Lensmen 10 - Z-Lensmen
sein.
Armstrong loszuwerden war ganz einfach. Er steuerte das Schnellboot auf einen entlegenen Felsbrocken, der durch das All rollte, und schickte Armstrong im Druckanzug hinaus, um sich umzusehen; dabei sorgte er dafür, daß er genug Nahrung, Wasser und Sauerstoff hatte. Er übertrug ihm außerdem eine sinnlose Aufgabe, die ihn dreißig Minuten lang in Anspruch nehmen würde, während Cloudd »die Gegend erkundete«. Cloudd brach in einer Richtung auf, folgte einem gekrümmten Kurs, um mögliche Beobachter irrezuführen, visierte auf einem Hüpfkurs die Andromeda-Galaxis an – zehn Minuten mit halber Lichtgeschwindigkeit, fünf Minuten im freien Flug mit halber Kraft des Bergenholm-Antriebs – und hatte in dieser Zeit seine sämtlichen Ortungsgeräte und Sensoren auf maximale Empfindlichkeit gestellt. Er mußte eine gewaltige Distanz überwachen.
Als er mehrere Lichtjahre jenseits des galaktischen Randes die erste kurze trägheitslose Flugphase beendete, hörte er Armstrongs schwachen Ruf in seinem Kopf: »Cloudd? Alles in Ordnung mit Ihnen? Cloudd, melden Sie sich doch!« Es konnte nicht mehr lange dauern, bis Armstrong über die Lens die Patrouille alarmieren und sich abholen lassen würde. Bis dahin war Cloudd längst im intergalaktischen All untergetaucht.
Die Milchstraße war mit bloßen Augen hinter ihm nur noch als prächtiges Lichtband auszumachen. Auf den Bildschirmen zeigte sie sich als regenbogenbunte Masse aus Sternen und schimmernden Wolken. Vor sich vermochte er schwach den linsenförmigen Umriß seines Ziels zu erkennen. Alles war normal und ruhig – bis er 1 350 000 Lichtjahre von seinem Startpunkt entfernt, knapp auf halbem Wege durch die galaktische Leere, aus seinem vierten freien Flug herauskam. Da begann er negative Werte zu empfangen.
Und plötzlich machte Cloudd im All einen Fixpunkt aus. Die Wirklichkeit war so unglaublich, daß er zahlreiche langwierige Berechnungen und Überprüfungen vornehmen mußte, bis er die Wahrheit glaubte. Backbord voraus, wenige Grad von seinem Kurs abweichend, lag ein undurchdringlicher Schleier und zeigte die Konfigurationen eines ungewöhnlich kleinen Sternennebels. Die Erscheinung war kontraterrän!
Schon öfter hatte er negative Materie entdeckt – aber bisher nichts, was auch nur annähernd so riesig war.
Wie ein Kolumbus des Weltalls hatte er, Benson Cloudd, neue und absolut fremdartige Welten gefunden. Dort, weit jenseits des weitesten Vorstoßes der Galaktischen Patrouille in diese Richtung, hatte er ein Wunder gefunden! War der C-T-Nebel Geburtsort oder Friedhof der Drohnen oder vielleicht nur eine Zwischenstation, die man meiden sollte? Welche anderen Wunder würde Andromeda ihm offenbaren? Welche neuen Lebensformen gab es dort, ihn zu begrüßen – oder zu vernichten?
Cloudd war dermaßen aufgeregt, daß er kaum noch seine acht gesunden Finger zu bewegen vermochte. Dann aber setzte er den Kurs auf einen Punkt im rechten Winkel zu seinem bisherigen Flug nach Andromeda und ging auf diese Weise sicherheitshalber ein Stück vom Anflugkurs ab. Die Zeit, die es kostete, mit vollem Bergenholm die Distanz zurückzulegen, ließ sich in Stunden und Minuten messen, nicht Tagen oder Wochen; doch hatte Cloudd das Gefühl, schon ein ganzes Leben zu warten.
Was seine Instrumente zeigten, als er endlich in den normalen, trägen Raum verlangsamte, übertraf jede Hoffnung oder Vision, die er vielleicht gehabt hatte.
Hinter dem C-T-Vorhang war ein gigantischer künstlicher Planet verborgen, vermutlicher Ausgangspunkt der Datadrohnen. Er hatte den mythischen Mech-Planeten gefunden!
12
Der Versuch, Kinnisons Sondereinheit zu vernichten, entwickelte sich zu einem raffinierten Duell.
Obwohl sämtliche hundertzehn Kriegsschiffe, die unter Kimball Kinnisons Kommando standen, Maximalschub aufbrachten, schafften sie nicht die geringste Beschleunigung. In der Dauntless spürte Kinnison, wie die besten Bergenholms der Galaxien summend den kosmischen Staub in reine Energie umwandelten, ohne etwas zu erreichen. Und doch bebte und zitterte sein Schiff nicht, so fest hielten die Traktorstrahlen des Gegners.
Die Projektion des Visoschirms an Kinnisons Kabinenwand war von dem Bild des angreifenden Sterns ausgefüllt. Aufgrund der Größe und Stärke seiner Strahlung kategorisierte Kinnison ihn als Zwergstern, doch war er seltsam geformt und besaß einen matt orange leuchtenden sphärischen Kern und eine tiefe Chromosphäre aus tausend durchsichtigen blauen
Weitere Kostenlose Bücher