Lenas Mondnächte (German Edition)
– und doch gleichzeitig auch so ängstlich wie ein Kind, das sich einer unlösbaren Aufgabe gegenüber sah.
Ein Ruck ging durch seine große, breite Gestalt und er zerrte sie in die Mitte des Platzes. Hinaus in den silbernen Schein des Vollmondes. Dabei packte er sie so fest, dass sie glaubte, ihr würden alle Haare ausgerissen. Tränen trübten ihren Blick, das tat so weh. Aber sie schaute ihn immer noch vertrauensvoll an und wehrte sich auch nicht, als er sie zwischen zwei Pfähle stieß.
Sie wunderte sich nicht einmal, woher diese Pfähle plötzlich kamen. Sie war sich sicher, dass sie vorhin noch nicht hier gewesen waren. Wie aus dem Nichts schienen sie aufgetaucht. Aber in dieser Nacht lag soviel Magie, nein – darüber wollte sie sich keine Gedanken machen.
Dafür aber wunderte sie sich über ihn. Über Tomm. Genauer gesagt, über sein Aussehen.
War sein Haar heute wirklich noch dunkler als beim letzten Mal? Noch voller? Und irrte sie sich, oder war seine Brust tatsächlich noch dichter behaart, als beim ersten Treffen? Konnte das sein?
Dann wurde Lena von ihren Gedanken abgelenkt. Er zog ihre Arme nach oben. Eine Kette klirrte und dann legten sich unerbittlich und fest eiserne Manschetten um ihre Handgelenke. Erschrocken zerrte sie an dem Eisen, die ein helles Klirren von sich gab aber dennoch bombenfest saß.
Aufgewühlt starrte sie ihn an, mit rauem Atem, der kaum ihre Lunge erreichte.
Tomm achtete immer noch nicht auf sie. Geschmeidig ging er vor ihr auf die Knie und nötigte sie nun dazu, die Beine zu spreizen. Als sie nicht gehorchen wollte, sondern sich gegen den Druck seiner Hand wehrte, sprang er mit einem gereizten Knurren auf und stieß ihr grob sein Knie zwischen die Schenkel.
Lena schrie auf – mehr vor Überraschung denn vor Schmerz und krümmte sich, soweit die Ketten es zuließen. Mit einem zittrigen Seufzer ergab sie sich dann in ihr Schicksal. Sie schluchzte unterdrückt und folgte endlich seiner Aufforderung. Stellte sich so breitbeinig hin, wie es nur ging – bis sie fast mit ihrem ganzen Gewicht in den Ketten hing.
Er knurrte zufrieden und nun schlossen sich auch um ihre Knöchel die eisernen Schellen und fesselten ihre Beine an die Pfähle. Aufgespreizt wie ein großes X stand sie da und suchte ängstlich und unsicher seinen Blick.
Er fing diesen Blick auf, erhob sich mit der Grazie eines Raubtieres und stellte sich so dicht vor sie hin, dass sich sein nackter Oberkörper und ihre nackten Brüste fast berührten. Sie zuckte vor der Glut seines lodernden Blickes zurück.
„Fürchte dich doch nicht, Lena!“ brummte er mit tiefer Stimme. „Hab keine Angst – vertrau einfach auf das Wissen, dass das was mit dir geschieht, nötig ist um auf dem gemeinsamen Weg weiterzukommen. Das letzte Mal, bei unserem ersten Treffen hier auf der Lichtung, da habe ich dich geschändet. Ich habe die Frau genommen und benutzt und du bist dann den Pfad der Erkenntnis gegangen. Du bist auf das Tiefste als Frau verletzt und gedemütigt worden, an Leib und Seele wurdest du geschändet. Und doch bist du voller Vertrauen wieder aufgestanden und erneut zu mir gekommen, um dich mir ein zweites Mal anzuvertrauen …“
Er lächelte ihr ins Gesicht – aber sie konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, wie animalisch und gefährlich dieses Lächeln wirkte.
„Heute werden wir einen weiteren Abschnitt auf unserem gemeinsamen Weg beschreiten. Ich kann es dir nicht ersparen, Lena … es ist der Pfad der Qual, der des Schmerzes. Du musst stark sein! Du musst trotz der Schmerzen auch diesmal wieder aufstehen. Du musst es ertragen können, verstehst du? Am Ende des Weges wird immer wieder Schmerz stehen und als meine Gefährtin musst du diesen Schmerz aushalten können, immer wieder aufs Neue. Es geht nicht anders!“
Ihr stockte der Atem, als ihr die Bedeutung seiner Worte bewusst wurde.
Mit einem Schlag war das Vertrauen weg – und die Panik da. Mit einer Wildheit, die sie selber überraschte, bäumte sie sich auf. Doch sie brachte nur die schweren Ketten zum Klirren. Sie kam nicht weg von ihm, und auch nicht von den Holzpfählen. Sie war gefangen. Ausgeliefert einem ungewissen Schicksal …
Tomm ließ sie toben, bis sie müde und entkräftet in den Fesseln hing. Und nur noch ängstlich vor sich hin schluchzte.
Dann hob er eine Hand und streichelte ihr sanft über das tränennasse Gesicht.
„Oh Lena …“ schnurrte er. „Was bist du doch für ein faszinierend schönes Wesen in deiner Angst
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