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Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Lennox 02 - Lennox Rückkehr

Titel: Lennox 02 - Lennox Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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zu Davey ins Krankenhaus. Sein Gesicht ließ sich schon wieder besser erkennen, aber er wirkte weniger lebhaft, als er es nach dem Überfall gewesen war. Wenn man zusammengeschlagen wird, dauert es seine Zeit, bis der Schmerz sich tief in Muskeln und Knochen festgesetzt und jedes Eckchen gefunden hat, in dem er sich einnisten will. Zumeist gesellen sich Schock und Depression als Zimmergenossen hinzu. Es war nicht zu verkennen, dass in Davey Wallaces geschundenem Körper momentan keine Besenkammer mehr frei war.
    Plötzlich kam mir ein Gedanke. Die Frage nach den Ereignissen unmittelbar vor dem Überfall hatte mir immer so sehr auf der Seele gelegen, dass ich Davey nie gefragt hatte, ob ihm während seiner Wache früher an dem schicksalhaften Tag etwas Ungewöhnliches aufgefallen war.
    »Haben Sie mein Notizbuch gefunden, Mr. Lennox?«, fragte Davey durch den Drahtverhau seiner zusammengebundenen Zähne – noch etwas, was einem ungefähr eine Woche nach einer Prügelei ziemlich übel zusetzen kann: sich durch ein Röhrchen ernähren zu müssen, weil die Zähne fixiert sind. Wer immer der Verantwortliche war, er hatte bei mir ein Konto eröffnet, und ich war bekannt dafür, wie großzügig ich Zinsen zahlte.
    »Nein, Davey«, sagte ich. »Wo der Wagen geparkt war, habe ich keine Spur davon gefunden.«
    »Ich hab immer wieder an das Notizbuch gedacht, Mr. Lennox. Ich hab hier viel Zeit zum Nachdenken. Ich verlege nie etwas. Ich bin da sehr gewissenhaft. Trotz allem, was mir passiert ist, trotz des Durcheinanders weiß ich genau, ich hatte das Notizbuch in meiner Jackentasche. Da müsste es immer noch sein, aber es ist weg. Wer immer mich zusammengehauen hat, hat es geklaut. Ich glaube, ich hab irgendwas oder irgendwen beobachtet, ohne es für wichtig zu halten, und sie dachten, ich hätte es mir aufgeschrieben.«
    »Und was war das?«
    »Darüber zermartere ich mir das Hirn. Mir tut schon der Kopf davon weh.« Davey verzog das Gesicht. Irgendein Schmerz in seinem Körper hatte sich ein bisschen verlagert, nur damit der Junge nicht vergaß, dass der Schmerz bei ihm nach wie vor zur Miete wohnte. »Wie gesagt, ich hab viel Zeit zum Nachdenken. Nur ist an dem Tag nichts Besonderes passiert. Das Einzige, was mir einfällt, ist das Auto, das ich gesehen hab.«
    »Jemand, der Kirkcaldy besucht hat?«, fragte ich, zündete eine Zigarette an und hielt sie Davey an die Lippen.
    »Nein. Zwei Leute saßen in dem Wagen, aber ich hab sie nicht richtig erkennen können. Ich hab nur den Fahrer ganz kurz gesehen, als sie vorbeifuhren. Ich dachte, sie würden anhalten und zu Mr. Kirkcaldy gehen, aber der Wagen fuhr weiter. Ich weiß, es ist bekloppt, aber ich hatte den Eindruck, dass sie mich vielleicht gesehen haben, wie ich da parkte und das Haus beobachtete, und dass sie deshalb nicht anhalten wollten.«
    »Das ist nicht bekloppt, Davey. Das ist Instinkt. Wenn Dex Devereaux hier wäre, könnte er dir sagen, dass jeder Detektiv, jeder Polizist und jeder G-Man vom FBI seinen Instinkt braucht. Hast du die Automarke erkannt?«
    »Ich verstehe nicht viel von Autos«, sagte Davey betrübt, als hätte er mich schon wieder im Stich gelassen. »Deshalb hab ich ja nach dem Notizbuch gefragt. Ich hab mir das Nummernschild aufgeschrieben. Aber es war ein großes Auto. Bestimmt teuer.«
    »Welche Farbe hatte es?«
    »Rot«, antwortete Davey. »Tiefrot. So wie Wein, in der Art.«
    »Burgunderrot?«
    »Tut mir leid, weiß ich nicht ... ist das wie Wein?«
    »Weißt du, wie ein Lanchester aussieht? Oder ein Daimler Conquest?«
    »Tut mir leid, Mr. Lennox. Wie gesagt, ich versteh nicht viel von Autos.«
    »Macht nichts, Davey. Du hältst dich tapfer. Wirklich. Ich habe so eine Ahnung, wer vielleicht in dem Auto gesessen hat. Danke, du warst mir eine große Hilfe.«
    Ich ließ Davey, der sich über mein Lob freute, in aufgehellter Stimmung zurück. Von einem Münztelefon im Krankenhaus rief ich Lorna an. Sie klang noch immer distanziert und kühl, aber ich versuchte, mich so schwatzhaft und formlos zu geben, wie ich konnte, um den wahren Grund meines Anrufs zu verschleiern: eine beiläufige Frage, getarnt im dichten Strauchwerk der Belanglosigkeit.
    »Nein«, antwortete sie. »Jack ist im Moment nicht hier. Er verbringt nicht seine ganze Zeit bei uns, weißt du.«
    »Hast du eine Idee, wo er sein könnte?«
    »Weiß ich nicht. Wahrscheinlich im Büro. Er hat sein Büro über der Boxhalle in Maryhill. Wieso? Woher das plötzliche Interesse an

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