Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lensmen 08 - Drachen-Lensmen

Lensmen 08 - Drachen-Lensmen

Titel: Lensmen 08 - Drachen-Lensmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David A. Kyle
Vom Netzwerk:
eine Art mechanistische Vernunft zu vermuten.
    »Velantisches Wesen«, wiederholte die tonlose Stimme. »Velantisches Wesen, sagen Sie einige Worte.«
    »Wer bist du?« fragte Worsel, ohne mit einer Antwort zu rechnen.
    »Ich bin Pfeil-22. Sind Sie voll eingeschaltet?«
    »Woher soll ich das wissen?« fragte Worsel. »Ich kann den Kopf nicht bewegen. Ich kann kaum die Kiefer rühren. Wenn du willst, daß wir reden, mußt du etwas gegen die Drähte unternehmen, die durch mein Gesicht führen. Normalerweise äußere ich mich nicht stimmlich. Wenn ich reden will, muß ich die Muskeln dagegen reiben. Dabei schneide ich mich, und ich habe keine Lust, mir das Gesicht zerstören zu lassen.« Worsels Barschheit war nicht ganz echt; er wollte nur verärgert reagieren, er wollte so frustriert erscheinen wie jedes andere vielgliedrige Fleischwesen mit hoher nervöser Energie, das in einer solchen Falle steckte. »Tut etwas dagegen!« forderte Worsel trotzig und spielte den Erzürnten.
    Er beschloß, ein Auge zu riskieren. Vorsichtig streckte er einen Stengel empor und drehte dabei das Auge. Es war derselbe Raum, wie er ihn in Erinnerung hatte, nur waren die Möbel – die Maschinen – irgendwie anders angeordnet; vorwiegend umgaben ihn riesige Gebilde, die Teile ihrer Anlagen um ihn gelegt hatten. Von unten tauchte ein mechanischer Arm in seinem Blickfeld auf und schien nach seinem Auge zu greifen. Hastig zog er es wieder ein und schloß das lederartige Lid fest. Beim großen Gott Klono, eine solche Stahlklaue konnte ihm das Auge aus dem Schädel holen, als wär's Muschelfleisch! Worsel knirschte mit den mächtigen Zähnen und wartete geduldig ab, wobei sich in ihm die Überzeugung festigte, daß sich die Maschinen untereinander nicht einig waren, daß sie nicht wußten, was sie mit ihm anfangen sollten: ihn töten, ihn zum Krüppel machen, ihn freilassen.
    Er spürte, wie sich ein Draht lockerte. Und ein zweiter. Unglaublich – sein Kopf war frei! Er hob die Schnauze von der Brust und drehte den Kopf hin und her. Er sah niemanden, nichts was er als »Pfeil-22« hätte identifizieren können. Ein ungewöhnliches Detail bemerkte er jedoch, und sein Körper zuckte erregt zusammen: kreuz und quer verliefen rote Streifen über seine Brust. Im ersten Augenblick interpretierte er die Beobachtung als Blut aus hundert unangenehmen Schnitten von hundert festgezogenen Drähten. Dann erkannte er, daß es sich um rote Bänder handelte, dünne Streifen aus Papier oder einem ähnlichen schwachen Material. Die Erleichterung darüber, daß er das Augenlicht nicht verloren hatte – und auch noch nicht den Verstand – und die plötzliche Freigabe: dies alles beschwingte ihn abrupt und entrang ihm ein heiseres Lachen. Sein bebender Körper tat ihm an jenen Stellen weh, wo die Fesseln ihm ins Fleisch schnitten, aber das machte ihm nichts.
    »Grr-hey! Grr-hey!« Sein Lachen, halb Grunzen, halb Fauchen, begann in der Brust und ratterte einen Augenblick in seiner Kehle herum. Mit roten Bändern gefesselt! Von roten Bändern ausgeschaltet und bewegungsunfähig gemacht! Lächerlich! Lang auf einen riesigen Schreibtisch geschnallt – Kinnison hatte ihn gewarnt, daß ihm eines Tages so etwas passieren würde, vom Papierkrieg an den Schreibtisch gefesselt! »Grr-hey! Grr-hey!« Der Gedanke ließ Worsel beinahe hysterisch reagieren.
    »Ich bin Pfeil-22. Sind Sie verletzt?«
    Worsel wurde ernst. »Eigentlich nicht.« Er schluckte und zwang seinen schmerzenden Hals, den Rest des aufwallenden Lachens anzuhalten. »Keine Schmerzen. Und vielen Dank, daß du die Drähte fortgenommen hast. Welches Teil des ... äh ...« (Nun sag bloß nicht Möbelstück oder Schreibtisch) »... der Gerätschaften bist du?«
    »Die Worte kommen von der Stelle, an der das rote Licht blinkt.« Ja, richtig, an einem großen Kasten einen Meter über Worsels linkem Fuß begann ein rotes Licht zu blinken. »Beachten Sie, ich bin nicht dieser Kasten. Ich bin mit diesem Kasten verbunden. Ich-die-Maschine bin nicht hier. Ich bin weiter hinten in Sektion 64.«
    »Ich heiße Worsel. Ich bin Lens-Träger von Velantia. Und du, wenn ich die Vibrationen richtig verstehe, bist Pfeil-22. Du wolltest mit mir sprechen. Ich habe den gleichen Wunsch. Aber ich bitte, daß du kein Stimmgerät verwendest. Nimm einen Gedankenstrahler. Velantier kommen mit Telepathie und simuliertem telepathischem Empfang besser weg. Meine Inventurliste verrät eindeutig, daß auch hier ein solches Gerät stehen muß.

Weitere Kostenlose Bücher