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Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Titel: Lennox 02 - Lennox Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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wieder an.
    »Ein Baro ist ein Sippenoberhaupt«, erklärte er. »Ein hohes Tier bei den Roma. Und ich hoffe, Sie haben dieses Kästchen mit der Wolle, von dem Sie sprachen, nicht gefunden.«
    »Nein, habe ich nicht. Wieso?«
    »Das ist ein Bitchapen – eine Art Geschenk, aber nicht von der Sorte, die man gerne bekommt. Jeder Angehörige der Zigeunersippe hat das Kästchen berührt und alles Schlechte und Böse hineingelegt. Wer das Bitchapen findet, hat dann das ganze Unglück am Hals.«
    »Danke, Ian«, sagte ich. »Damit kann ich etwas anfangen.«
***
    In der Bar des Alpha Hotels traf ich mich auf einen Drink mit Dex Devereaux. Ich erzählte ihm von Sammy, Paul Costello, Claire Skinner, dem kleinen freundlichen Jadedämon und der charmanten Zuflucht auf dem Lande, die sie sich geteilt hatten. Meinen Verdacht gegen Alain Barnier und seine mögliche Verbindung zu John Largo behielt ich für mich. Dafür hatte ich einen triftigen Grund: Der große Amerikaner war zwar ein netter Kerl, aber er war und blieb ein Bulle. Dass mich die Glasgower Polizei mit Barnier in Verbindung brachte, war das Letzte, was ich brauchen konnte. Das Polizeipräsidium war zwar keine intellektuelle Hochburg, aber sobald man dort hörte, dass ich Barnier kannte, würde es nicht lange dauern, bis sie mich mit der Nacht des Einbruchs und dem halb bewusstlosen Highlander in Verbindung brachten, den ich mit dem Schlagstock außer Gefecht gesetzt hatte.
    Vielleicht würden sie Nachtwächter Billy sogar die Brille holen. Für die Glasgower Kripo arbeitete offenbar ein führender Neurologe: Schon oft war es ihr gelungen, Zeugen, die an schlechten Augen oder einem lückenhaften Gedächtnis litten, ganz plötzlich zu kurieren.
    Nachdem ich mich von Devereaux verabschiedet hatte, fuhr ich zu Lorna, um zu sehen, wie es ihr ging. Wieder reagierte sie so leidenschaftlich wie ein Bankdirektor, und Maggie MacFarlane zeigte mir offen die kalte Schulter. Von Jack Collins sah ich keine Spur. Lorna machte Tee; während wir ihn im Wohnzimmer tranken, gab ich mein Bestes, um die passenden tröstenden Worte zu finden. Lorna blieb mürrisch und abweisend. Ihre Miene drückte kaum verhohlene Ablehnung aus. Sie wusste, dass ich tat, was man von mir erwartete, und hätte alles gegeben, um dem zu entkommen. Und beide wussten wir, dass sie sich im umgekehrten Fall genauso verhalten hätte.
***
    An den nächsten beiden Tagen behielt ich Alain Barnier im Auge. Weil ich mit so vielen anderen Dingen jonglieren musste, darunter meine täglichen Besuche bei Davey, verlief die Überwachung ziemlich lückenhaft, und der Erfolg war eher Zufall.
    Die Beschattung des Franzosen wurde dadurch erschwert, dass er kein Gewohnheitstier war. Im Durchschnitt verbrachte er zwei bis drei Stunden täglich im Büro, aber nicht immer zur gleichen Uhrzeit. Den Rest des Tages besuchte er Kunden, vornehmlich Hotels und Restaurants. Doch Weine und Spirituosen waren nicht seine einzige Ware: Er steuerte auch viele Antiquitätenhändler in Glasgow und Edinburgh an.
    Barnier zu beschatten war zeitaufwendig und erschien weitgehend sinnlos, aber es bestand jederzeit die Chance, dass er mich einen Schritt näher an John Largo heranführte. Doch je mehr Barnier seinen prosaischen Alltagsgeschäften nachging, desto mehr bezweifelte ich, dass der elegante, kultivierte und gebildete Franzose etwas mit einem internationalen Rauschgiftring zu tun hatte.
    Vielleicht wurde ich zu kühn, aber ich gewöhnte mir an, den Atlantic unter dem gleichen Brückenbogen zu parken, unter dem er in der Nacht des Einbruchs gestanden hatte. Von dort konnte ich das Tor der Zollfreizone beobachten und sehen, wann Barnier in seinem Simca das Büro verließ. Er kam um halb vier nachmittags heraus; er brach ziemlich oft so früh auf und schob noch ein paar Kundenbesuche ein, ehe er zu seinem Haus in Langbank fuhr.
    Obwohl es mir ein wenig wie ein sinnloses Unterfangen erschien, folgte ich ihm. Ein hässlicher Jadedämon und ein toter Gangstersohn wiesen mich in seine Richtung. Dazu kam das Gefühl in meinem Bauch: Ich mochte den Franzosen, aber jedes Mal, wenn ich an ihn dachte, war es, als regte sich in einem Raum hinten in meinem Kopf irgendetwas, das sich zum Schlafen zusammengeringelt hatte, nun aber von jemandem mit einem Stock angestoßen wurde.
    An einem Nachmittag wartete ich bis gegen sechs Uhr außerhalb der Zollfreizone. Nachdem Barniers Simca das Tor durchquert hatte, folgte ich ihm. Als Barnier in westlicher Richtung

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