Lensmen 08 - Drachen-Lensmen
Situation brachte großen Druck und verwirrte seinen Verstand. Ich glaube, ich habe daraus eine bedeutsame Schlußfolgerung gezogen.«
»Sie betrifft den Unterschied zwischen Telluriern und Velantiern«, fuhr 24v6 fort. »Sie sind im Grunde ein kognitiver Psychologe, mit Betonung auf Gestalt-Doktrinen. Sie kennen sich aber auch mit Verhaltensforschung aus – gewöhnlich denken Sie in den Begriffen velantischer Intelligenzen. Velantier und viele andere führende Rassen von Denkern besitzen klar unterteilte Gehirne. Tellurier und andere Humanoide haben ein Gehirn mit spezialisierten Teilen, doch keine innere Abschottung; Nervenerfahrungen lassen sich nicht in enge Abteile isolieren – das humanoide Gehirn ist zu fest integriert, um Trennwände einzuziehen, wie Sie es tun, Worsel. Ich glaube, Tong hat die Fähigkeit verloren, die verschiedenen Abteile seines Gehirns voneinander getrennt zu halten. Die Schotten brachen, und er löste sich zu einer einzigen Empfindung von Angst und Entsetzen auf.«
»Wenn das so ist, wurden Logik und Vernunftdenken von Urgefühlen verseucht, würde ich sagen.«
»Ja, und um den völligen Wahnsinn zu verhindern, suchte sich sein denkender Verstand Sie aus, Worsel – Sie waren in der Nähe und in seinen Gedanken – und er sah Sie als bösen Einfluß und nicht sich selbst.«
»Und die Visionen der vergifteten Lens?«
»Symbolisch. Zu tun, was er da tat – die Schwäche mit dem Bösen gleichzusetzen –, das hieß für Worsel, und damit ist Tong gemeint, daß die Lens fehlerhaft war, daß sie verseucht sein mußte.«
»Nun ja«, sagte Worsel in entschuldigendem Ton, »in alledem scheint mir nichts Neues zu liegen, wenn Sie auch bestätigt haben, was wir hinsichtlich der Ereignisse schon vermuteten. Haben Sie auch etwas Neues festgestellt?«
»Ja.«
»Was denn?«
Kallatras Verlegenheit machte sich über die Lens deutlich bemerkbar, und Kinnison schaltete sich in den Gedankenaustausch ein. »Kallatra hat schon mit mir darüber gesprochen. Er sagt, er hat dir eine ganz entscheidende Enthüllung zu machen. Aber er meint, er müsse sie dir zunächst im Vertrauen offenbaren. Du sollst dann entscheiden, ob du sie anderen weitergeben willst.«
»Sehr ungewöhnlich«, meinte Worsel. »Möchtest du dich auf diese Handhabung einlassen, Freund Kinnison?«
»Wenn du willst, Worsel. Kallatra spricht nicht darüber, aber ich glaube, es geht um etwas sehr Persönliches im Detail oder über die Velantier im allgemeinen. Das dürfte dann für den Moment alles sein ...« Kallatras leise Zustimmung war zu spüren. »... wir sehen uns dann in ein paar Tagen. Sonst noch etwas, ehe ich den Äther freigebe?«
»Ja, noch eine Sache. Bereite die Dauntless auf etwas Besonderes vor – auf das Schlimmste, wie immer es aussehen mag. Ich glaube, wir müssen uns Zebub gründlich ansehen. In der Zwischenzeit könntest du dich mit Kallatra – und Tong, wenn er es schafft – zusammentun und Zebub mit allem erforschen, was ihr auf die Beine stellen könnt. Vielleicht kann uns das bei unseren Vorbereitungen unterstützen.«
»QX«, sagte Kinnison und fügte vorsichtig hinzu: »Jetzt könnt ihr euch euren kleinen Geheimnissen widmen, Jungs – ich gebe den Äther frei!« Kinnison meldete sich ab, und seine Gedanken verbreiteten Freude wegen der Aussicht auf körperliche Bewegung. Worsel wartete einen Augenblick lang geduldig, dann sagte Kallatra: »Was ich Ihnen sagen muß, dreht sich nicht um Sie, Worsel, sondern um Kinnison – ich habe ihn getäuscht. Genau genommen handelt es sich um Clarissa MacDougall Kinnison. Ich sollte besser warten, bis wir wieder zusammen sind und ausreichend Zeit haben. Nicht daß die Sache nicht Zeit hätte.« Kallatra fühlte sich spürbar unbehaglich, Worsel aber erahnte mit seinen weitreichenden Sinnen, daß das Problem des jungen Lens-Trägers auf schmerzhafte Weise persönlich und nicht etwa von der bedrohlichen Art war – ein Aufschub konnte also keine schlimmen Folgen haben. »Das müssen Sie selbst wissen, Kallatra«, sagte er, war aber doch sehr gespannt auf die Enthüllungen, die der junge Lens-Träger ihm über die Rote Lens-Trägerin machen mochte.
Als Worsel sich verabschiedet hatte, suchten Kallatra und Kinnison Zebub auf große Distanz ab, wobei sie mehrmals aus dem freien Flug in den trägen Zustand wechselten, um Messungen vorzunehmen. Sie entdeckten nichts Ungewöhnliches. Als es jedoch zum großen Knall kam, geschah dies zu einem Zeitpunkt, da man so etwas am
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