Lektionen (German Edition)
nicht. «Ich kann jetzt nicht darüber reden.»
«Nachdem ich aus der Autoausstellung rausgeschmissen wurde, die mich übrigens eine hübsche Stange Eintrittsgeld gekostet hat, dachte ich, du würdest nachkommen.»
«Ich habe gearbeitet!»
«Ich habe lange gewartet. Bis zum Schluss, um genau zu sein. Du bist nie rausgekommen.»
«Bin ich aber offensichtlich, David. Bin doch hier, oder?» Sie zerrte heftig und befreite ihre Hand. Hastig stopfte sie beide Hände in die Jackentaschen.
«Was ist los? Ich hab ein Recht, es zu wissen, finde ich.» David versperrte ihr den Fluchtweg. Seine Gesichtszüge wirkten starr. Er sah aus wie ein Fünfjähriger. «Sprich mit mir.»
«Nicht jetzt. Komm heute Abend vorbei. Wir trinken Tee bei mir und reden.»
«Schön.» Er trat beiseite.
Sarah lief ohne einen Blick zurück davon. Sie war zugleich wütend und beschämt. Erleichtert, ihn los zu sein, und von Angst vor dem bevorstehenden Abend erfüllt. Zum Teufel mit ihm. Warum konnte er nicht einfach verschwinden?
An jenem Nachmittag gab Sarah ihre Hausarbeit über «Liebe» für ihr Seminar zur Erkenntnistheorie ab. Die Arbeit war nicht ganz das geworden, was sie sich erhofft hatte, zwar wissenschaftlich in der Form mit ordnungsgemäßen Kommentaren, aber ohne klaren eigenen Standpunkt. Kein Wunder. Sie hatte inzwischen eingesehen, eigentlich kaum etwas über Liebe zu wissen. Nicht gerade das, was sie in einem Aufsatz zugeben wollte. Nicht gerade das, was sie sich selbst gegenüber zugeben wollte. Aber wahr.
Sie traf früh zu Hause ein, badete, schlüpfte in ihren hauchzarten BH und Tanga und zog den Kaschmirpulli, den David ihr geschenkt hatte, und einen Jeansrock an. Sie wollte schicklich sein. Zum Glück hatte sie die jämmerlichen Andenken an Jack, die sie von ihrem ersten Kunden gesammelt hatte, einschließlich der Krebsschere, die erst in ihrem Rucksack und dann auf ihrem Schreibtisch gelandet war, bereits in den Müll geworfen. Ihr war es peinlich, auch nur daran zu denken, wie sie jede Nacht nach ihm gerufen hatte. Beschwörungen Jacks. Gebete? O Gott!
Für ein Mädchen, das als Jungfrau volljährig geworden war, hatte sie in kurzer Zeit einen ansehnlichen sexuellen Wissensschatz angesammelt. Zugegeben, so viel Sex hatte es nun auch wieder nicht gegeben, aber jeder ihrer Aufträge von der Agentur war sexuell gewesen. Sie hatte jeden genossen und war auch noch gut dafür bezahlt worden.
Es war daher äußerst widersinnig, dass sie sich Sex zu haben anschickte, den sie eigentlich nicht haben wollte und für den sie nicht bezahlt werden würde. Sie fragte sich, wie viele Frauen wohl diese Erfahrung gemacht hatten. Höchstwahrscheinlich eine ganze Menge. Die gesamte Zeit ihrer sexuellen Aktivität über hatte sie ihre Gunst verkauft, außer mit Luigi, sich aber noch nie so ruchlos gefühlt wie an diesem Abend, da sie vorhatte, David zu verführen.
Das immerhin hatte er sich verdient, und Sarah war im Innersten gerecht. Hätte sie erst einmal sein zerbrechliches männliches Ego gefestigt, würde sie ihn fallen lassen. Ihn würde es besänftigen, endlich das bekommen zu haben, was er so lange gewollt hatte: ihre «Jungfräulichkeit». Auf jeden Fall würde es den Schlag abfedern, mit ihm Schluss zu machen. Das hoffte sie wenigstens.
Sie schaltete den Wasserkocher ein und schminkte sich. Hier ein wenig Lidschatten, dort ein bisschen Lipgloss – den natürlichen Look hatte sie vervollkommnet. Im letzten Augenblick überlegte sie es sich mit den bloßen Beinen anders und zog ein Paar halterlose Strümpfe mit Spitzenbändern an. Wäre David erst mal erregt und zöge sie sich bis auf die Wäsche aus, würde ihn doch sicher diese Überraschung freuen, oder? Gerade als Sarah kochendes Wasser in die Teekanne gegossen hatte, summte die Gegensprechanlage. Sie ließ ihn unten ein und versuchte, die Schmetterlinge in ihrem Bauch zu zügeln. Es war David. Wie bloß konnte sie Sex mit ihm in größere Unruhe versetzen, als auf die sexuellen Vorlieben eines Fremden einzugehen?
«Ich komme», rief sie ein paar Stunden später.
Sarah und David waren von heftigem Gefummel auf dem Sofa und dann zum Bett übergegangen, wo sich die feierliche Deflorierung ereignet hatte. Sie hatten nun schon eine Weile gefickt, und wenn ihr Höhepunkt auch bei weitem nicht der beste aller bisherigen war, war er doch zumindest echt. David sollte ihn nicht versäumen, und sie übertrieb ein bisschen. «O Gott! O David!»
Sarah lag unter David,
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