Leitfaden Homöopathie (German Edition)
aus homöopathischer Sicht eine eindeutige Unterdrückung dar und sollte deshalb nach Möglichkeit vermieden werden.
Bei den therapeutischen Überlegungen muss primär zwischen der unkomplizierten, der komplizierten und der rezidivierenden Zystitis unterschieden werden.
Unkomplizierte Zystitis: Bei richtiger Mittelwahl führt die homöopathische Behandlung rasch zur Beschwerdefreiheit des Patienten. Zu beachten ist allerdings, dass zwar oft die Beschwerden verschwinden, der Infekt jedoch immer noch in der Urinkultur laborchemisch nachweisbar ist. Es droht dann eventuell ein Rückfall oder eine Chronifizierung. Es ist deshalb meist sinnvoll, der Behandlung einer akuten, unkomplizierten Zystitis (vor allem im Rezidivfall) eine homöopathische Konstitutionstherapie folgen zu lassen.
Komplizierte Zystitis
Zystitis beim Mann
Fieberhafte Zystitis
Zystitis mit Blasenentleerungsstörung, insbesondere Restharnbildung
Zystitis bei liegendem Fremdkörper in der Blase
Zystitis mit Harnstauungsniere, Zystitis mit gleichzeitiger Steinerkrankung (Infektsteine)
Da oft Heilungshindernisse (im Sinne von tiefer liegenden, der Zystitis zugrunde liegenden Erkrankungen) bestehen, tritt die homöopathische Behandlung zunächst in den Hintergrund.
Eine fachärztliche diagnostische Abklärung, evtl. zum Ausschluss anderer Erkrankungen (Prostataadenom, Blasentumor o.Ä.), ist in jedem Fall anzuraten. Ist der
Blaseninfekt z.B. das Symptom eines Prostataadenoms (Kap. 19.3.2), so kann die homöopathische Behandlung des Adenoms zur Infektfreiheit führen.
Rezidivierende Zystitis: Hier ist eine fachärztliche Abklärung ebenfalls erforderlich. Wird keine organische Ursache gefunden, ergibt sich eine gute Indikation für eine homöopathische Konstitutionstherapie.
Homöopathische Behandlung
Erfahrungsgemäß gelingt die Behandlung der akuten, subjektiven Beschwerden leichter als die tatsächliche Ausheilung des Infektes, unter Umständen sind weiterhin Bakterien, Blut, Leukozyten etc. im Urin nachweisbar. Treten die Symptome nach kurzzeitiger Beschwerdefreiheit erneut auf, muss nach klassischen homöopathischen Gesichtspunkten ein neues Mittel gesucht werden. Ebenso, wenn die Symptome sich nicht innerhalb der ersten zwölf Stunden eindeutig bessern, da zumindest bei unkomplizierter Zystitis von einem guten und eindeutigen Ansprechen des Organismus auf das richtige homöopathische Medikament ausgegangen werden kann.
Wahl der Symptome
Die Leitsymptome der Erkrankung (Dysurie, Pollakisurie, Algurie) sind zur Mittelfindung nur bedingt geeignet, da die entsprechenden Rubriken in den Repertorien zu groß sind. Selbst die Berücksichtigung der Schmerzqualität (meist brennend, drückend oder schneidend) hilft ohne nähere Charakterisierung meist nicht weiter. Die Urinbeschaffenheit mag in manchen Fällen auf ein Mittel hindeuten (z.B. rotes Ziegelmehlsediment bei
Lycopodium
), da sie aber stark von der Trinkmenge abhängt, wird die Urinsymptomatik allenfalls zur Bestätigung eines Mittels und weniger als Hilfe bei der Mittelsuche empfohlen.
Nützlicher bei der Symptomenwahl sind:
Kausalität: z.B. nach Verkühlung, Durchnässung, Geschlechtsverkehr etc.,
Schmerzort: z.B. Blase, Unterbauch, Harnröhre, Vagina, Blasenhals,
Schmerzausstrahlung: Dies kann Ausschlag gebend für die Mittelwahl sein, z.B. von der Blase zu Niere, Harnröhre, Hoden, Mammae, Oberschenkel, Steißbein etc.
Zeitpunkt des Auftretens des Schmerzes: z.B. vor, während, gegen Ende oder nach der Miktion oder auch zu bestimmten Tages- oder Nachtzeiten,
Blutungen aus Harnröhre: mit ihrer genauen Differenzierung, z.B. während oder nach der Miktion, im Urin gelöst oder als einzelner Tropfen,
Kalorik des Patienten: allgemein verfrorene oder überwärmte Patienten, evtl. Besserung durch warme Anwendungen etc.,
Missempfindungen der Blase bzw . Harnröhre: z.B. Kälte, Hitze, Kribbeln, Pulsieren.
Gerade bei monoformen Krankheitsbildern wie der Zystitis kann ein auffallendes, charakteristisches Symptom, evtl. sogar aus einem anderen Bereich als der Blase, die Arzneiwahl entscheiden.
Miasmatische Zuordnung
Die einfache akute Blasenentzündung ist psorischer Natur. Aashafter, fauliger oder muffiger Uringeruch ist ein Hinweis auf die Tuberkulinie. Scharfer, brennender, wund machender Urin ist sykotisch. Da rezidivierende Blasenentzündungen auchimRahmen von schwereren Grunderkrankungen vorkommen, ist in diesen Fällen von einer multimiasmatischen Belastung
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