Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leola

Leola

Titel: Leola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
brach erneut in Tränen aus, während ich
sie hilflos und mit weit offenem Mund betrachtete.
    »Jetzt
fühl’ ich mich so scheußlich!« wimmerte sie. »Ich erzähle dir die Wahrheit über
das, was Raphael gesagt hat, und du glaubst mir!«
    »Na
klar«, krächzte ich. »Ist das so schlimm?«
    » Aaaoh !« Sie heulte noch lauter, warf dann die Arme um
meinen Hals und vergrub ihren Kopf an meiner Schulter.
    Ich
tätschelte ungeschickt ihren Rücken und gab vage beruhigende Laute von mir.
Allmählich ließ das leidenschaftliche Schluchzen nach, und schließlich hob sie
das tränenüberströmte Gesicht und sah mich nervös an.
    »Ich
habe dir die Wahrheit erzählt«, flüsterte sie, »aber nicht die ganze, Rick. Ich
habe dir erzählt, was Raphael gesagt hat, aber nicht, was sie gesagt hat. Ich
hatte das Gefühl, ihr das schuldig zu sein, denn ich wollte so gern mit dir in
die USA fliegen, und sie war es gewesen, die Raphael die Idee suggeriert
hatte.«
    »Leola
Smith?« fragte ich.
    Willi
nickte, und ihre um meinen Hals gelegten Arme spannten sich zu etwas wie einem
Würgegriff. »Es war an dem Morgen, als ich in meiner Kabine frühstückte. Nach
einer Weile kam sie herunter und sprach mit mir. Sie sagte, du flögest nach
Amerika zurück, und vielleicht könne sie Raphael überreden, mich mit dir gehen
zu lassen. Ich dachte zuerst, sie wolle mich nur loswerden, so daß sie ihn für
sich allein haben könne; aber sie erklärte mir, sie mache sich nichts aus ihm;
und irgendwie habe ich ihr geglaubt.« Sie kniff kurz die Augen zusammen.
»Komisch! Ich habe vorher nie etwas geglaubt, was mir eine andere Frau erzählt
hat.«
    »Was
hat sie sonst noch gesagt?« knurrte ich.
    »Sie
sagte, du würdest ihre Tochter niemals finden, ganz gleich wie sehr du sie
suchen würdest. Solange ich also bei dir wäre, brauchte ich mir keine Sorgen zu
machen, denn du befändest dich in keinerlei Gefahr.«
    »Nicht
im allergeringsten, weiß der Teufel«, fauchte ich.
    »Dann
sah sie sehr bekümmert drein und sagte, sie hätte in Hollywood viel von dir
gehört und alle Leute hielten dich für sehr clever; vielleicht bestünde also
doch eine Chance, daß du ihre Tochter finden würdest. Dann wärst du in sehr
großer Gefahr.« Ein plötzlicher Hoffnungsfunken sprühte in ihren Augen. »Hast
du die Tochter gefunden, Rick?«
    »Ich
habe sie gefunden.« Ich nickte.
    »Bin
ich froh!« Sie lächelte beglückt. »Denn ich habe ihr beim Grab meines Vaters
versprochen, dir nichts von dem zu erzählen, was sie gesagt hat, es sei denn,
du hättest ihre Tochter gefunden!«
    »Willst
du nicht endlich mit dem Geschwafel aufhören?« Ich stöhnte. »Ich bin ohnehin
schon halb verrückt.«
    »Ich
kann dir bloß sagen«, erklärte sie mit großer Würde, »du bist wie dieser
amerikanische Junge in Capri, als wir das erstemal miteinander ins Bett gingen.« Sie schnippte mit den Fingern. »Ich habe zweimal
geblinzelt, und dann sagte er danke schön für die wundervolle Nacht und zog
sich an. Du mußt mir ein bißchen Zeit lassen und dein schreckliches Temperament
zügeln! Mein Po tut mir noch immer weh.«
    »Er
wird dir noch viel mehr weh tun, wenn du mir nicht endlich den Rest der
Geschichte erzählst!« zischte ich sie mit zusammengebissenen Zähnen an.
    Sie
starrte mich finster an. »Sie sagte, wenn du ihre Tochter fändest, solle ich
dir sagen, sie würde dir jede Summe bezahlen, die du verlangst, wenn du sie und
das Kind aus deinem Gedächtnis strichest. >Sagen Sie ihm, es sei nicht nur
mein Leben, das er in seinen Händen hielte<, sagte sie. Und dann begann sie
zu weinen.« Willi schüttelte verwundert den Kopf. »Ich habe noch nie zuvor in
meinem Leben jemanden so weinen sehen. Die Tränen liefen ihr übers Gesicht,
aber sie gab keinen Laut von sich. >Wenn er meine Tochter gefunden hat<,
sagte sie dann, >wird er wissen, daß es alles nichts mehr nützt.< Ich
fand das sehr merkwürdig. Verstehst du das, Rick?«
    »Ja.«
Ich löste ihre Arme von meinem Nacken. »Wasch dir das Gesicht und zieh dir was
an. Ich muß mir eine Million Fragen durch den Kopf gehen lassen und möchte
nicht abgelenkt werden.«
    »Gut.«
Sie ging bis zur Tür, blickte dort über die Schulter zurück und lächelte
lüstern. »Soll ich das Öl mitbringen, damit du es mir einreiben kannst, während
wir uns unterhalten?«
    Ich
machte eine drohende Geste, und sie verschwand, während ihr vergnügtes
Gelächter an den Wänden widerhallte. Was ich im Augenblick brauchte, war ein
Drink, fand

Weitere Kostenlose Bücher