Leitfaden Homöopathie (German Edition)
vor allem bei der Frage der Substitution von Schilddrüsenhormonen bzw. Jod.
Hypothyreose bei „Jodmangelstruma“: Auf Substitution von Schilddrüsenhormonen und Jod kann verzichtet werden, da das Schilddrüsengewebe prinzipiell intakt ist, der Körper durch die homöopathische Therapie dazu bewegt wird, Jod zu assimilieren und genügend Hormone zu produzieren. Außerdem durchbricht die Hormonsubstitution den natürlichen Regelkreis von Hypophyse (TSH) und Schilddrüse (T3, T4) und behindert durch diese „Entlastung“ des Körpers die Möglichkeit der homöopathisch stimulierten Selbstheilung.
Hypothyreose bei Entzündungen der Schilddrüse: Da bei beginnender Hypothyreose durch Entzündungen der Schilddrüse davon ausgegangen werden muss, dass noch intaktes Schilddrüsengewebe vorhanden ist und durch die homöopathische Therapie die Entzündung gestoppt werden kann, sollte zumindest im Beginn versucht werden, auf Hormonsubstitution zu verzichten. Zeigt sich im weiteren Verlauf, dass die körpereigene Hormonproduktion nicht ausreicht, muss Hormonsubstitution erfolgen.
Hypothyreose als Endzustand nach Entzündung der Schilddrüse oder iatrogen nach Bestrahlung, Radiojodtherapie oder Operation: Diese heterogene Gruppe von Ursachen der Hypothyreose hat gemeinsam, dass keine Hormonproduktion der Schilddrüse mehr möglich ist, Substitution ist unabdingbar. Eine Ausnahme stellt die Teilresektion der Schilddrüse dar, wenn die Hormonproduktion noch möglich ist. Hier kann zumindest der Versuch unternommen werden, ohne Hormonsubstitution auszukommen.
Die Patienten werden entsprechend den einzelnen Ursachen des Symptoms Hypothyreose und der individuellen Konstellation von Krankheitszeichen konstitutionell homöopathisch behandelt ( Kap. 18.4.1 Struma/Struma nodosa, Kap. 18.4.4 Schilddrüsenentzündungen).
Miasmatische Zuordnung
Die Unterfunktion der Schilddrüse ist nur anhand der individuellen Symptomatik und der Modalitäten einem Miasma zuzuordnen.
Repertorium
Eine spezielle Rubrik für die Hypothyreose ( Allgemeines – Hypothyreose ) findet sich in neueren Repertorien (z.B. RADAR 22 AM). Auch das Myxödem ( Allgemeines – Myxödem , 7 AM) als syndromartige Zusammenfassung ist aufgeführt. Wichtiger für die Arzneiwahl sind jedoch die am Patienten beobachtbaren, individuellen Symptomenkonstellationen.
Prognose
Bei „einfacher Jodmangelstruma„ ist die Prognose mit homöopathischer Therapie langfristig gut ( Kap. 18.4.1 ). Bei Hypothyreose nach Operation, Bestrahlung, Radiojodtherapie oder ausgebrannter Entzündung der Schilddrüse ist die Prognose bezüglich einer Erholung der Schilddrüse natürlich infaust, sodass eine dauerhafte Hormonsubstitution notwendig ist. Eine homöopathisch konstitutionelle Therapie der Grunderkrankung ist trotzdem indiziert.
18.4.4 Schilddrüsenentzündung
Thyreoiditis.
Akute Thyreoiditis: Infektion durch Bakterien, Pilze.
Subakute Thyreoiditis De Quervain: Infektion durch Viren, genetische Disposition, Riesenzell-Thyreoiditis; seltene Erkrankung.
Autoimmunthyreoiditiden: z.B. Hashimoto (hypertrophe Form), Riedel-Struma, atrophische Form, Post-partum-Thyreoiditis, chronisch-lymphozytäre Form.
Sonderformen: Strahlenthyreoiditis, granulomatöse Erkrankungen, karzinomassoziierte Formen.
Therapeutische Strategie und homöopathische Behandlung
Im Folgenden werden die Autoimmunthyreoiditis Hashimoto und De Quervain besprochen (nicht die sehr seltenen, purulenten Entzündungen), die sich durch einen ähnlichen Verlauf, jedoch mit unterschiedlicher Krankheitsdynamik auszeichnen und letztlich in einer Zerstörung von Schilddrüsenparenchym enden. Die Folge ist eine hypothyreote Stoffwechsellage.
Die Behandlungsstrategien richten sich nach den jeweils vorhandenen Folgesymptomatiken: evtl. Hyperthyreose im Beginn der Thyreoiditis De Quervain, Hypothyreose als Folge beider Erkrankungen. Auf begleitende schulmedizinische Therapie kann vom versierten Homöopathen bei gutem Therapieverlauf weitgehend verzichtet werden. Substitutionstherapie kann in fortgeschrittenen Stadien nötig werden.
Der Behandlungserfolg dokumentiert sich sowohl im besseren subjektiven Befinden des Patienten als auch in den veränderten Blutwerten (Schilddrüsenwerte, Autoantikörper, Entzündungswerte).
Vorsicht ist geboten bei der Verlaufsbeurteilung der Thyreoiditis De Quervain und hyperthyreoter Stoffwechsellage, da sinkende Schilddrüsenwerte auch ein Hinweis auf eine fortgeschrittene Zerstörung
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