Leitfaden Homöopathie (German Edition)
vorübergehend sogar schlimmer werden, wenn der Patient sich gleichzeitig in anderer Hinsicht wohler fühlt (Hering’sche Regel ( Kap. 7.3.3 ), Geist/Gemüt/Allgemeinsymptome vorrangig) oder eine andere, tiefer liegende Krankheit besser wird.
Die Besserung soll (um zu einer dauerhaften Heilung zu führen) zunächst beim zuletzt eingetretenen Symptom einsetzen. D.h., dass der vorherige Phasenablauf in rückwärtiger Reihenfolge (oft rudimentär) durchlaufen wird. Darauf kann der Patient schon bei der Verordnung hingewiesen werden.
Bei der Behandlung des chronischen Kontaktekzems kann die initiale akute Kontaktdermatitis – sofern sie beim jeweiligen Patienten bestand – wieder ansatzweise auftreten. Sie muss und soll dann nicht behandelt werden, vor allem nicht mit Externa oder Steroiden (erneute Unterdrückung), sondern klingt von selbst problemlos ab.
Wenn sich der Verlauf nicht so klar nach der Hering’schen Regel entwickelt, muss genau überprüft werden, ob nicht eine Symptomverschiebung oder lokale Unterdrückung erfolgt, die die Mittelwahl infrage stellt. ( Kap. 23.2.1 )
Unterstützende Maßnahmen
Soweit möglich Allergenkarenz, auch über die nachgewiesenen Allergene hinaus, denn eine vorgeschädigte Haut sensibilisiert sich leicht auf weitere Substanzen. Fast alle potentiellen Kontaktallergene im Privatbereich sind gut verzichtbar, z.B. Kosmetika. ( Kap. 23.2.1 )
Prognose
Bei der akuten Kontaktdermatitis werden die Beschwerden in der Regel rasch abklingen; auch die weiteren Stadien treten dann nur noch rudimentär auf.
Die Behandlung des chronischen Kontaktekzems ist langwieriger. Wenn es homöopathisch ausgeheilt ist, werden frühere Allergene oft wieder vertragen.
Homöopathische Arzneimittel
Wichtige Arzneimittel und deren Differenzierungen Kap. 23.2.1 (Neurodermitis) und Kap. 23.2.3 (akute Urtikaria).
Bemerkung zu häufigen, allergenen Substanzen: Wenn ein Allergen ermittelt ist, von dem es auch ein Arzneimittelbild gibt (z.B.
Niccolum, Naphtalin, Cadmium sulfuricum, Plumbum, Aceticum acidum, Guajacum, Petroleum, Carbolicum acidum, Kresolum, Rhus toxicodendron, Gadus morrhua, Zincum, Ammonium carbonicum
bzw.
causticum, Fluoricum acidum, Chlorum, Lacticum acidum)
, sollte dieses Mittel in die engere Wahl gezogen werden – gegebenenfalls ein verwandtes ( Kap. 9.3 ). Oft wird auch umgekehrt ein Allergen erst durch die homöopathische Mittelwahl gefunden und nachträglich in der Umwelt des Patienten entdeckt.
23.2.3 Urtikaria
Nesselsucht, Quaddelsucht.
Auftreten von unscharf begrenzten, flüchtigen Hautveränderungen (Urticae, Quaddeln) aufgrund exogener und endogener Ursachen. Starker Juckreiz. Ca. 20–30 % der Bevölkerung einmal im Leben davon betroffen.
Ursache: Histaminfreisetzung aus Mastzellen und basophilen Granulozyten bei allergischer Urtikaria (Arzneimittel, Insektenstiche, Nahrungsmittel) oder nicht allergischer Intoleranzreaktion auf Nahrungsmittel(-Zusätze) oder Arzneimittel. Weitere Ursachen können physikalische Auslöser (Kälte, Wärme, Licht) oder körperliche Belastung sein.
Verlauf: akut (< 6 Wo.), chronisch (> 6 Wo.). Chronische Verlaufsform entweder intermittierend, rezid. oder persistierend. Quincke-Ödem mit Zuschwellen der Lider.
Therapeutische Strategie
Die Urtikaria tritt meist akut oder rezidivierend auf, dabei häufig mit dem gleichen Auslöser. Die einfache Urtikaria ist harmlos, der Übergang zur Anaphylaxie jedoch lebensgefährlich.
Unter homöopathischer Behandlung klingt die Urtikaria sehr schnell ab: die akute innerhalb weniger Minuten, die chronische innerhalb von Tagen bis Wochen. Häufig kommt es danach nicht bzw. nicht mehr zu Rezidiven.
Die alleinige homöopathische Behandlung reicht fast immer aus. Bei anaphylaktoider Reaktion sollte die Behandlung ggf. klinisch erfolgen.
Die Urtikaria bietet verblüffend schnelle und einfache Therapieerfolge, auch für ungeübte Homöopathen. Die chronische Urtikaria erfordert zwar eine Konstitutionsbehandlung ( Kap. 4.3 ), ist aber auch relativ unkompliziert zu behandeln. Höhere Anforderungen an den Therapeuten stellt das Quincke-Ödem.
Homöopathische Behandlung
Meist reicht eine Einmalgabe aus, um die akute Urtikaria zum abklingen zu bringen. Selten ist eine Mittelwiederholung nötig.
Es kommt ohne Zwischenstadien oder Erstreaktion zum völligen Abklingen der Symptomatik. Nach der Hering’schen Regel ( Kap. 7.3.3 ) muss eine akute Urtikaria oder anaphylaktoide Reaktion als neu aufgetretenes
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