Leitfaden Homöopathie (German Edition)

Grunderkrankungen).
    Verlaufsbeurteilung
    Atypischer Haarausfall ist ein wichtiger Verlaufsparameter für die Mittelwirkung. Es ist wichtig zu wissen, dass immer nur die Haare ausfallen, die bereits vor drei bis vier Wochen geschädigt wurden. Eine Mittelwirkung kann also frühestens nach diesem Zeitraum beurteilt werden. Außerdem ist die Beobachtung der Allgemeinsymptome sowie der Veränderungen bei anderen Erkrankungen wesentlich für die Verlaufsbeurteilung ( Kap. 7 ).
    Unterstützende Maßnahmen

    Zusatzbelastungen vermeiden.
    Schuppenbildung vermindern (besonders bei androgenetischer Alopezie): täglich bürsten statt aggressive Shampoos zu verwenden. Seltener die Haare waschen.
    Mechanische Belastung meiden (z.B. straffer Dutt, manche Haarspangen).
    Medikation und Umweltgifte überprüfen und ggf. absetzen.
    Prognose
    Die androgenetische Alopezie lässt sich kaum beeinflussen. Alle anderen Arten von Haarausfall reagieren auf das richtige Mittel innerhalb weniger Wochen.
    Homöopathische Arzneimittel und ihre Differenzierung
    Da die Behandlung des Haarausfalls eine umfassende Anamneseerhebung erfordert und viele Heilmittel infrage kommen, sollen hier nur einige wichtige Hinweise aufgeführt werden.
    Causa
    Falls eine klare Causa besteht, kann sie direkt zum Mittel führen, z.B. eine belastende Lebenssituation (häufig
Phosphoricum acidum
). Ist ein Toxin für den Haarausfall verantwortlich, kann in Ausnahmefällen die jeweilige Noxe einmalig in der C30 verordnet werden, um die Toxinausscheidung zu verbessern.
    Lokalisation
    Auffallende Lokalisationen können direkt zum Mittel führen. Da die entsprechenden Repertoriumsrubriken oft sehr klein sind, muss mit der gebotenen Vorsicht vorgegangen werden.
    Verlauf
    Thallium
hat einen raschen (innerhalb weniger Tage) universalen Haarausfall und weitere typische Zytostatika-Nebenwirkungen im Arzneimittelbild. Es kann daher gelegentlich bei Chemotherapie hilfreich sein ( Kap. 24 , Kap. 25 ). Aber auch bei anderen Haarausfällen durch exogene Noxen zeigt
Thallium
Wirkung, wenn die Dynamik des Haarausfalls der des Arzneimittelbildes von
Thalium
entspricht.
    Lokalsymptome
    Empfindlichkeit der Haare auf Berührung und Kämmen spricht für
Selenium
oder
Carbo vegetabilis
. Ein Gefühl, als würde an den Haaren gezogen, spricht für
China
oder
Alumina
. Für seltsame Farbveränderungen gibt es einige Mittel (z.B. grün:
Cuprum
). Isolierte, weiße Strähnen sprechen für
Psorinum
.

23.5 Gutartige Fehlbildungen der Haut und gutartige Hauttumoren

23.5.1 Nävi

    Pigmentzellnävus und Nävuszellnävus (Leberfleck, Mal, Muttermal).
    Umschriebene, gutartige, erworbene und angeborene Fehlbildungen von Melanozyten. Oberfläche ist meist glatt, kann aber auch warzenähnlich, behaart oder tierfellartig sein. Café-au-lait-Fleck: Größe > 1 cm, ggf. mit Pigmentsprenkler. Großflächige Nävi werden wegen ihres Entartungsrisikos vor der Pubertät häufig exzidiert.
    Therapeutische Strategie
    Echte Nävi bedürfen an sich keiner Behandlung bzw. können sie auch durch die beste homöopathische Therapie nicht zum Verschwinden gebracht werden. Ein sinnvolles Therapieziel ist, die Entartung verdächtiger Nävi zu verhüten.
    Bei Entzündungen, Verletzungen oder Veränderungen der Form, Farbe, Größe und Begrenzung sollte eine operative Entfernung und histologische Begutachtung erfolgen. Allerdings sollte die Operationsindikation nicht zu weich gestellt werden. Die Tendenz der heutigen dermatologischen Praxis zu frühzeitiger, prophylaktischer Entfernung vieler Nävi, die klinisch absolut unauffällig sind ist aus homöopathischer Sicht eine Unterdrückung und führt langfristig eher zu Problemen als dass es diese löst.
    Trotzdem lässt sich die Exzision von verdächtigen Nävi homöopathisch nicht ersetzen, sie sollte jedoch prä-, peri- und postoperativ, wie jeder andere Wunde, homöopathisch unterstützt werden ( Kap. 33.1 ).
    Homöopathische Behandlung
    Ansonsten unterstützen Nävi als Lokalsymptome die Mittelfindung. Bei schwer kranken Patienten (MS, Krebs, Diabetes etc.) entwickeln sich manchmal unter Therapie auffällige Nävi, die dann mittelweisend sein können.
    Lokalisation, Art, Form, Farbe, Größe usw. der Nävi geben dem homöopathischen Arzt wichtige Hinweise für die Mittelwahl und die Bestimmung der vorherrschenden miasmatischen Belastung. Es ist daher von großer Bedeutung, die Nävi möglichst exakt in der Anamnese zu dokumentieren.
    Wahl der Symptome
    Die Rubrik Nävi