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Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Lennox 03 - Der dunkle Schlaf

Titel: Lennox 03 - Der dunkle Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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übernehmen.«
    »Verstehe. Wieso beschleicht mich dann das Gefühl, ich soll die Stalltür schließen, nachdem das Pferd bereits davongaloppiert ist?«
    »In Bezug auf diese Dinge scheinen Sie recht gut informiert, Mr. Lennox.«
    »Was soll ich sagen? Ich führe ein interessantes, abwechslungsreiches Leben. Ich liege richtig, nehme ich an: John Macready hat etwas Fragwürdiges getan und steht unter Fünf-Sterne-Hausarrest, bis er außer Landes gebracht werden kann. Jetzt suchen Sie nach jemandem, dessen Geschäft es ist, einige letzte offene Fragen aus der Welt zu schaffen. Wie offen sind die Fragen denn?«
    »Sehr offen, fürchte ich. Mr. Macready genießt den Ruf, ein Frauenheld zu sein, wie unsere amerikanischen Freunde es nennen. Sein Sex-Appeal ist am Kinoschalter bares Geld wert. Er genießt den Ruf als unverbesserlicher Casanova und wird regelmäßig mit den schönsten Schauspielerinnen Hollywoods im Arm gesehen.«
    »Dessen bin ich mir bewusst«, sagte ich. »Aber dass Sie mir das ins Gedächtnis rufen, lässt mich vermuten, dass Macreadys derzeitige Scherereien diesen Ruf entweder bestätigen oder widerlegen.«
    Fraser ging zu einem stabilen Aktenschrank, zog einen Schlüssel aus der Tasche und schloss ihn auf. Er nahm einen braunen Umschlag heraus und reichte ihn mir, ehe er wieder an seinem ausladenden Schreibtisch Platz nahm.
    »Sie werden mir sicher zustimmen, dass wir uns in einer sehr ernsten und … delikaten Lage befinden.«
    Ich nahm den Umschlag entgegen und bereitete mich auf das Schlimmste vor, ehe ich die Fotografien herausnahm.
    »Mein Gott …«, sagte ich leise, aber nicht leise genug, um von Fraser nicht gehört zu werden.
    »Ganz recht.« Frasers Stimme triefte vor boshafter Befriedigung. »Ihre zynische Unerschütterlichkeit hat mich sehr beeindruckt, Mr. Lennox, aber ich sehe, sie hat ihre Grenzen. Darf ich davon ausgehen, dass Sie erkannt haben, wer neben Mr. Macready auf den Bildern zu sehen ist?«
    Ich starrte auf die Abzüge. Im ersten Augenblick fand ich es schwierig, alles in mir aufzunehmen. Der junge, vornübergebeugte Gentleman unter Macready hatte dieses Problem ganz eindeutig nicht.
    »Ich lese die Klatschspalten in der Zeitung nicht, aber natürlich erkenne ich ihn. Das ist der einzige Sohn und Erbe des Herzogs von Strathlorne, richtig? Wohl wieder ein zum Aussterben verurteiltes Adelsgeschlecht …« Ich blätterte so rasch wie möglich durch die Fotografien. Zu langsam, als dass mir danach nicht ein bisschen unwohl geworden wäre. »Erpressung?«, fragte ich schließlich.
    »Richtig. Allerdings versucht der Erpresser nicht einmal, seine Identität zu verschleiern, und gibt sich äußerste Mühe, sich in einer Weise auszudrücken, die nicht als Drohung aufgefasst werden kann. Und er behauptet, es liege im öffentlichen Interesse, dass diese Fotografien publik gemacht werden.«
    »Es sei denn, jemand kauft sie ihm ab.«
    »Exakt.«
    »Ich kenne kein Käseblatt, die diese kleinen anschaulichen Darstellungen unter der Schlagzeile: Hollywoodstar dringt in inneren Kreis der High Society ein nicht liebend gern veröffentlichen würde. Der andere Teilnehmer auf den Fotografien … er hat doch erheblich mehr zu verlieren. Wieso erpresst man nicht ihn?«
    »Der andere Teilnehmer, wie Sie es ausdrücken, und seine Familie wissen nichts von der Existenz dieser Fotografien. Bisher. Ich glaube, Sie begreifen, dass ein Bekanntwerden der Aufnahmen ernste Konsequenzen hätte. Die Familie besitzt genügend Einfluss, um dafür zu sorgen, dass kein Wort hiervon in der britischen Presse erscheint, doch für die amerikanischen Zeitungen würden Träume wahr. Ich muss Sie vermutlich nicht darauf hinweisen, dass widernatürliche Unzucht ein ernstes Verbrechen darstellt. Trotzdem benötigt man überaus starke Nerven, um ein wenn auch randständiges Mitglied des Königshauses zu erpressen.«
    Fraser nahm die Fotografien vom Schreibtisch und legte sie wieder in den Umschlag.
    »Ihnen ist gewiss klar, Mr. Lennox, dass Sie nun über ein Wissen verfügen, das zu besitzen nur wenigen Menschen jemals gestattet sein wird. Wenn Sie irgendjemandem erzählen, was Sie hier gesehen haben, werde ich die Existenz der Fotografien energisch abstreiten – und sie werden sich, das kann ich Ihnen versichern, nicht mehr in diesen Räumen befinden –, und aufgrund des Standes des anderen Teilnehmers werden Sie die Aufmerksamkeit von Personen und Organisationen auf sich ziehen, die bei Weitem gefährlicher sind als

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