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Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Titel: Lennox 02 - Lennox Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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weg und ging zum Streifenwagen zurück. Er war für mich die beste Möglichkeit, außer Sicht zu bleiben. Ich hoffte nur, Miss Minto kam nicht wieder aus dem Büro und entdeckte mich im Polizeiauto.
    Ich lehnte mich zwischen die Sitze vor, legte die Ellbogen auf die Lehnen und stützte mit der rechten Hand meinen Kopf, was hoffentlich mein Gesicht vor der Bürotür verdeckte. Als Entschuldigung dafür, dass ich in sein Territorium eindrang, hielt ich einen Plausch mit dem Fahrer. Leicht war das nicht: Er war nur unwesentlich gesprächiger als Singer. Nach einer halben Ewigkeit kam Jock Ferguson aus dem Büro und stieg in den Wagen.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Jetzt fahren wir Sie nach Hause.«
    »Kein Problem«, sagte ich fröhlich. »Wie kommt es eigentlich, dass Sie bei Einbrüchen ermitteln, Jock?«
    Ferguson zuckte mit den Schultern. »Die Schweine haben einen Polizisten niedergeschlagen. Das ändert alles. Niemand bringt einen von uns ins Krankenhaus und kommt ungestraft davon.«
    »Das ist wohl richtig«, sagte ich und versuchte vorauszudenken. Aber nicht zu weit.

14.
    Es bedurfte einiger Zeit und eines weiteren Gesprächs mit dem herablassenden Agenten, bis ich endlich ein Treffen mit Sheila Gainsborough arrangieren konnte. Dass man die Person, mit der ihr verschwundener Bruder abgetaucht war, tot aufgefunden hatte, musste ich ihr ins Gesicht sagen.
    Ich besuchte sie wieder in ihrer Wohnung. Sie nahm die schlechte Neuigkeit gut auf, oder wenigstens so gut, wie es ging, und viel besser, als ich erwartet hätte. Ich vermutete, auf ihrer Seite bestand noch immer ein gewisses Wunschdenken, oder ihr kam schlichtweg nicht der Gedanke, ihr Bruder könnte genauso tot sein wie Paul Costello, nur dass noch niemand seine Leiche gefunden hatte.
    Ich für meinen Teil spielte alles herunter, so weit man eine durchschnittene Kehle eben herunterspielen kann. Auf den Gedanken, dass die Polizei wahrscheinlich irgendwann mit Sammy sprechen wollte, kam sie ebenfalls nicht. Dabei war es nur eine Frage der Zeit und der mangelnden Ergebnisse, bis die Bullen sich nach dem bequemsten aller möglichen Verdächtigen umsehen würden. Dann würde McNab Sammys Namen aus dem Ärmel ziehen, und ich würde beiseite gekickt.
    Ich hatte einiges zu erledigen, sah aber deutlich, dass Sheila Gainsborough sich in einem labilen Zustand befand. Daher versprach ich ihr hoch und heilig, dass ich jetzt, wo umso mehr auf dem Spiel stand, meine Bemühungen verdoppeln und Sammy auf jeden Fall unversehrt zu ihr zurückbringen würde. Ständig machte ich Frauen irgendwelche Versprechungen – besonders solche, bei denen die Chance sehr hoch stand, dass ich sie nicht einlösen konnte.
    Ich verabschiedete mich von Sheila, ging zu einer Telefonzelle und rief Ian McClelland in der Universität an. Wir tauschten die üblichen Frotzeleien aus, dann wurde ich sachlich.
    »Ian, könnten Sie mir sagen, was ein Baro ist? Im Zusammenhang mit Landfahrern oder Kesselflickern?«
    »Nun ja, das ist nicht gerade mein Gebiet, aber ich könnte mal nachforschen. Worum geht es dabei?«
    »Ich habe mit einem Landfahrer gesprochen, der diesen Begriff benutzt hat.«
    »Okay, ich weiß jemanden, den ich fragen kann.«
    »Könnten Sie den Betreffenden auch fragen, was ein Holzkästchen mit roter und weißer Wolle symbolisiert? Ungefähr zwanzig Zentimeter, quadratisch.« Ich beschrieb das Kästchen, von dem Lorna mir erzählt hatte, ihr Vater habe es kurz vor seinem Tod erhalten. »Die Wolle war zu einem Knäuel zusammengerollt.«
    »Geht klar. Die fragliche Person hat das Büro auf dem gleichen Flur wie ich. Kann ich Sie in zehn Minuten zurückrufen?«
    »Sicher«, sagte ich. »Was ist mit der Beschreibung und der Bezeichnung des Drachen, die ich Ihnen gegeben habe?«
    »Wie ich mir schon gedacht hatte, ist es ein chinesischer Qilin.«
    »Da irren Sie sich.« Ich klang ziemlich selbstgefällig. »Das ist kein Qilin, sondern ein vietnamesischer Ky lan, wenn meine Informationen stimmen.«
    »Könnte gut sein«, erwiderte McClelland. Wenn ihn meine Kenntnis über die Feinheiten der orientalischen Mythologie beeindruckten, ließ er es sich nicht anmerken. »Das ist eine sino-vietnamesische Figur. Sie sieht bedrohlich aus, ist aber gütig. Sie bringt Ihnen Glück und Reichtum und sorgt für die Guten und Ehrenwerten.«
    »Das hab ich mir gedacht«, sagte ich. »Seit ich ihn gesehen habe, kann ich vor Glück kaum atmen.«
    McClelland stand zu seinem Wort und rief zehn Minuten später

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