Leitfaden Homöopathie (German Edition)
richtigen homöopathischen Mittels Blutungen zum Sistieren bringen. Die praktische Erfahrung zeigt, dass bei korrekt gewählter Arznei akute Blutungen innerhalb von Sekunden oder wenigen Minuten zum Stillstand kommen.
Hämolytische Anämien (Retikulozyten ↑)
Hämolytische Anämien werden aufgrund ihrer Ätiologie unterschieden. Sie entstehen durch diverse Defekte der Erythrozyten oder durch verschiedene extraerythrozytäre Faktoren.
Grundsätzlich muss aus homöopathischer Sicht bei diesen Anämien an die verschiedenen Schlangengifte als Homöotherapeutika gedacht werden, die im Vergiftungsfall ebenfalls hämolytische Anämien hervorrufen. Auch hier muss nach einer genauen Hierarchisation der individuellen Symptome verschrieben werden. Tritt die Hämolyse im Rahmen einer Malaria auf, muss man die entsprechenden Mittelebenfalls auf Grund der individuellen Symptome differenzieren. Eine Hämolyse im Rahmen einer schweren Infektionskrankheit wird aufgrund der auffallenden Symptome der Akutkrankheit behandelt.
Renale Anämie (Retikulozyten ↓)
Hauptursache ist der Erythropoetinmangel infolge einer chronischen Niereninsuffizienz diverser Ätiologie wie z.B. chronische Glomerulonephritis (20 %), diabetische Nephropathie (> 20 %) u.a., welche als schwerste Erkrankung mit dem Konstitutionsmittel behandelt werden muss, am besten noch bevor es zu einer terminalen Niereninsuffizienz kommt.
Aplastische Anämie (Retikulozyten ↓)
Seltene angeborene Formen wie die Fanconi-Anämie sind nach den Regeln der klassischen Homöopathie mit dem Konstitutionsmittel zu behandeln, wobei möglichst früh, am besten noch vor Diagnosestellung begonnen werden sollte. Das Fernziel ist ein Progressionsstop der Krankheit mit möglichst guter Lebensqualität. Auch angeborene Krankheiten lassen sich im Phänotyp durch die Homöopathie beeinflussen, allerdings lässt sich ein genetischer Defekt nicht beseitigen.
Die häufigeren erworbenen Formen der aplastischen Anämie sind in 70 % der Fälle idiopathisch, was ebenfalls eine konstitutionelle homöopathische Behandlung verlangt. Die restlichen 30 % sind sekundär ausgelöst, z.B. durch Medikamente wie Chloramphenicol, nichtsteroidale Antirheumatika, Goldpräparate u.a., sowie durch toxische Stoffe (z.B. Benzol), ionisierende Strahlen und Virusinfekte.
Ist die ionisierende Strahlung als Ursache wahrscheinlich, muss – zumindest als Zwischenmittel – eine für diese Störungen spezifische Arznei wie
Phosphorus
oder
Radium bromatum
zur Antidotierung der Strahlenfolgen gegeben werden. Sind toxische Substanzen als Causa identifiziert, können sie mit homöopathischen Arzneien „antidotiert“ werden ( Kap. 9.3.1 ). Gelingt dieser Behandlungsversuch, treten meist die individuellen Symptome und damit das Arzneimittelbild des Patienten deutlicher hervor.
Hyperchrome Anämie (MCH ↑)
Megaloblastäre Anämie
Am häufigsten bedingt durch einen Mangel an Vitamin B 12 . Dieser ist wiederum am häufigsten bei der perniziösen Anämie mit Antikörperbildung gegen Parietalzellen und Intrinsic factor.
Auch bei Erkrankungen mit Malabsorptionssyndrom kommt es zum Vitamin-B 12 -Mangel.
Sowohl die perniziöse Anämie wie auch die Erkrankungen mit Malabsorptionssyndrom werden aufgrund der auffallenden individuellen Symptome und der Totalität der Symptome des Patienten mit dem Simillimum behandelt.
Die zweite Hauptursache ist der Folsäuremangel bei Mangelernährung (z.B. Alkoholiker) oder bei erhöhtem Bedarf z.B. in der Schwangerschaft oder bei Hämolyse.
Neben der Umstellung der Ernährung und der homöopathischen Behandlung erfolgt ggf. zumindest kurzzeitig die Substitution mit Folsäure und Vitamin B 12 .
Repertorisation, Dosierung, Prognose
Wahl der Symptome
Das homöopathische Simillimum wird einerseits nach den „§-153-Symptomen“ (Organon), andererseits aufgrund der Totalität der Symptome ausgewählt. Daneben ist die miasmatische Analyse von größter Bedeutung. Die Symptomsammlung sowie die Hierarchisierung und Ordnung der Symptome in auffallende, sonderliche (Organon, § 153) Symptome (I), in gut beobachtete Geistes- und Gemütssymptome bzw. Gemütszustand (II), in deutliche Allgemeinsymptome (III), deutliche Causa (IV), z.B. Bestrahlung als Auslöser, und Lokalsymptome (V) ist unerlässlich und wird an anderer Stelle in diesem Buch ( Kap. 4.2 ) ausführlich beschrieben.
Die sichtbaren Symptome der Anämien , welcher Ätiologie auch immer, sind meist pathognomonisch und gelten als
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