Leitfaden Homöopathie (German Edition)
Die Anzahl der Schüttelschläge oder -stöße variierte von 2 bis 100. Als Vorstufen dienten Presssäfte frischer Pflanzen, Tinkturen als ethanolische Drogenauszüge und Auflösungen von Verreibungen. Da für jede Potenzstufe ein neues Glas benutzt wurde, wird diese Methode Mehrglasmethode genannt. Eine anschließende Wiederverwendung der Gläser lehnte Hahnemann strikt ab, was nach HAB dagegen zulässig ist.
Die Potenzierung in festem Medium erfolgte durch Verreibung der Ausgangssubstanz mit Lactose (Milchzucker) in einem Porzellanmörser geeigneter Größe (die sich aus der zu verreibenden Gesamtmenge, ca. 6 g, ergab) mit Pistill; ein Porzellanspatel bzw. -löffel diente zum Abkratzen.
Herstellung von flüssigen Potenzen (Dilutionen)
Mischen von Presssaft mit Ethanol im Verhältnis 1:1 ergibt die Urtinktur, diese
im Verhältnis 2 + 98 Tropfen und 10-mal verschütteln ergibt C1,
1 Tropfen C1 mit 99 Tropfen 10-mal verschüttelt ergibt C2 usw. bis C30.
Abb. 2.1 Herstellung flüssiger Potenzen
Herstellung von Verreibungen (Triturationen)
100 Gran (ca. 6 g, 1 Gran entspricht ca. 60–62 mg) Milchzucker werden in ca. drei gleiche Teile (entsprechend ca. 2 g) geteilt ( Abb. 2.2 ).
Abb. 2.2 Herstellung von Verreibungen
Ein Drittel wird in einer Reibschale kurz angerieben, dann werden 2 Gran, bei Flüssigkeiten 1 Tropfen, der zu verarbeitenden Ausgangssubstanz hinzugefügt, mit einem Spatel kurz gemischt und 6 Minuten verrieben, 4 Minuten mit einem Spatel abgeschabt, abermals 6 Minuten verrieben, wiederum 4 Minuten abgeschabt. Dann wird das zweite Drittel Milchzucker hinzugefügt, kurz mit dem Spatel gemischt und 6 Minuten verrieben, 4 Minuten abgeschabt, wiederum 6 Minuten verrieben und 4 Minuten abgeschabt. Schließlich wird das letzte Drittel Milchzucker hinzugefügt, 6 Minuten verrieben, 4 Minuten abgeschabt, 6 Minuten verrieben und dann 4 Minuten abgeschabt. Diese Potenzstufe erhält heutzutage die Bezeichnung C1, nach Hahnemann die Bezeichnung 1⁄100.
1 Gran der C1 wird, wie oben beschrieben, mit 100 Gran Milchzucker zur C2, bei Hahnemann als 1⁄10 000 bezeichnet, verrieben.
1 Gran der C2 wird, wie oben beschrieben, mit 100 Gran Milchzucker zur C3, bei Hahnemann als 1⁄1 000 000 bezeichnet, verrieben.
Zur Herstellung der C3-Verreibung sind also mindestens drei Stunden nötig.
Hahnemann bezeichnete eine C3 mit 1⁄1 000 000 oder nur mit I, analog wurde die C30 mit X bezeichnet.
Weitere Verarbeitung zu Dilutionen und Globuli ( Abb. 2.3 )
1 Gran C3-Verreibung in 50 Tropfen Wasser gelöst, mit 50 Tropfen Ethanol versetzt und 10-mal verschüttelt ergibt C4-Dilution,
Abb. 2.3 Herstellung von Globuli aus Verreibungen nach Hahnemann
1 Tropfen C4 mit 99 Tropfen Ethanol-Wassermischung 10-mal verschüttelt ergibt C5 usw. bis C30, die mit X oder 1⁄x bezeichnet wurde.
Globuli werden durch Aufbringen der C30-Dilution auf unarzneiliche Globuli (aus Rohrzucker) hergestellt, die anschließend getrocknet und in Gläser gefüllt werden. Diese Globuli werden ebenfalls mit C30 gekennzeichnet.
50 000er-Potenzen, Q-Potenzen
Die 50 000er-Potenzen krönen den Abschluss von Hahnemanns langjährigen Versuchen zur Arzneimittelherstellung und stellen aus seiner Sicht das vollkommenste Verfahren dar (zur Entwicklungsgeschichte der Q-Potenzen Kap. 2.4.3 ). Ihre Herstellungsvorschrift findet sich im ORG VI, dessen Manuskript im Jahr 1842 fertig gestellt wurde. Der homöopathischen Ärzteschaft wurde dieses neue Potenzierverfahren allerdings erst im Jahr 1921, nach Haehls Edition der 6. Auflage, bekannt.
Abweichend von früheren Vorschriften wird von allen Ausgangssubstanzen (Frischpflanzen, trockenen, festen und flüssigen Ausgangssubstanzen) nach der oben genannten Vorschrift immer zuerst eine C3-Verreibung hergestellt.
Q1: Ein Gran C3-Verreibung wird in 500 Tropfen einer Ethanol-Wassermischung (Verhältnis 1 + 4) gelöst. 1 Tropfen dieser Lösung Q0 wird in einem Arzneiglas geeigneter Größe mit 100 Tropfen Ethanol 100-mal kräftig verschüttelt. Diese Potenzstufe ist die Q0*. Mit dieser Lösung werden Globuli (100 wiegen 1 Gran, ca. 1600 wiegen entsprechend 1 g) befeuchtet und anschließend getrocknet. Die Menge der Dilution und die Anzahl der Globuli sind so zu wählen, dass alle Globuli hinreichend benetzt werden. Diese Globuli werden mit Q1 bezeichnet.
Q2: 1 Globulus Q1 wird in 1 Tropfen Wasser gelöst und mit 100 Tropfen Ethanol 100-mal kräftig, wie oben beschrieben, geschüttelt. Mit dieser Lösung werden
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