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Lensmen 09 - Lensmen von Rigel

Lensmen 09 - Lensmen von Rigel

Titel: Lensmen 09 - Lensmen von Rigel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David A. Kyle
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widersprechenden Hinweise mußten dem Gegner noch so manche Nuß zu knacken geben – aber das eigentliche Verwechselspiel unter den Walnußschalen war vorbei. So watschelte Tregonsee denn zum erstenmal ungeschützt und offen sichtbar an den Rand des Balkons. Dies tat er lediglich aus Höflichkeit und um seinen Freunden Gesellschaft zu leisten, nicht weil er so neugierig gewesen wäre wie sie oder weil er sich im Sinne einer offiziellen Wiederauferstehung sichtbar machen wollte. Er hatte die sich am Himmel entwickelte Situation frühzeitig wahrgenommen und ihr Ende vorausgesehen. Da ihm aber Lärm nichts bedeutete, hatte er nichts von den Auswirkungen geahnt, die der Streich auf die Menschen haben würde. Das Durcheinander interessierte ihn allerdings kaum – um so mehr der Mann, der es verursacht hatte.
    Schließlich erschien auf dem Balkon auch der vierte und letzte Lens-Träger Zweiter Ordnung, Nadreck von Palain. Jener kaltblütige, giftatmende Z-Typ bewegte sich verständlicherweise nur langsam. Anstelle der dünnhäutigen Kraftfeld-Atmokapsel behinderte ihn eine unförmige Vorrichtung, die den gleichen Zweck erfüllte: Sie ähnelte beinahe einem tragbaren Zimmer. Bei längeren Besuchen zog er den Aufenthalt in dem großen gekühlten Anzug vor, denn dann konnte er zwischendurch im Inneren seine Forschungsarbeiten und Versuche fortsetzen. Dafür nahm er gern die mangelnde Beweglichkeit in Kauf. Aus dem Inneren seines supergekühlten Anzugs vermochte er auch einfacher in die vierte Dimension zu verschwinden, und hatte entsprechend mehr Raum, die Raum-Elastizität der vierten Dimension auszunutzen. In großen Anzügen fühlte er sich unter Wissenschaftlern wohl; er konnte mit Hilfe seines Miniaturlaboratoriums so manche Theorie beweisen oder widerlegen, noch während damit geprahlt wurde. Nein, im Grunde war es ihm egal, ob er auf dem Balkon stand oder nicht; das Kommen und Gehen dreidimensionaler Lebewesen langweilte ihn prinzipiell; aber schließlich war er Psychologe – nach eigener Einschätzung wahrscheinlich der beste Psychologe im Universum –, und nur aus diesem Grund ließ er sich dazu herab, den Balkon zu betreten, um neue massenhysterische Erkenntnisse zu gewinnen. Humanoide litten unter Massenhysterie, ein faszinierendes Rätsel, und er konnte sich nie sattsehen daran.
    Auf der Ausstiegsrampe des gelandeten Kreuzers erschien ein mittelgroßer Patrouillenangehöriger. Ein Techniker! Kein hochstehender Würdenträger! Die Lens-Träger spürten deutlich die Enttäuschung, die sich ausbreitete. Seit Tagen war das Personal darauf eingestellt, bedeutende Persönlichkeiten in Empfang zu nehmen; dabei hatte sich Langeweile eingeschlichen. Nun war einmal etwas Neues, etwas Vielversprechendes geschehen, ohne Abordnung flaggenschwenkender Zuschauer – und da waren sie nun enttäuscht. Der Techniker schritt zwischen zwei hastig gebildeten Reihen vornehm gekleideter Patrouillenangehöriger hindurch, winkend, salutierend, lächelnd, und stand schließlich einem Protokolloffizier gegenüber. Die beiden wechselten einige Worte und nickten sich zu, dann führte der Offizier den Mann auf die Tür unter dem Balkon zu, auf dem die vier bedeutsamen Lens-Träger versammelt waren.
    Kinnison senkte seinen Verstand auf den Cloudds.
    »Nun, da soll mich doch das Weltall holen!« sagte er laut und in die Köpfe seiner Freunde. »Es ist dieser Cloudd, den du eingeladen hast, Tregonsee. Die elf Höllen von Telemanchia sollen mich verschlingen, wenn mir schon jemals ein niederer Patrouillenangehöriger von solcher Frechheit und eitlen Selbstsicherheit begegnet ist! Wir werden den Mann auf der Stelle sprechen! Ich habe so ein Gefühl, daß ich diesen Cloudd mögen werde! Daß er uns allen gefallen wird!«
    Schon Minuten später stand Cloudd vor den mächtigen Vier. Die Euphorie fiel von ihm ab wie Wasser, das im Sand verrieselt. Er wußte, daß er sich unsäglich leichtsinnig, grob und anmaßend aufgeführt hatte und hatte keinen Zweifel mehr: Man würde ihn unehrenhaft aus dem Dienst entlassen. Hätte er gewußt, wie man sich unterwürfig gibt, hätte er es jetzt reumütig getan.
    Doch er war zu nichts anderem fähig, als Haltung anzunehmen und zu sagen: »Tut mir leid, Sir. Wirklich, ich entschuldige mich« und immer wieder den Gedanken zu wälzen: Ich habe mir selbst und meinen Vorgesetzten Schande gebracht, und zum Ausgleich werde ich eigenhändig einen boskonischen Planeten sprengen und dabei draufgehen!
    Drei Lens-Träger

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