Leitfaden Homöopathie (German Edition)
der Blutwert ein Teilaspekt des Gesamtbildes, d.h. bei einer eindeutigen Besserung der Symptomatik des Patienten (nach homöopathischen Kriterien Kap. 7 ) kann von einer Verbesserung der Prognose ausgegangen werden, selbst wenn die Blutwerte sich nicht oder noch nicht verändert haben.
Gesunkene Blutfette sind bei fehlender Arzneiwirkung (nach homöopathischen Gesichtspunkten) als Kriterium für eine positive Arzneiwirkung nicht ausreichend.
Verlaufsbeurteilung
Die Frage nach der Bedeutung von Blutwerten und deren Veränderung während einer homöopathischen Behandlung ist nicht pauschal, sondern immer individuell zu beantworten.
Wenig bis keine Bedeutung für Arzneiwahl und Verlaufsbeurteilung haben Blutfette, Antikörpertiter bei Infektionserkrankungen und Allergien.
Nur zur Verlaufsbeurteilung brauchbar sind Entzündungswerte (BSG, CRP, Leukozyten) bei akut oder chronisch entzündlichen Erkrankungen, Nierenwerte bei Nierenerkrankungen, Leberwerte bei Lebererkrankungen, Tumormarker, Schilddrüsenwerte bei Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse, Schilddrüsenantikörper bei Entzündungen der Schilddrüse, rotes Blutbild bei Anämie, Harnsäure bei Gicht, Blut- und Urinzuckerwerte bei Diabetes mellitus Typ 1 und 2.
18.2 Gicht
Urikopathie, Arthritis urica.
Bei hoher Harnsäurekonzentration im Blut (Hyperurikämie) fallen Harnsäurekristalle (Urate) aus, lagern sich besonders in den Gelenken ab und führen zu Entzündungsreaktionen.
Risikofaktoren: Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes mellitus, Hypertonus. zu 95 % Männer betroffen.
Primäre Hyperurikämie: Störung im Purinstoffwechsel mit Harnsäureerhöhung im Serum über 7 mg/dl (= 420 μmol/l); häufig; genetische Faktoren spielen eine Rolle.
Sekundäre Hyperurikämie: Harnsäureerhöhung z.B. infolge vermehrten Zelluntergangs (z.B. Zytostatikatherapie) oder Nierenfunktionsstörungen; selten.
Symptome: über lange Zeit symptomlos, dann überraschend und oft in der Nacht akuter Gichtanfall. Anfangs meist nur ein Gelenk betroffen (typischerweise Großzehengrundgelenk = Podagra) mit starker Schwellung und Rötung, extrem schmerzhaft, evtl. auch Fieber und Frösteln. Im weiteren Verlauf Wechsel zwischen akuten Gichtanfällen und symptomfreien Intervallen. Unbehandelt nach ca. 5–15 Jahren Entwicklung der (heute sehr seltenen) chronischen Gicht, die durch Gelenkdeformierungen und Harnsäureablagerungen in Weichteilen und Knochen gekennzeichnet ist (Gichttophi). Man findet sie v.a. an den Ohrmuscheln, Fingern, Zehen und Ellenbogengelenken.
Therapeutische Strategie
Bei der Gicht handelt es sich um eine Erkrankung, die aus verschiedenen therapeutischen Blickwinkeln betrachtet werden muss. Einerseits verläuft sie lange Zeit symptomlos (sieht man vom erhöhten Harnsäurewert ab) und erzeugt im Beginn wenig bis keinen Behandlungsdruck beim Patienten. Andererseits kann es zu heftigsten Gichtanfällen kommen, die den Patienten so stark beeinträchtigen, dass er nach möglichst schneller Hilfe verlangt, egal wo diese herkommt und wie diese aus- sieht.
Dies führt oft dazu, dass auch gut homöopathisch behandelte Patienten im akuten Gichtanfall auf eine schulmedizinische Therapie zurückgreifen und im weiteren Verlauf dann wenig gewillt sind, auf Harnsäure senkende (= Gichtanfall vermeidende) Medikamente zu verzichten. Auch die Langzeitfolgen der Erkrankung – z.B. für die Niere – können einen gewissen Behandlungsdruck bezüglich der Blutharnsäurewerte erzeugen und die Patienten ebenfalls veranlassen, Harnsäure senkende Medikamente einzunehmen, oft auch gegen den Rat des Homöopathen.
Zusammen mit der Tatsache, dass Gichtpatienten häufig viel Alkohol konsumieren und deshalb bezüglich ihrer Lebensführung und der Befolgung von ärztlichen Anweisungen oft wenig Compliance zeigen, sind die Therapiebedingungen für den Homöopathen oft erschwert.
Im Idealfall sollte ein Gichtpatient eine klassisch homöopathische Konstitutionstherapie erhalten:
Zu Beginn, bei kurzer Erkrankungsdauer , wenn bisher wenige oder keine Gichtanfälle aufgetreten sind, darf auf Harnsäure senkende Medikamente verzichtet werden. Dabei sollte der Harnsäurewert regelmäßig kontrolliert werden (bei guter Arzneimittelwirkung wird er sinken).
Bei Gichtpatienten mit bereits jahrelangem Krankheitsverlauf oder bereits bestehendem oder drohendem Organschaden sollte auf schulmedizinische Begleittherapie, zumindest im Beginn, nicht verzichtet werden. Die Harnsäure
Weitere Kostenlose Bücher