Lena - einfach raus und leben
In dieser skandinavischen Metropole sollte Lena am Abend des 29. Mai 2010 Deutschland beim Eurovision Song Contest vertreten - und diese Nacht mit einem sensationellen Triumph beenden, sie zu »ihrer« Nacht werden lassen.
Der Contest fand in der 2009 fertiggestellten Telenor Arena statt, die sich auf dem ehemaligen Flughafengelände Fornebu auf einer Halbinsel vor Oslo befindet. In Europas größtem Hallen-Stadion ist Platz für rund 23 000 Menschen, und genauso viele waren es jeweils
auch, die sich sowohl die beiden Semi-Finale am 25. und 27. Mai als auch das Finale am 29. Mai 2010 - einem Samstag - anschauten.
Dass der Contest überhaupt in Oslo ausgetragen wurde, dafür war ein junger Mann namens Alexander Igorovitsj Rybak verantwortlich. Er hatte 2009 für Norwegen den Wettbewerb mit dem Lied »Fairytale« und einer Rekordzahl von 387 Punkten gewonnen. Somit war klar, dass der nächste Contest in Norwegen stattfinden würde, denn so besagen es die Regeln.
Geboren wurde der weißrussisch-norwegische Sänger, Violinist, Komponist und Schauspieler am 13. Mai 1986 im russischen Minsk. Als Alexander vier Jahre alt war, zogen seine Eltern mit ihm in die Nähe von Oslo. In einer Künstlerfamilie aufgewachsen, gewann Alexander schon früh zahlreiche Musik- und Schauspielpreise.
Um seinen sensationellen Triumph beim Eurovision Song Contest im Vorjahr noch einmal in Erinnerung zu rufen, spielte Rybak seinen Siegersong »Fairytale« am Abend des 29. Mai zu Beginn der offiziellen Veranstaltung. Das Publikum war begeistert und spendete stehende Ovationen.
Bei der Auslosung 2010 hatte Lena Glück gehabt: Deutschland durfte sich einen Startplatz aussuchen und entschied sich für die Nummer 22. Späte Auftritte waren in den letzten Jahren stets ein gutes Omen gewesen, denn viele Zuschauer schalten sich erst zu fortgeschrittener Stunde zur Sendung zu, was einen Vorteil für Lena ausmachen konnte.
Der Gastgeber Norwegen sowie die »Big Four« (Deutschland, Frankreich, Spanien und England) waren automatisch für das Finale gesetzt. Die restlichen 34 Länder traten in zwei Semifinalen zu je 17 Ländern an. Die besten Zehn einer jeden Ausscheidung erreichten das Finale, so dass am Ende 25 Länder ihre Songs von maximal drei Minuten Länge vortragen lassen durften.
Die Zulosung der 34 Semifinalisten erfolgte bereits am 7. Februar 2010 in Oslo. Dabei wurde auch ausgelost, dass Deutschland und Spanien im ersten Semifinale am 25. Mai 2010 abstimmen würden, Frankreich, England und Norwegen im nächsten Semifinale zwei Tage später.
Der Eurovision Song Contest, der bis 1992 noch Grand Prix Eurovision de la Chanson geheißen hatte, ist eine alteingesessene Institution. Er existiert seit 1956 und wurde zum ersten Mal in der Schweiz ausgetragen. Veranstaltet wird er von der Europäischen Rundfunkunion im Rahmen der Eurovision, und seit einigen Jahren fiebern ihm jährlich stets mehr als 100 Millionen Zuschauer an den Bildschirmen entgegen. 2010 ging bereits die 55. Veranstaltung über die Bühne, dieses Mal saßen über 125 Millionen TV-Zuschauer europaweit vor den Fernsehschirmen.
Für Lena muss die Vorbereitungszeit in Oslo Stress pur gewesen sein: Am Samstag, dem 22. Mai 2010, probte sie das erste Mal für ihren großen Auftritt, der exakt eine Woche später stattfinden würde. Darauf folgten anstrengende Verpflichtungen wie eine groß angelegte
Pressekonferenz, eine Bootstour mit den Medien, ein Empfang bei der Deutschen Botschaft, eine Party mit dem Fernsehsender NDR, der den Song-Contest organisiert hatte - und immer wieder Proben, beinahe täglich.
Auch auf der Pressekonferenz hielt Lena sich an ihre Devise, keine privaten Fragen der Medien zu beantworten. Als etwa eine Reporterin wissen wollte, ob die Hannoveranerin familiäre Unterstützung vor Ort bekomme, brachte sie nur einen seltsamen Laut zustande, der in etwa so klang: »Nöööööööööt.«
Ansonsten äußerte Lena sich mal auf Deutsch, mal auf Englisch. Sie zog eine Menge Grimassen und wirkte völlig entspannt. Manch einer warf ihr allerdings hinterher auch eine gewisse Arroganz und emotionale Kühle vor. Doch da gab es am Tisch schließlich noch einen lässig aufgelegten Stefan Raab, der coole Sätze wie den folgenden sagte: »Man muss nicht jede Scheiße beantworten, Lena.«
Immer wieder Stefan Raab, der große Organisator und Strippenzieher hinter den Kulissen: Von Dienstag, dem 25. Mai, bis Freitag, den 28. Mai, drehte sich bei der von ihm moderierten
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