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Lektionen (German Edition)

Lektionen (German Edition)

Titel: Lektionen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeline Moore
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machen zu können.
    Wär doch mehr als cool.
    Ein paar Wochen lang vertiefte sie sich in ihre Studien und schob an den Wochenenden ein paar leichte Nummern für Classique. Der Kurs in Improvisation hatte sich als weit schwieriger erwiesen als von ihr erwartet, aber sie lernte, sich auf ihr Gespür und ihre Kommilitonen zu verlassen. Es war ein ganzjähriger Kurs und sie deshalb zuversichtlich, am Ende eine gute Note herauszuholen.
    Ihre übrigen Seminare liefen alle sehr gut, bis auf Existenzialismus bei Professor Braun. Er hatte seine Anforderungen plötzlich geändert und angefangen, die Studenten jeden Freitag zu prüfen. Da fast alle den sinnlosen Versuch aufgegeben hatten, bei seinem Gekritzel auf der Tafel mitzukommen, war eine gewisse Besorgnis entstanden. Aber seine Prüfungen hatten nichts mit Existenzialismus zu tun oder Philosophie oder überhaupt etwas klar Ersichtlichem. Er stellte Fragen wie: «Käme Schrödingers Katze ins Zimmer gelaufen, würden Sie sie streicheln, ignorieren oder verscheuchen?» Eine Antwort galt als die zutreffende, die anderen als falsch. Und es kam noch schlimmer, denn die Studenten hatten ihre Prüfungsbögen verglichen und entdeckt, dass die Antwort «streicheln» auf dem einen abgehakt und einem anderen mit Fehlerkreuzchen versehen war.
    Besonders die Studenten mit erweitertem Abschlussziel machten sich große Sorgen. Sie hatten Professor Braun in diesem Semester mit Existenzialismus und im nächsten mit Ethik am Hals. Bald würden sie sich an der weiterführenden Hochschule einschreiben müssen, und dafür brauchten sie Bestnoten. Professor Braun vermasselte ihnen nicht nur den Verstand, sondern auch die Zukunft.
    Ihren Bitten um eine Erklärung begegnete er unzugänglich. Er weigerte sich, sie in seinem Büro zu empfangen. Was mal lustig gewesen war, verkam zum Trauerspiel, so sah es Sarah zumindest. Andere waren da weniger milde gestimmt.
    «Was soll ich tun?» Sarah hatte David die Situation in groben Zügen geschildert, während er sie vom Vorlesungssaal zur Bibliothek begleitete. Sie war ihm seit der Autoausstellung aus dem Weg gegangen, er aber hatte vor der Tür auf sie gewartet, sodass sie sich widerwillig von Penny und den anderen Mädchen verabschiedet und laut gerufen hatte: «Wir treffen uns dann in der Bibliothek!» Sie hatten genickt, obwohl die Gruppe gar nichts verabredet hatte. Gruppenzugehörigkeit, hatte Sarah inzwischen erkannt, war ebenso nützlich wie vergnüglich. Nun versuchte sie einfach, Davids gekränkter Miene und einer Erörterung ihrer beider Zukunft auszuweichen.
    «Es ist ziemlich ernst», sagte David. «Du willst dir schließlich keinen Ruf als Unruhestifterin einhandeln. Wirst einfach das Beste draus machen müssen.»
    «Ja, schon … aber –» Sarah bemühte sich, das Thema in die Länge zu ziehen, doch David schnitt ihr das Wort ab.
    «Was hast du für Pläne, Sarah? Wenn ich dich mal fragen darf.»
    Seine Stimme verriet Bitterkeit, aber er nahm ihre Hand.
    «Ich weiß nicht. Weiterführende Uni, dachte ich, irgendwo …» In Wahrheit war sie so beschäftigt gewesen, dass sie sich hinsichtlich ihrer Ausbildung gerade mal ihren Abschlussnoten hatte widmen können. An die Zukunft hatte sie kaum gedacht.
    «Treffe ich dich bald wieder nackt auf einer Motorhaube?»
    «Ich war nicht nackt, David. Und die Antwort auf deine Frage lautet Nein.» Sie hatte bereits entschieden, dass diese Form von Arbeit zu gewagt war. Besser, sie ging «verdeckt» vor. Sarah wollte schon lachen, aber ein Blick in Davids Gesicht erstickte den Impuls.
    «Gut. Es schickt sich auch nicht, Schatz.»
    Sie stöhnte innerlich. Schickt sich . Wie muffig konnte er noch werden?
    «Was ist mit Weihnachten?»
    «Ich fahre wahrscheinlich nach Hause, wie immer.» Sie beschleunigte ihre Schritte.
    David hielt mit und hatte dabei immer noch ihre Hand in seiner. «Warum begleitest du mich nicht? Verbringst eine Weile mit meiner Familie in Vermont? Würde dir gefallen, Sarah. Sie möchten dich näher kennenlernen.»
    «Ich weiß nicht.» Vergebens zermarterte Sarah ihr Hirn auf der Suche nach noch etwas, was sie sagen könnte. Die Bibliothek lag vor ihnen. Sie sah Studenten durch die Flügeltüren ein- und ausgehen. Sie versuchte, David ihre Hand zu entziehen, doch er hielt sie fest. Sie kam sich wie gefangen vor. Sie versuchte es nun mit mehr Kraft.
    «Liebst du mich noch?» Nun hielt David ihre Hand umklammert. Es tat weh.
    «Ich –» Sie verkniff sich zu sagen, sie wisse es

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