Lensmen 09 - Lensmen von Rigel
Hauch von Wahnsinn aus – sein Gehirn ist teilweise zerstört.«
»Eine winzige Veränderung, die ich bemerke, scheint mir einen Hinweis zu geben. Es ist keine Operationsnarbe im Gehirn, wie sie nach jeder Operation zurückbleibt, selbst wenn der größte Spezialist der Welt am Werke ist. Was ich suche, ähnelt einer solchen Narbe nicht. Vielmehr meine ich das schattenhafte Abbild eines anderen Nervennetzes im Gehirn. Ich würde sagen, dies ist nicht der echte Voddon, sondern ein Ersatzmann, ein Täuscher, dem Voddons Persönlichkeit aufgedrängt worden ist, dessen anderer Verstand total ausgelöscht ist.« Gedankenvoll blickte Kinnison auf den starren Körper des Manarkaners, während er dabei gleichzeitig Voddons Bewußtseinssperre aufrechterhielt.
»Kim, du hast recht«, sagte Worsel, und Tregonsee fügte hinzu: »Ich habe mir Voddons Sicherheitsüberprüfung eben noch einmal im Kopf vorgespielt und kann mir vorstellen, was geschehen sein muß. Voddon, der echte Voddon, hatte einen Unfall, von dem er sich vor wenigen Monaten erholte. Doch offensichtlich gesundete der echte Voddon gar nicht. Seine Identität starb oder wurde ermordet. Der falsche Voddon nahm seinen Platz ein. Die Sperre in seinem Verstand, die die innere Veränderung und den Sender tarnt, wird als Nachwirkung des Unfalls erklärt. Die Störimpulse aus dem aufgewühlten Verstand, dazu die verstärkten künstlichen Störungen und die Verhüllung mußten alle täuschen, die nicht mit der absoluten Gründlichkeit prüften, die wir mitbrachten.«
»Allerdings«, sagte Worsel, »läßt das den Status von Voddons Gehirn unklar erscheinen. Handelt es sich um einen rekonstituierten Voddon oder einen latenten Betrüger oder was?«
»Ich würde ihn eine bloße Hülle nennen«, erwiderte Tregonsee, »dazu geeignet, jederzeit von einem Außenseiter übernommen zu werden, aber auf keinen Fall aus eigenem Antrieb gefährlich.«
»Beantwortet mir mal eine Frage«, warf Kinnison ein. »Er war – er ist es immer noch – Manarkaner. Wozu der Sender? Warum setzt er nicht seine natürlichen telepathischen Fähigkeiten ein?«
»Das ist ja die diabolische Schläue des Plans. Die wiederbelebte Leiche stellt allein kein böses Element dar, und so ist der Mann über jeden Verdacht erhaben. Hinzu kommt folgende Tatsache: Niemand wird je darauf kommen, ein Manarkaner könnte in seinem Gehirn eine Maschine für etwas benutzen, wozu er eigentlich aufgrund natürlicher Gaben auch ohne Hilfe fähig sein müßte: auf geistigem Wege Nachrichten abzustrahlen.«
»Wie bist du denn mißtrauisch geworden, Trig?« fragte Kinnison. »Tsien beklagte sich über Kopfschmerzen und benahm sich seltsam. Wie kamst du darauf, Voddon noch einmal zu untersuchen?«
»Neulich berichtete uns Thorndyke von dem winzigen schwarzen Loch, das durch einen Hyperraumtunnel gekommen war. Jedermann sprach darüber, und man kam zuletzt zu dem Schluß, daß die Sache nicht so schlimm war, wie man zuerst angenommen hatte. Tatsache ist, solche Löcher können sehr klein sein, so klein wie ihre Ur-Bausteine. Sie können bis zu einem Zehnmillionstel Gramm leicht sein und sich so schnell bewegen wie eine durchschnittliche Galaxis, etwa achthundert Millionen Kilometer in der Sekunde. Solche Gebilde würden Klovia oder Tellus geradewegs durchdringen, wenn sie auch von der jeweiligen Sonne eingefangen werden müßten. Die Gefahr kann also als minimal eingestuft werden. Wenn es sich um ein größeres schwarzes Loch handelte – nun ja, das stünde auf einem anderen Blatt.«
»Warum erzählst du uns das, Trig?« rätselte Kinnison. »Wir alle kennen diese Tatsachen.«
»Genau. Es sind die Tatsachen, die ich auch Voddon gegenüber erwähnte und mich dabei telepathisch nach einem bestimmten kleinen schwarzen Loch erkundigte. Zu meiner Verblüffung bekundete dieser Erforscher des Schwarze-Loch-Phänomens völliges Desinteresse. Dann erkundigte ich mich nach einem Bericht über ein winziges schwarzes Loch, das den Hyperraum durchdrungen hatte. Dieser Bericht war aus seinem Laboratorium gekommen. Er antwortete, das sei gar nicht geschehen. Ich beharrte aber darauf. Ich sagte, jemand habe auf einer photographischen Platte eine Linie als kleines schwarzes Loch identifiziert. Ach, das sei lediglich ein Proton gewesen, erklärte er. Ja, aber könnte es sich dabei nicht um den Nachklang eines Hyperraumtunnels gehandelt haben? setzte ich nach. Natürlich nicht, erwiderte er, in Wahrheit handele es sich um einen Wirbel.
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