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Lenz, Siegfried

Lenz, Siegfried

Titel: Lenz, Siegfried Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Exerzierplatz
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ich in Tätigkeit gesetzt hatte, ihr Ton schmerzte, er ging in die Zahnwurzeln, und ich glitt vom Fahrersitz und rannte los; erst als ich am Großen Teich war, brach der Ton jäh ab. Diese Hitze. Dieses Brennen auf der Haut. Zerstochen – so kam ich mir vor, und ich ging langsam zum Großen Teich und legte mich hin und trank erst einmal.
    Die Lichtkringel waren schon blasser, unbestimmter, sie schaukelten nicht mehr blitzend unter der Oberfläche, all die kleinen Dellen, die der Wind macht, ebneten sich ein – wie immer, wenn es gegen Abend geht, feiner Dunst kommt dann auf, das klar Gestochene beginnt zu verschwimmen, es fließt wie unter stetigem Hauch, fällt zurück in etwas, das sich nur ahnen läßt. Bläulich trieb der Dunst gegen das Dänenwäldchen. Mein Bauch war schwer. Es gluckerte in ihm. Wenn ich ganz still war, konnte ich hören, wie der Teich atmete, wie er die Luft einsog bis in seine Tiefe und dann erleichtert und gleichmäßig ausatmete, so daß Rohr und Wasserpflanzen sanft schwankten. Von ferne hörte ich auch schon die Stimmen und das Stöhnen der verwundeten dänischen Soldaten – gedämpft, und immer nur dann, wenn der Wind sich sammelte und stoßweise durch die Wipfel ging. Da sah ich sie.
    Sie kamen aus dem Dänenwäldchen, Ina und Niels Lauritzen, beide in moosgrünem Zeug, sie traten heraus und mußten sich gleich anschauen, nicht anders, als wollten sie sich vergewissern, daß sie wirklich gemeinsam am Rand des Dänenwäldchens standen, doch bald guckten sie in verschiedene Richtungen, ein bißchen angestrengt und unschlüssig, was sie nun machen sollten; zum Glück stob etwas aus den Brombeeren davon, ich konnte nicht erkennen, was es war, aber es stob davon, und Niels Lauritzen sprang herum und deutete mit ausgestrecktem Arm in den Wald hinein, gewiß fielen ihm auch ein paar Worte ein, dem immer freundlichen, wortknappen Niels. Es war feucht im Erlengebüsch, es sapschte und quatschte, aber ich kroch hinein und stützte mich da auf, wo die Bügel einer uralten Reuse verrotteten.
    Die Maulwurfshügel; nachdem Ina damit angefangen hatte, die lockeren Maulwurfshügel zu zertreten, machte Niels es ihr nach, mitunter rannten sie auf denselben Hügel zu, so daß ich schon denken mußte, gleich knallen sie zusammen und werden sich abfangen oder überkugeln oder sonst was, aber kurz vor einem Zusammenprall bremste Niels Lauritzen ab, er war es immer, der abbremste und Ina den Hügel zur Zerstörung überließ. Frösche quakten auf der andern Seite des Großen Teiches, sie lagen zwischen den Schlingpflanzen und quakten, und als Ina und Niels keine Lust mehr hatten, Maulwurfshügel zu zertreten, gingen sie zu den Fröschen hinüber, schlichen sich da an, um ja keine Erschütterungen hervorzurufen – eine einzige Erschütterung, und die ganze goldäugige Bande taucht weg. Sie beobachteten die Frösche, sie zeigten sich gegenseitig, was sie auf dem Wasser ausmachten. Dann suchte und fand Ina etwas, das sich werfen ließ, eine Latte, ein Stück Kantholz, das irgendeiner hier verloren hatte, sie schleuderte es zwischen die Schlingpflanzen, vermutlich auf die Frösche, die sich da umklammert hielten – ach, Ina, ich weiß noch, wie du nach Steinen, nach Wurfgeschossen verlangt hast, als wir beide einmal dort standen und du dich nur geekelt hast beim Anblick der vielen verklammerten Frösche. Plansch, war die Bande weggetaucht, und im gleichen Moment krümmte sich Ina, schlackerte ihre Hand aus, untersuchte sie, nahm einen Finger in den Mund und saugte, während Niels, der nicht wußte, was geschehen war, sie anstarrte, dicht an sie herantrat und es nicht wagte, sie zu berühren.
    Du, Ina, hast ihm deine Hand hingehalten, hast ihm gezeigt, wie der Splitter oder der Nagel die Haut aufgerissen hatte, und Niels nahm deine Hand und guckte sie so ausdauernd an, so interessiert, als hätte er nie zuvor eine Hand gesehen, aber schließlich hielt er es doch für angebracht, sein Taschentuch herauszuholen und die bescheidene Wunde zu verbinden: Niels Lauritzen, der immer freundlich zu mir war und mich bei keiner Begrüßung übersah. Warum ihr ins Dänenwäldchen zurückgegangen seid, das weiß ich auch nicht, ich weiß nur, daß er seinen Arm um deine Schulter legte und dich behutsam wegführte mit kleinen Schritten, du warst einverstanden, durch meinen Blättervorhang erkannte ich, daß du einverstanden warst mit dem Weg, den er für euch aussuchte.
    Und am Abend brachtest du ihn zum ersten Mal mit in

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