Leitfaden Homöopathie (German Edition)
(Mangel an Erythropoetin).
Therapeutische Strategie
Angesichts der vielfältigen Ursachen einer Anämie sind unterschiedliche therapeutische Vorgehensweisen erforderlich. Dies zeigt sich auch bei der miasmatischen Betrachtung: Anämien entstehen am häufigsten aus der Verbindung von Psora mit der Syphilis, der Tuberkulose oder der Sykosis. Oft ist eine Anämie jedoch auch nur Ausdruck der Sykosis III ( Kap. 3.4 ).
Die klassische Homöopathie behandelt den kranken Menschen mit der Gesamtheit seiner individuellen Symptome, nicht seine Diagnose(n). Bei Erkrankungen wie Hypermenorrhoe, myelodysplastisches Syndrom oder erosive Gastritis sollen sich deshalb im Laufe einer chronischen Behandlung nicht nur die typisch krankheitsbezogenen Symptome bessern, sondern auch Beschwerden, die den Allgemeinzustand des Patienten beeinträchtigen.
Außer bei akuter Blutungsanämie sind alle Anämien aus homöopathischer Sicht als Ausdruck der chronischen Krankheit (bzw. der Tumorerkrankungen bei der Tumoranämie) zu behandeln und erfordern je nach Grunderkrankung eine unterschiedlich lange Behandlungsdauer. Das Mittel wird nach Ätiologie und individueller Symptomatologie ausgewählt. Ob eine „kausale“ bzw. eine symptomatische schulmedizinische Behandlung sinnvoll oder notwendig ist, hängt von der Ursache und Ausprägung der Anämie ab.
Bei chronischen Anämien im Rahmen von chronischen Krankheiten ist mit einer Behandlungsdauer von einigen Jahren zu rechnen.
Homöopathische Behandlung, Reaktion auf Erstverordnung, Verlaufsbeurteilung
Hypochrome Anämien (MCH ↓)
Eisenmangelanämie (Eisen ↓, MCH ↓)
Die Eisenmangelanämie ist mit 80 % aller Anämien die häufigste Anämieform. In Europa besteht bei ca. 10 % aller Frauen im gebärfähigen Alter eine Eisenmangelanämie. Eine chronisch bestehende Anämie ist ernst zu nehmen, weil sie eine Präkanzerose darstellt, das heißt anamnestisch ist bei vielen Tumorpatienten eine bereits langjährig bestehende Anämie in der Vorgeschichte zu eruieren.
Nach einer gründlichen homöopathischen Erstanamnese und einer schulmedizinischen Ursachenabklärung der Eisenmangelanämie (chronische Blutungen sind mit ca. 80 % der Fälle die häufigste Ursache eines Eisenmangels) dienen neben den anderen individuellen Symptomen des Patienten zur Verlaufsbeurteilung die klinischen Zeichen der Anämie wie blasse Schleimhäute/Konjunktiven, Müdigkeit, Tachykardie etc. wie auch regelmäßige Laborkontrollen von Hämoglobin (Hb), Ferritin, Eisen, Erythrozyten und Transferrin.
Eine durch Menstruationsunregelmäßigkeiten bzw. durch eine zu starke Menstruationsblutung verursachte Anämie kann durch das richtige homöopathische Mittel innerhalb von Monaten bis ca. einem Jahr Behandlungszeit gebessert bzw. behoben werden. Selbst wenn das Hb noch nicht vollends zufrieden stellend ist, weist eine Normalisierung der Mensfrequenz und -intensität gemeinsam mit einer Besserung des Allgemeinbefindens auf eine richtige Verschreibung hin.
Eine letzte Sicherheit wird man erst nach mehreren Jahren der Behandlung haben. Denn man kann lange Zeit mit einem Simile statt einem Simillimum partiell Symptomenkomplexebessern, ohne den tatsächlichen Kern der Erkrankung des Patienten erfasst zu haben. Eine Erfahrung, die jeder klassisch homöopathische Arzt bestätigen wird und die für die Behandlung aller chronischen Krankheiten gilt.
Selbst mit Hilfe der Hering’schen Regeln ist die Verlaufsbeurteilung von chronischen Fällen im Alltag nicht immer einfach und bietet zahlreiche Fallen. Die Kunst besteht darin, einerseits ein wirksames Mittel nicht zu früh zu verlassen und andererseits ein nur partiell wirkendes Mittel nicht zu lange zu verordnen.
Im Fall einer durch Hypermenorrhoe verursachten Anämie ist auf eine allzu voreilige Gabe von Eisenpräparaten zu verzichten, wenn auch der gynäkologische Kollege dazu drängen wird. Ein durch Eisensubstitution gebessertes Hb kann die Therapiekontrolle aus homöopathischer Sicht unnötig erschweren, man bleibt unter Umständen länger beim falschen Mittel.
Wenn der Blutverlust durch blutende Myome verursacht wird, ist es meist schwierig gegen das Drängen des Gynäkologen zu einer baldigen Hysterektomie anzukommen. Gelingt es, durch eine homöopathische Behandlung Myomblutungen zu heilen, bzw. Myome zu verkleinern, ist ein bedeutender Schritt in Richtung Gesundheit erfolgt. Eine Hysterektomie entspricht aus homöopathischer Sicht einer rein symptomatischen
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