Lensmen 03 - Galaktische Patrouille
Tages wieder einfinden werden. Wir haben noch kürzlich darüber diskutiert, ob Sie als erster fortgeschrittener Schüler an unsere Tür klopfen würden – oder ob ein anderer Lens-Träger schneller sein würde.«
»Wer ist dieser andere, wenn ich fragen darf?«
»Ihr Freund Worsel von Velantia.«
»Er ist mir weit überlegen«, sagte Kinnison.
»In mancher Beziehung ja – aber in anderer Beziehung auch wieder nicht.«
»Das verstehe ich nicht«, erwiderte Kinnison. »In welchem Punkt sollte er mir unterlegen sein?«
»Ich weiß nicht, ob ich es Ihnen in verständlichen Gedanken erklären kann. Allgemein gesehen, ist sein Geist geübter und weiter entwickelt. Seine Auffassungsgabe ist der Ihren überlegen – im Augenblick. Ihr Geist ist zwar noch nicht so weit entwickelt, besitzt aber eine wesentlich größere Kapazität auf allen Gebieten, und die Skala Ihrer Talente ist weiter gespannt. Vor allem verfügen Sie über eine unvergleichliche Schwungkraft, über eine große Entschlossenheit und einen Wissensdrang, der von Worsel und seinen Artgenossen niemals erreicht werden kann.«
»Ich habe in letzter Zeit ziemlich unter Druck gestanden, habe aber auch viel Glück gehabt. Jedenfalls war ich der Meinung, daß meine Entwicklung eher rückwärts als vorwärts verlief.«
»Das ist das Los aller bedeutsamen Wesen. Achtung!«
Mentor richtete einen geistigen Angriff auf Kinnisons Bewußtsein, das in einem wilden Kaleidoskop aus verwischten Bildern unterging.
»Wehren Sie sich!« befahl Mentor.
»Mich wehren? Wie denn?« fragte der Lens-Träger, der sich auf seinem Stuhl wand. »Ebensogut könnte man einer Fliege sagen, sie sollte ein Riesenraumschiff aufhalten!«
»Setzen Sie Ihre Willenskraft gegen meinen Angriff, Kinnison! Passen Sie sich der Situation an. Seien Sie beweglich, schicken Sie Ihren Geist gegen den meinen in den Kampf – mehr kann ich Ihnen nicht mit auf den Weg geben. Alles andere müssen Sie selbst herausfinden. Jeder Geist kämpft auf andere Weise und nach einer eigenen Technik. Aber ich werde Ihre Kräfte nicht über Gebühr beanspruchen. Meine Angriffe werden sich nur langsam verstärken, und Sie können versichert sein, daß ich Ihnen keinen dauerhaften Schaden zufügen werde. Konstruktiven Übungen werden wir uns später zuwenden – zuerst müssen wir Ihren Widerstand schulen. Also setzen Sie sich zur Wehr!«
Der Gedankenimpuls, den der Arisier auf den Lens-Träger gerichtet hatte, verstärkte sich langsam bis an die Grenze des Erträglichen – doch verbissen kämpfte Kinnison dagegen an. Mit zusammengebissenen Zähnen, verkrampften Muskeln und zusammengekrümmten Fingern leistete er Widerstand und mußte seine letzten Kraftreserven mobilisieren.
Plötzlich verebbte der Angriff, und der Lens-Träger sank bleich und zitternd zusammen. Seine Stirn glänzte vor Schweiß. Er schämte sich seiner Schwäche. Er fühlte sich erniedrigt und war enttäuscht von seiner Leistung, doch der Arisier beruhigte ihn sofort.
»Sie brauchen sich nicht zu schämen, Lens-Träger. Sie sollten vielmehr stolz sein, denn für einen Anfänger haben Sie sich überraschend gut gewehrt. Vielleicht kommt Ihnen die Behandlung wie eine Strafe vor, aber das ist nicht der Fall. Es gibt keine andere Möglichkeit, um das zu erlangen, nach dem Sie gesucht haben.«
»Dann wollen wir keine Zeit mehr verlieren«, erwiderte der Lens-Träger.
Der fortgeschrittene Unterricht ging weiter. Der Schüler wurde langsam stärker und vermochte schließlich geistige Impulse zu ertragen, an denen er zu Anfang des Unterrichts gestorben wäre. Bald wurden die gewaltigen Widerstandsübungen durch weitere Instruktionen ergänzt. Der weise Arisier drang vorsichtig in den Geist des jüngeren Mannes ein und erforschte dessen Tiefen. Er deckte Bereiche auf, von deren Gegenwart der Lens-Träger keine Ahnung gehabt hatte. Einige dieser neuen Zentren waren bereits angefüllt mit gewissen Erfahrungen und Daten, die nur noch geordnet und miteinander verbunden werden mußten. Andere waren fast völlig leer und wurden dem Lens-Träger aufgezeigt und benannt. Bei diesen Expeditionen in die unbekannten Tiefen des Geistes spielte die Lens eine entscheidende Rolle.
»Es kommt mir vor, als ob wir ein verstopftes Röhrensystem zu reinigen versuchen, wobei die Lens uns als Pumpe dient!« sagte Kinnison eines Tages.
»Dieser Vergleich ist der Wirklichkeit näher, als Sie im Augenblick ahnen«, erwiderte der Arisier. »Es ist Ihnen sicher aufgefallen,
Weitere Kostenlose Bücher