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Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Empfehlung und mehr ein Benennen des geringsten Übels gewesen war. »Mr. Meldrum versichert mir, dass Sie diskret sind. Besonders, wenn es um die unappetitlicheren Aspekte mancher Ermittlung geht.«
    »Verstehe«, sagte ich und vermutete, dass Fraser sich wünschte, ich würde meinen eingemotteten Totschläger vom Dachboden holen und ihn ein wenig durch die Luft schwingen. »Ich hoffe, Ihnen ist bewusst, dass ich mich jederzeit an das Gesetz halte, Mr. Fraser.«
    »Aber natürlich«, erwiderte der Rechtsverdreher betont und mit einem Hauch verletzter Integrität. »Das ist für mich die Basis unseres Gesprächs. Hätte ich einen andersgearteten Eindruck, würden wir es gar nicht erst führen.«
    Ich erwiderte seine piekfeine Zwanzig-Guinees-Formulierung. »Warum sagen Sie mir nicht einfach, was ich für Sie erledigen soll? Die Sache, die Sie telefonisch nicht zu offenbaren wünschten.«
    »Sie sind Amerikaner, Mr. Lennox? Ich meine, es an Ihrer Sprechweise zu erkennen …«
    »Nein. Ich bin Kanadier. Schottische Eltern, aber in Kanada aufgewachsen.«
    »Aha«, sagte er anerkennend, als fände er den Breitengrad, in dem ich aufgewachsen war, besonders löblich; zwischen Schotten und Kanadiern bestand ein starkes brüderliches Band – wie man an den drei Häuserblocks langen Schlangen eifriger Bald-Ex-Glasgower vor dem kanadischen Konsulat auf der Woodlands Terrace sehen konnte. Im Gegensatz dazu hegten die Briten eine grundsätzliche Abscheu vor der neureichen Vulgarität der Amerikaner und besonders vor der Frechheit, mit der die USA im Krieg Großbritannien erst vor der Niederlage und dann vor dem Staatsbankrott bewahrt hatten.
    »Wie Robert Beatty, der Schauspieler?«, fragte Fraser beflissen. »Meine Frau ist wohl so etwas wie ein Fan von Robert Beatty.«
    »Nicht ganz. Beatty ist aus Ontario. Ich bin in New Brunswick aufgewachsen. Atlantische Provinzen.«
    »So, so«, sagte Fraser mit einem Anklang von Enttäuschung. Beim Breitengrad lag ich richtig, aber nicht beim Längengrad. Er öffnete einen braunen Aktenhefter im Foolscap-Format und schob mir über die Schreibtischplatte ein großes Schwarz-Weiß-Porträt zu. Ein unfassbar gut aussehender Typ strahlte mich mit einem Hundertwattlächeln an. Ich erkannte die Visage sofort.
    »Das ist nicht Robert Beatty«, stellte ich fest.
    »Nein … Das ist der amerikanische Schauspieler John Macready«, erklärte mir Fraser überflüssigerweise. »Mr. Macready weilt augenblicklich hier in Glasgow. Er wirkt an einem Film mit, der im Moment in Schottland gedreht wird. Die Aufnahmen finden zum Großteil in den Highlands statt. Wenn ich recht verstanden habe, handelt es sich um einen Abenteuerstreifen. Gegen Ende des Monats wird Mr. Macready zurück in die Vereinigten Staaten fliegen. Vom neuen Flughafen bei Prestwick. Bis dahin logiert er im Central Hotel, das, wenn ich richtig informiert bin, direkt gegenüber von Ihrem Büro liegt, Mr. Lennox.«
    »Was habe ich damit zu tun?«, fragte ich.
    »Unsere Kanzlei ist Hobson, Field und Chase angeschlossen, einer höchst renommierten Kanzlei in der Londoner City. Sie vertritt im Vereinigten Königreich die Interessen des Studios, das gegenwärtig den Film produziert, der hier in Schottland spielt und in dem Mr. Macready auftritt. Ich glaube, es handelt sich um ein historisches Thema.«
    »Verstehe«, sagte ich. »Was ist sein bevorzugtes Gift?«
    Fraser runzelte die Stirn. »Ich begreife nicht ganz –«
    »Nein? Ich vermute, Sie suchen eine Aufsichtsperson für Macready. Meiner Erfahrung nach brauchen diese Leute einen Aufpasser dringender als einen Leibwächter. Was ist mit Macready los? Schnaps, Huren, schöne Knaben oder Rauschgift? Oder alles zusammen?«
    Fraser musterte mich voll Abscheu. Ich genoss seinen Blick und lächelte so frech zurück, wie ich konnte. Der Anwalt mit den stechenden Augen brauchte mich mehr als ich ihn. Er war von jemandem, dem er es nicht abschlagen konnte, gebeten worden, einen Zeh in den schmutzigen Rinnstein zu tauchen. Und das war seiner Meinung nach eindeutig eher die Aufgabe von jemandem wie mir.
    »Es ist überhaupt nicht erforderlich, deshalb vulgär zu werden, Mr. Lennox.«
    »Das ist mir schon klar … aber ich habe recht, oder? Sie wollen also, dass ich sein Kindermädchen spiele, bis er in seine Maschine steigt?«
    In Frasers Gesicht spiegelte sich nichts als Geringschätzung. »Nein. Das Studio hat zwei Sicherheitsspezialisten hierher geschickt, damit sie genau diese Aufgabe

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