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Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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beugte sich über den Schreibtisch und reichte mir eine Visitenkarte. »Sie können mich rund um die Uhr unter einer dieser Nummern erreichen. Wenn Sie etwas zu berichten haben, möchte ich es sofort erfahren.«
    »Aber klar. Hören Sie, Mr. Fraser, ich bin durchaus bereit, den Fall für Sie zu übernehmen, aber ich wiederhole, dass ich nicht exklusiv daran arbeiten kann.«
    Fraser musterte mich eine Weile mit seinen stechenden Anwaltsaugen.
    »Also gut«, sagte er, als gäbe er einem Kind nach, doch in diesem Moment begriff ich, dass er keine andere Wahl hatte. Wer immer hinter Wir steckte, war verzweifelt.
    »Sie sagten, der Name des Erpressers sei Ihnen bekannt?«
    »Paul Downey. Er ist Fotograf. Na ja, so was in der Art. Und offenbar auch ein ehrgeiziger Schauspieler. Er ist wie vom Erdboden verschluckt und hat Anweisungen hinterlassen, alle ›Gebote auf seinen Knüller‹, wie er sich auszudrücken beliebt, an ein Postfach im Postamt Wellington Street zu senden.« Fraser griff wieder in den Aktenhefter. »Hier sind seine letzte bekannte Adresse und ein Foto von ihm. Man hat mir versichert, es sei relativ aktuell.«
    Ich sah auf das Bild. Downey war ein junger Mann Anfang zwanzig und besaß das keltiberische Aussehen eines typischen Glasgower Katholiken: dunkles Haar, blasser Teint. Er machte einen leicht weibischen Eindruck mit seiner etwas zu mädchenhaften Frisur, die nicht im Teddy-Boy-Stil gehalten war, seinen großen, sanften Augen, den dünnen Lippen und dem weichlichen Kinn.
    »Mr. Downey ist auch …« Fraser ließ das Wort in der Luft hängen. »Er gehört ebenfalls jener Welt an.«
    »Verstehe.« Ich dachte einen Augenblick darüber nach. »Und Sie sagen, der andere Teilnehmer auf den Fotografien weiß nichts von ihrer Existenz?«
    »Das ist korrekt.«
    »Wie lange genau wird Macready noch in Glasgow sein?«
    »Er hat nur noch sehr wenige Aufnahmen zu machen, aber andere Verpflichtungen zu erfüllen, ehe er in die Staaten zurückkehrt, vor allem Werbemaßnahmen. Er soll Anfang nächsten Monats nach Hause fliegen. Der BOAC-Flug von Prestwick ist bereits gebucht.«
    »Wenn ich hier weiterkommen soll, muss ich mit ihm reden. Dafür haben Sie doch Verständnis, Mr. Fraser, oder nicht?«
    »Ich bin davon ausgegangen, dass Sie das wünschen würden, Mr. Lennox. Deshalb habe ich den Terminplan für den Rest seines Aufenthalts in Schottland eingesehen. Seine persönliche Assistentin ist Miss Bryson. Hier …« Fraser reichte mir ein Blatt Papier. »Ich nehme nicht an, dass es irgendetwas gibt, was Ihr persönliches Gespräch mit Mr. Macready verhindern könnte?«
    »Ich fürchte, nein. Die Fotografien, die Sie mir gezeigt haben, wurden nicht mit besonderer Eile aufgenommen. Das riecht nach einer vorbereiteten Falle. Wer auch immer Macready und den Herzogsspross dorthin gebracht hat, wusste, was sie tun würden. Ihm muss klar gewesen sein, um welchen Einsatz er spielt, wenn er gewusst hat, wer Macreadys Gast war. Ich werde Macready ein paar schwierige Fragen stellen müssen.«
    »Ich weiß, dass es für Sie ohne Interesse oder Belang ist, Mr. Lennox, doch so abscheulich jeder rechtschaffene Mensch diesen Aspekt seines Lebens auch finden muss, bin ich dennoch der Ansicht, dass John Macready ein guter Mann ist.«
    »Ganz bestimmt ist er ein gläubiger Pilger«, erwiderte ich. »Auf den Fotografien war ja deutlich zu sehen, dass er wenigstens einen christlichen Lehrsatz beherzigt.«
    Fraser sah mich fragend an.
    »Mir schien es ganz so, als glaubte er aufrichtig daran, dass Geben seliger ist denn Nehmen.«

4
    Ich wollte mehr über Donald Fraser herausfinden und beschloss, Jock Ferguson aus der Telefonzelle an der Ecke des Blythswood Square anzurufen, bevor ich wieder in mein Büro ging. Es war eine typische Glasgower Telefonzelle: Außen stümperhaft dick mit roter Farbe gestrichen, die abblätterte, wo sie Blasen geworfen hatte, stank sie innen wie alle Glasgower Telefonzellen nach Pisse, und ich musste die schwere, durch Federkraft selbstschließende Tür mit einem Fuß offen halten, um nicht zu ersticken. Aus einem unerfindlichen Grund begriffen die Glasgower einfach nicht, dass sich ein Urinal nicht nur im sprachlichen Sinn von einer Telefonzelle, einem Bankeingang, einem Schwimmbecken oder dem Rücken des vor einem stehenden Zuschauers bei einem Fußballspiel unterschied.
    Ich hatte Glück und erwischte Ferguson an seinem Schreibtisch. Ich fragte ihn, was er über Donald Fraser wisse, was nichts war, aber

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