Lensmen 09 - Lensmen von Rigel
ließen, und Räume, die man betreten konnte. Die Schiffe konnten mit der Augenblicksgeschwindigkeit eines Gedankens sogar Passagiere befördern. Aber da sie nicht real waren, funktionierten sie nicht bis ins Letzte. Passagiere starben, weil es keine lebenserhaltenden Systeme gab, oder wurden von nichtneutralisierten Beschleunigungskräften zerdrückt. Ebensowenig gab es Sichtschirme oder Kommunikationsanlagen. Die Schiffe existierten, doch im Grunde waren sie nur hübsch anzuschauende Modelle in natürlicher Größe. Der frauenhassende Kalonier mochte seine hübsche weibliche Schöpfung lieben, wie sie ihm von den Qu'orr geliefert wurde, doch sie würde ihm niemals dienen, indem sie seine Kinder zur Welt brachte. Dasselbe galt für die vorgetäuschten Kriegsschiffe. Sie sollten eine kampfstarke Formation darstellen und den Gegner täuschen – sie brauchten also nicht zu funktionieren –, aber leider sahen sie nicht einmal so aus, als könnten sie wirklich angreifen. Sie kamen viel zu altmodisch daher, schließlich handelte es sich um Nachbildungen hübscher alter quilquidorrischer Kriegsraumer. Man brauchte modernere, überzeugendere Hilfsmittel. Den Qu'orr mußte eine detaillierte Rißzeichnung zugänglich gemacht werden, damit sie ein realistisches Kriegsschiff hervorbringen konnten, eine Einheit, die sich innen wie außen abtasten ließ und glaubhafte technische Einrichtungen und volle Besatzungen vorzeigte. Ein solches Kriegsschiff mußte fortgeschritten genug erscheinen, um Instrumente und Beobachter der Patrouille zu täuschen, und es mußte als Vision so kompakt wirken, daß man es als materiell vorhanden einstufen mußte.«
»Dieser Kalonier«, brachte Cloudd den Gedanken zu Ende, »war also der Erwählte, den neuen Plan zu überbringen. Er wurde für die kalonischen Interessen geopfert.«
»Richtig. Und es war ein wirklich schweres Opfer. Er war eine besondere Persönlichkeit mit einem hervorragenden Verstand. Sein Vater, Helmuth der Jüngere, besessen von der Bedeutung seiner Idee, erwählte den besten Kalonier, den er finden konnte. Das Opfer war sein eigener Sohn, Jungerhelmuth-Sohn. Und er erhielt das Gewünschte: Tausende von Qu'orr, von etwa hundert Tansern in eine Ekstase der Folterung getrieben, schufen die Phantomflotte.«
»Bei Klono!« Cloudd sah das Bild deutlich vor sich: totale Verwirrung bei der Patrouille angesichts Millionen von Kriegsschiffen, mit denen der Feind das All überfluten konnte! Gegen so etwas konnte sich niemand mehr wehren!
»Es gibt natürlich Grenzen«, fuhr Tregonsee fort, »ein Qu'orr ist mit einem kleinen Schiff gleichzusetzen. Und mehr als eine halbe Million Qu'orr haben wir bisher nicht gezählt.«
Nur eine halbe Million! dachte Cloudd. Trotzdem waren die Folgen nicht auszudenken, wenn man ihre Produkte mit echten Schiffen durchsetzte. Aus der Zukunft kehrte er in die Gegenwart zurück. »Was bezweckt die Pyramide?«
»Dabei handelt es sich um eine geistige Matrix, die von den Qu'orr gebaut wurde, um Jungerhelmuth-Sohn zu umschließen. Er verlor den Verstand, sobald er den Mond erreichte. Die Qu'orr entnahmen seinem Verstand die Bilder der Raumschiffe, aber der Kalonier starb nicht. Er lief herum, schleuderte seine Geisteswellen wie Pfeile und Dolche, wie ein wirbelnder Säbel in alle Richtungen. Deshalb stellte man ihn unter Quarantäne. Sein Intellekt ist verflogen, und obwohl das Gehirn noch lebt, wird er eines langsamen Todes sterben, und sein Wahn wird schwinden, bis die Gefahr völlig vergangen ist.«
»Daraufhin steckten uns die Qu'orr ebenfalls in eine Pyramide, um sich vor uns zu schützen?«
»Nein, das habe ich getan«, widersprach Tregonsee. Einige Ausläufer seiner Tentakel legten sich fester um Cloudds Fußgelenke, wie um zu beweisen, daß sein Körper noch lebte und sich nur freiwillig in Trance befand. »Der Angriff der Qu'orr auf uns hätte mich beinahe überwältigt. Ich könne nicht einmal die Hilfe anderer Lens-Träger herbeirufen. Wir sind von allem abgeschnitten, was sich außerhalb dieses Mondes befindet – um so mehr, als wir uns in dieser Isolierungspyramide befinden. Andererseits brauche ich mich hier zum erstenmal seit unserer Ankunft nicht mit den Abwehrkräften der Qu'orr auseinanderzusetzen. Mit Hilfe meiner Lens entdeckte ich die Matrix-Pyramide, erkannte in ihr die vorübergehende Zuflucht und baute mir eine. Ihren bewußtlosen Körper zerrte ich mit mir hinein – ich glaube, das geschah gerade noch rechtzeitig.«
»Was ist
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