Lenas Mondnächte (German Edition)
hinausschrie in die Vollmondnacht. Nur um sich dann mit einem kehligen Knurren in ihr Genick zu verbeißen, bis sie wieder schrie vor Schmerz und ihr die Sinne zu schwinden begannen.
Wie durch einen Nebel fühlte sie, dass er von ihr abließ und sie auf den Rücken drehte. Benommen hob sie die Hände – ein lächerlich schwacher Versuch, ihn abzuwehren. Er beachtete diese klägliche Bemühung gar nicht, sondern kniete zwischen ihren Schenkeln und umfasste mit einem harten Griff ihre Hüften.
„Dreimal lasse ich dich für mich bluten, Lena!“ zischte er kehlig. „Dreimal werde ich dein Blut trinken und es dir dann, vermischt mit meinem, wieder zu trinken geben! Und dann wirst du mein Geschöpf sein, meine Gefährtin! Falls du nicht vorher dem Schmerz erliegst und du den Weg nicht weiter beschreiten kannst … heute bist du den Weg der Schändung gegangen. Ich habe dich mir genommen, dich erobert, dich benutzt. Wir werden sehen, ob du den Weg weiter gehen kannst …“
Und noch während sie diese Worte in ihren Verstand einsinken ließ und versuchte, deren Bedeutung zu erfassen, neigte er den Kopf über ihre Scham. Fast liebkosend spürte sie die Spitze seiner Zunge über die mittlerweile verschorfte Kratzwunde auf dem Venushügel gleiten – und dann fuhr ihr die Qual grausam mit aller Macht in die Gebeine. Wie ein Messer drangen scharfe Zähne in ihr Fleisch, rissen den Schorf ab und zerrten an der Wunde. Ihr Aufschrei brach, der Schmerz raubte ihr schier den Atem. Und dann fühlte sie heißes Blut pulsierend über die Haut perlen. Blut, das mit einem grollenden Knurren von ihrer Haut geleckt wurde.
Wieder stockte ihr der Atem, denn er schob sich groß und breit mit seinem ganzen Gewicht über sie, um sie dann ihr eigenes Blut von seinen Lippen trinken zu lassen, bis der Ekel sie würgte. Als sie das Gesicht wegdrehen wollte, hielt er ihr hart und gnadenlos den Kopf fest …
Alles verschwamm um Lena herum, sie fühlte ihn immer schwerer und schwerer auf sich. Bis sie nichts mehr spürte, bis sie endlich im gnädigen Nichts einer Ohnmacht versank.
3. Gequält
Als Lena in jener Nacht endlich zu sich kam, konnte sie nur kläglich Winseln, als wäre sie ein Hund, den man getreten hatte. Alles war Schmerz. Es fühlte sich an, als wäre sie aus einem grässlichen Albtraum erwachte. Unsicher schlug sie die Augen auf – und musste sie sofort wieder geblendet schließen. So grell stand der Vollmond direkt über ihr. Wie auf einem Bett aus Silber lag sie, inmitten der fünf uralten Eichen auf dem Gipfel des Galgenhügels. Mit weit gespreizten Gliedern – immer noch so, wie er von ihr abgelassen hatte, bevor er einfach verschwunden war.
Langsam verschränkte sie instinktiv die Arme vor der Brust und zog die Knie an, als sie sich mit einem Schluchzen auf die Seite rolle und sich schutzsuchend in Embryostellung zusammenrollte. Wimmernd vor Schmerz und Wundsein. Sie vermochte kaum, ruhig zu atmen – und wartet verzweifelt darauf, dass die Schmerzen endlich nachlassen würden …
Es dauerte eine schiere Ewigkeit, bis sie endlich in der Lage war, sich zu ihrem Auto zu schleppen. Dort wickelte sie sich in ihren Mantel und floh nach Hause. In ihre Wohnung, wo sie die Tür sofort dreifach versperrte und sich dennoch nicht sicher fühlte.
Die ganze Zeit über waren ihre Gedanken in eine Art Betäubung gefallen – sie war zu erschöpft und verletzt, um etwas zu analysieren oder über etwas nachzudenken.
Sie war müde. So unendlich müde …
Im Bad offenbarte sich Lena dann der Schock ihres Lebens. Ihr ganzer Rücken war zerkratzt. An Schultern und Hals zeigten sich große, dunkle Flecken von den Quetschungen seiner Zähne. Teilweise zeichnete sich sein Gebissabdruck mit grausiger Deutlichkeit auf ihrer Haut ab. Ihre Schultern schmerzten unsäglich, wenn sie nur versuchte, die Arme ein wenig zu heben.
Am schlimmsten aber schauten ihr Bauch und ihre Schenkel aus. Vom Nabel bis hinunter zu den Knien war sie mit Blut verschmiert. Ihrem Blut …
Dem Blut, das er abgeleckt und ihr dann mit diesem ekelerregenden Kuss zu trinken gegeben hatte!
Als Lena merkte, dass sich die Erinnerung an diese Nacht mit der Macht eines Tsunami auf sie stürzen wollte, nahm sie eine Schlaftablette und verkroch sich dann nach dem Duschen in ihr Bett. Sie verkroch sich tief in die weichen, flauschigen Kissen und wartete darauf, dass die Tablette ihre Wirkung tat.
Doch der Schlaf mied sie. Und so ließ es sich nicht vermeiden,
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