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Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Titel: Lennox 02 - Lennox Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Jack?«
    »Hat keinen besonderen Grund«, log ich und fragte mich, wie viele Boxhallen es in Maryhill gab. »Ich wollte mit ihm nur über den Kampf gestern Abend sprechen.«
    Ich wechselte das Thema und erkundigte mich, ob ich sie am Abend besuchen kommen solle. Sie sagte, sie gehe früh zu Bett; der Arzt habe ihr etwas zum Einschlafen gegeben. Vielleicht erklärte das, weshalb sie so distanziert klang, aber ihre Kühle hatte nicht nur pharmakologische Ursachen. Vielleicht verlor ich mein Feingefühl. Ich hatte nie begriffen, wie Frauen, die einmal meinem Charme verfallen waren, ihm plötzlich widerstehen konnten. Aber irgendwie schafften sie es sehr gut.
    Eigenartig, wie die Dinge sich plötzlich zusammenzufügen schienen: rote Bänder an einem Vardo-Wagen, eine dahingeworfene Bemerkung von Polen-Tony, die Farbe eines Wagens, an den Davey Wallace sich erinnerte, die Erwähnung eines Offiziers der Fusiliers Marins in einem Gerichtsprotokoll aus Greenock und eine zurückhaltende Antwort Lornas.
***
    Ich verzettelte mich, indem ich an zwei Fällen gleichzeitig arbeitete, die sich beide als sehr viel größer erwiesen hatten, als sie mir zuerst erschienen waren. Ich hatte geglaubt, Sammy Pollock zu finden wäre ein unkomplizierter Auftrag und würde mich nicht daran hindern, den Fragen um Bobby Kirkcaldy auf den Grund zu gehen, aber eigentlich hätte ich mir denken können, dass nichts im Leben unkompliziert ist. In Wirklichkeit hatte ich schon eine Zeit lang den Verdacht gehegt, dass zwischen beiden Fällen eine Verbindung bestand. Die zeitliche Abfolge war voller merkwürdiger Zufälle.
    Sammy Pollocks Verschwinden war mit zwei anderen Dingen zusammengefallen: dem Diebstahl eines oder mehrerer von Alain Barniers Jadedämonen und dem vorzeitigen Ableben von Small Change MacFarlane.
    Willie Sneddon war die Sorte Mann, den mein Dad als so krumm bezeichnet hätte, dass man ihm das Grab mit einem Korkenzieher ausheben müsse. Ich hatte noch immer Zweifel, dass Sneddon mir alles gesagt hatte, was es über seine Beziehung zu Bobby Kirkcaldy zu sagen gab. Andererseits hatte ich keinen Grund, die Wahrheit dessen anzuzweifeln, was ich von ihm erfahren hatte. Und das schloss die Tatsache mit ein, dass jemand oder etwas Small Change MacFarlane in Todesangst versetzt hatte, ehe Sneddon sich am Tag seiner Ermordung mit ihm traf.
    Für mich ähnelte ein Zufall ein bisschen dem Sozialismus: nette Idee, die aus der Ferne ganz gut aussieht, aber wenn man die Sache ein wenig genauer betrachtet, bringt man es einfach nicht über sich, daran zu glauben. Ich war mir fast sicher, dass der Mord an MacFarlane mit wenigstens einem der Fälle zusammenhing. MacFarlane war ein Mann gewesen, der im Hintergrund die Fäden zog, ein Mann mit Geld, der seine Finger in fast so vielen Kuchen hatte wie Sneddon. Doch im Gegensatz zu Sneddon konnte MacFarlane sich die Finger verbrennen. In meinem Kopf fügte sich ein Bild zusammen. Wie ein Picasso war es ziemlich hässlich und wirr und ergab für mich überhaupt keinen Sinn.
    Mein vordringliches und unmittelbares Problem bestand darin, wie ich zwei Personen gleichzeitig überwachen sollte: Alain Barnier und Jack Collins. Dann kam mir eine Idee, aber zuerst musste ich mit Collins sprechen.
***
    Collins hatte ein kleines Büro mit einem kleinen Vorzimmer in der ersten Etage eines zweistöckigen Gebäudes, dessen Erdgeschoss die Boxhalle bildete. Das Gebäude war schon älter und leicht verfallen. Ich durchquerte die Tür der Trainingshalle und stieg die Treppe zu den Büros hinauf.
    Als ich ins Vorzimmer trat, begrüßte mich eine Sekretärin, bei der ich annahm, dass sie nicht wegen ihrer Stenokenntnisse eingestellt worden war. Ihr Haar zeigte jenes Blond, das aus der Flasche kam, und ihre Figur entsprang dem feuchten Traum eines Teenagers. Ihr Lächeln teilte blutrote Lippen und ließ weiße Zähne aufblitzen, als sie mich ins Büro führte.
    Jack Collins saß hinter einem Schreibtisch in einer Wolke aus blaugrauem Zigarettendunst. Als ich hereinkam, fuhr er gerade mit dem Finger eine Spalte in einem Kontenbuch entlang und drehte die Kurbel einer Rechenmaschine. Er war in Hemdsärmeln, und Ärmelschoner direkt über dem Ellbogen und unter dem Bizeps schützten seine Manschetten vor Tintenklecksen. Jack Collins aus der Nähe zu sehen bestätigte den ersten Eindruck, den ich von ihm gehabt hatte: Er war elegant, teuer gekleidet und exquisit frisiert für eine Stadt, in der man es schon für dandyhaft hielt,

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