Flüssig – fest
Flüssig – fest
Flüssig – fest
usw.
Applikationsform/Dosierung
Als Globuli trocken auf die Zunge oderals Auflösung
Immer als Auflösung in Wasser oder Weingeist-Wasser-Mischung
Zur flüssigen Potenzierung verwendete Hahnemann Gläschen einer Größe, die mit ca. 100 Tropfen Ethanol-Wassermischung nur zu 2/3 oder ¾ gefüllt waren. Verschüttelt wurde durch „starke Schüttelstöße mit der Hand gegen einen harten, aber elastischen Körper geführt […]. Etwa ein mit Leder eingebundenes Buch.“
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