Lena - einfach raus und leben
eine echte Chance, auch international.«
Andere, eher besorgte Töne gab der eurovisionserfahrene Sänger Guildo Horn in der Online-Ausgabe der Neuen Osnabrücker Zeitung vom 21. Juni 2010 von sich: »Mir tut die Lena jetzt schon leid. Das Mädel wird ja ganz schön medial abgenudelt. In dem Alter dann
noch.« 1998 war er mit »Guildo hat euch lieb« beim Wettbewerb dabei und machte dort die Erfahrung, dass die Teilnahme ganz schön an den Nerven zerrt, weil man ständig unterwegs ist: »Manchmal wusste ich gar nicht mehr, wo ich war. Einmal habe ich meiner Begleiterin in einem Taxi in Hamburg erklären wollen, wo das Oktoberfest stattfindet.«
Kommentare kamen auch aus einer ganz anderen Richtung: Denn natürlich ließ es sich die Polit-Prominenz nicht nehmen, auf den Lena-Zug aufzuspringen. So wurde in der Rheinischen Post vom 22. Mai 2010 die im Sommer dieses Jahres aktuelle Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Ursula von der Leyen, mit ihren Gratulationsworten zum 19. Geburtstag von Lena zitiert. Die Politikerin war ganz angetan davon, wie souverän die Musikerin mit ihrem frischen Ruhm umging und wie sehr sie die junge Generation anspornte: »Das Besondere bei Ihnen ist, dass ein ganzes Land zuschaut. Ich finde es klasse, wie frisch und locker Sie damit umgehen. Das Signal an andere Jugendliche ist: Jeder kann etwas Tolles schaffen, man muss an sich glauben und dranbleiben.«
Derselbe Artikel enthielt auch die Grußworte von Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler. Er duzte die Hoffnungsträgerin der deutschen Popmusik kumpelhaft und sprach freundschaftlich von ihrer »natürlichen und sympathischen Ausstrahlung«, mit der Lena die Menschen in ihrer Stadt Hannover und darüber hinaus für sich eingenommen habe.
Neben diesen wohlwollenden Äußerungen musste Lena aber auch bitterböse Bemerkungen aus prominentem Munde über sich ergehen lassen.
Die Sängerin Lou, die beim Contest 2003 den eher belanglosen zwölften Platz belegt hatte, maulte laut der Online-Ausgabe der Bild vom 28. März 2010 an Lenas musikalischen Fähigkeiten herum: »Lena kann gar nicht singen. Das Lied wird wieder unter die letzten kommen.«
Am heftigsten polterte Rap-Rüpel Sido (»Mein Block«) gegen die Hannoveranerin. So war Ende April in der Bravo zu lesen: »Ich finde Lena nicht gut.« Lena sei zwar ein besonderer Typ, dafür aber eine schlechte Sängerin, kritisierte der damals 29-Jährige. Obwohl sie bei englischen Buchmachern zum Zeitpunkt des Interviews hoch im Kurs stand, hielt Sido einen Sieg Lenas für ausgeschlossen. Im Vergleich zu ihren Konkurrenten liefere sie keine gute Show, begründete der HipHop-Star seine Skepsis. Und er wurde im Interview sogar beleidigend: »Sie wird da mit ihrem Flohmarkt-Kleid und fettigen Haaren rumstehen und nicht viel machen.« Obwohl er Lena noch nie persönlich getroffen hatte, hielt er sie für hochnäsig: »Ich glaube, sie hält sich für ziemlich schlau.«
Allerdings merkte Sido wohl, dass er ein bisschen zu stark gelästert hatte, und ruderte in einem Interview mit der Thüringer Allgemeinen vom 19. Mai 2010 ein wenig zurück. Erst spielte der Musiker den gönnerhaften Gesangskollegen, der weiß, wo es langgeht: »Warum
entschuldigen? Mir tut es leid um dieses kleine Mädchen in der Musikbranche.« Dann relativierte er seine Kritik: »Die Äußerung zu Lena war ein Nebensatz im Interview, und der wurde dann mächtig aufgeblasen.«
Lena selbst reagierte auf die Attacke in ihrer eigenen Art: mit Gelassenheit. Sie schickte in der Radiosendung »Frühstück bei mir« im Österreichischen Rundfunk nach den Äußerungen des Rappers Grüße an ihn und fügte hinzu: »Wir kennen uns doch gar nicht, vielleicht verstehen wir uns super?«
Noch härter als Sido ging Oliver Pocher mit Lena um, als er die Musikerin bei der Verleihung des Comet 2010 unschön parodierte. Er stürmte als Lena zurechtgemacht auf die Bühne, um den Preis »für die beste Künstlerin« an das Dance-Projekt Cascada zu übergeben.
Der Comedian hatte sich ins kleine Schwarze und Nylonstrümpfe gezwängt, ein Ritterlilien-Tattoo auf den Oberarm gemalt und eine schlecht sitzende Perücke aufgesetzt. Er sang mit schriller Stimme, die eigentliche Melodie verfehlend, »Satellite« in Lena-Manier als »Lika satalaite«. Bei der Preisverleihung zappelte Pocher dann ungestüm herum und schwenkte ein Deutschland-Fähnchen. Insgesamt zeichnete er ein negatives Bild von Lena. Die ganze Performance wirkte gehässig und
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