Leitfaden Homöopathie (German Edition)
entscheiden.
Vorteile: Auch kleine oder neue Arzneimittel, die im Originaltext von Kent zu wenig oder nicht berücksichtig wurden, können durch die Arbeit mit dem Repertorium gefunden werden.
Nachteil: Viele Rubriken werden deutlich aufgebläht und verlieren dadurch ihren Wert für die praktische Arbeit (siehe Auswahl der Symptome).
Problembereiche der Neubearbeitung des Kent’schen Repertoriums
Gerade durch die unterschiedlichen Übersetzungen des Originalkents ergaben sich Unklarheiten bezüglich vieler, vor allem historischer Begriffe – teils wurden Begriffe unterschiedlich übersetzt, teils schlichen sich Übersetzungsfehler ein. Ein Ausweg für viele Homöopathen war, das englische Original bzw. die erweiterten, englischen Versionen des Kent’schen Repertoriums zu verwenden. Zumindest teilweise wird dieses Problem durch das Einarbeiten von Querverweisen gelöst. Hierbei wird auf Rubriken hingewiesen, die inhaltlich ähnlich sind und möglicherweise parallel berücksichtigt werden müssen. Weiterhin wurden die aktuell erscheinenden Repertorienum Rubriken erweitert, deren Inhalte in dieser Form zu Kents Zeiten unbekannt waren (z.B. Mononukleose). Es muss dem Leser klar sein, dass es sich hier ausschließlich um die Verarbeitung von Erfahrungen handelt, die der aktuellen Medizin entstammen und als solche auf ihre Validität zu überprüfen sind.
Andere Repertorien
Die in diesem Kapitel detaillierte und umfangreiche Beschreibung des Kent’schen Repertoriums entspricht seiner weiten Verbreitung. Sowohl die meisten klassisch arbeitenden Homöopathen als auch viele der aus der klassischen Methode hervorgegangenen Strömungen ( Kap. 10 ) verwenden das Kent’sche Repertorium in der täglichen Praxis.
Andere Repertorien, die als Konsequenz aus der Arbeitsweise der jeweiligen Autoren entwickelt wurden – z.B. Bönninghausens „Therapeutisches Taschenbuch“, Boerickes „Homöopathische Mittel und ihre Wirkungen“, Bogers „General Analysis“ oder Phataks „Concise Repertory“ – und heute wieder zunehmend Verbreitung finden, werden hier nicht im Detail behandelt. Eine genaue Auseinandersetzung damit ist jedoch vor allem im Zusammenhang mit der jeweiligen Arbeitsmethode des Autors in jedem Fall gewinnbringend.
6.1.2 Allgemeine Richtlinien bei der Dosierung von C-, Q- und D-Potenzen
C-Potenzen
Hohe C-Potenzen (C30, C200, C1000 = M, C10 000 = XM, C50 000 = LM, C100 000 = CM, C1 000 000 = MM) werden in Einzelgaben zu zwei Globuli verabreicht (zeitliche Abstände und Potenzabfolge Kap. 6.3 ).
Niedrige C-Potenzen (z.B. C12) werden dosiert wie niedrige D-Potenzen.
Einnahmezeitpunkt: Bei Akuterkrankungen werden hohe C-Potenzen möglichst bald eingenommen, bei chronischen Erkrankungen sollte das Mittel abends vor dem Schlafengehen genommen werden. In Abhängigkeit von den aktuellen Lebensumständen (z.B. Schichtarbeit, unregelmäßiger Lebenswandel) kann die Einnahme zu einem anderen Zeitpunkt, z.B. morgens, sinnvoll sein.
Die Kent’sche Reihe
Kent ( Kap. 10.3 ) fand während der Jahre seiner Praxistätigkeit heraus, dass bei der Behandlung chronischer Erkrankungen eine bestimmte Abfolge von Einzelgaben hoher C-Potenzen (seinerzeit wurde mit den verschiedensten C-Potenzen experimentiert und gearbeitet) über einen langen Zeitraum am meisten Erfolg versprach.
In erster Linie ist die Kent’sche Reihe also eine Vorgabe für die Abfolge von hohen C-Potenzen bei der Therapie von chronisch Kranken.
Grundreihenfolge der Kent’schen Reihe
C200
C200
C1000 (M)
C1000 (M)
C10 000 (XM)
C10 000 (XM)
[C50 000 (LM)]
[C50 000 (LM)]
C100 000 (CM)
C100 000 (CM)
[C1 000 000 (MM)]
[C1 000 000 (MM)]
Anmerkung: die C50 000 und die C1 000 000 sind optional und können beim Durchlaufen der Kent’schen Reihe auch übersprungen werden.
Regeln für die Anwendung in der Praxis
Einstiegspotenz: Je nach Krankheitsfall beginnt man bei der C200, der C1000 (M) oder der C10 000 (XM). Entscheidend sind hier die schwere der Erkrankung, die Vitalität des Patienten und die Bedrohlichkeit eventueller Erstverschlechterungen. Potenzen über der C10 000 (XM) sind sehr selten als Einstiegspotenz angezeigt ( Tab. 6.1 ).
Tab. 6.1 Kriterien zur Wahl der Einstiegspotenz bei Behandlung mit hohen C-Potenzen nach der Kent’schen Reihe
Leichte Erkrankungen
→
Höhere Einstiegspotenz
Schwere Erkrankungen
→
Niedrigere Einstiegspotenz
Hohe Vitalität
→
Höhere Einstiegspotenz
Niedrige Vitalität
→
Niedrigere
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