Lennox 02 - Lennox Rückkehr
wahrheitsgemäß, wenn auch nicht vollständig. »Paul Costello ist vor ein paar Tagen verschwunden. Ohne Ankündigung und vor allem ohne Geld.«
»Aye«, sagte McNab. Seine Stimme triefte vor Misstrauen. »Inspector Ferguson hier sagt, das hätten Sie ausgesagt, als er Sie mit diesem Yank besucht hat, mit diesem Devereaux.«
»Genau.«
»Und das hat er getan, weil Sie ständig den Namen Largo fallen ließen. Halten Sie das hier für Largos Werk?«
Ich blickte auf den bedeckten Leichnam. »Das weiß ich wirklich nicht. Aber wenn Largo ein so großer und gefährlicher Gangster ist, wie Dex Devereaux zu glauben scheint, würde ich vermuten, dass es so ist.«
»Ach? Na, vielen Dank für Ihre unschätzbaren Einsichten, Lennox. Nächste Frage: Wer zum Teufel ist Ihr prominenter Klient? Ein Verwandter des anderen Vermissten?«
Ich seufzte. »Wie ich Inspector Ferguson schon sagte, kann ich meine Klienten nicht preisgeben.«
»Das interessiert mich einen Scheißdreck, Lennox.« McNab trat einen Schritt auf mich zu. Ich brauchte nicht hinzusehen, um zu wissen, dass seine Hände bereits zu Fäusten geballt waren. Was immer hier geschah, es war erst der Anfang.
»Wenn ich es Ihnen sagen, halten Sie sie dann heraus?«
McNab lachte. Es war ein hässlicher, spöttischer Laut. »Glauben Sie etwa, ich muss mit Ihresgleichen verhandeln, Lennox? Ich tue, was ich will, und ich rede, mit wem ich will. Ich führe eine Morduntersuchung, Sie Clown!«
»Und das ist noch lange nicht alles. Jemand veranstaltet in dieser Stadt ein sehr großes Spiel, Superintendent. Größer als alles, was die hiesigen Talente so aufzubieten haben. Jetzt können Sie mich natürlich niedertrampeln und sich wie ein großer Macker fühlen. Ich tue dann genau das, was Sie wollen, und lasse die Finger von der Sache. Mir ist es egal. Aber wenn wir zusammenarbeiten, rechnet man Ihnen vielleicht an, dass Sie den größten Fall geknackt haben, den es seit Kriegsende in dieser Stadt gegeben hat. Vergessen Sie nicht, dass Dex Devereaux hier keine Verhaftung vornehmen kann.« Ich blickte Ferguson vielsagend an. »Ja, Jock, ich weiß, dass Devereaux vom FBI ist. Ich wusste es in dem Augenblick, in dem Sie mit ihm zur Tür hereinspaziert kamen.« Ich wandte mich wieder an McNab. »Ich will Ihnen nicht komisch kommen, aber bei diesem Fall geht es um Dinge, die Ihnen nicht klar sind. Und zwar deshalb nicht, weil in Glasgow noch nie so ein Mist an Land gespült wurde. Also gut: Meine Klientin ist Sheila Gainsborough, die Sängerin. Jetzt können Sie mich entweder weiterermitteln lassen, oder Sie können Ihr Flecke auf den Teppich machen. Aber wenn Sie das tun, können Sie mich abschreiben.«
»Ich bin Polizist, Lennox.« McNab sah mich an wie etwas Unappetitliches, das er sich gerade von der Schuhsohle gepult hatte. »Bedeutet Ihnen das denn gar nichts? Ich brauche mich nicht mit Ihresgleichen zu arrangieren. Ich kann auf Hunderte von Beamten zurückgreifen. Richtige Polizisten. Keine Klugscheißer aus Kanada.«
»Okay«, sagte ich achselzuckend. »Ihre Entscheidung.«
»Augenblick mal ...« Jock Ferguson trat zwischen uns. »Lennox hat da nicht ganz unrecht, Sir. Und wir haben niemanden wie ihn, den wir hinzuziehen könnten.«
»Er arbeitet für Gangster, Herrgott noch mal! Woher wissen wir, dass er nicht sie informiert statt uns?«
»Ich arbeite für einen der Drei Könige«, gab ich zu. »Aber nicht in dieser Sache, sondern bei etwas anderem. Und was ich für ihn erledige, ist eine Ermittlung im Rahmen des Gesetzes. Ich weiß, dass Sie keine gute Meinung von mir haben. Das nehme ich Ihnen nicht übel; manchmal geht es mir genauso. Trotzdem, ich bin kein Gauner. Wer mich engagiert, der weiß, dass ich für ihn nicht gegen das Gesetz verstoße.« Ich schwieg. Was für eine hübsche Ansprache. Mir gefiel vor allem das Finale, in dem ich meine Gesetzestreue beschwor. Ausgeschlossen waren nur Dinge wie Einbruch, Widerstand gegen die Staatsgewalt und Angriff auf Polizeibeamte.
»Sheila Gainsborough?«, fragte McNab. »Wie kommen Sie an so eine Klientin?«
»Ich verkehre in den besten Kreisen, Mr. McNab. Kann ich mich also um den Teil der Sache kümmern, der Sammy Pollock und Sheila Gainsborough betrifft?«
McNab musterte mich lange und eingehend. »Fürs Erste, Lennox. Aber denken Sie immer daran, dass es sich jetzt um eine Mordermittlung handelt.«
Ich blickte zu Paul Costellos Leiche. Bei ihm würde ich mich nicht mehr revanchieren können. »Das werde ich
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