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Leon, Der Slalomdribbler

Leon, Der Slalomdribbler

Titel: Leon, Der Slalomdribbler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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warf sich in ihn hinein, doch in dem Moment, als der Ball auf seine Brust aufschlug, stöhnte er auf und flog mit ihm ins Tor.

    Ich weiß nicht, wer in diesem Moment verdatterter war, die Unbesiegbaren Sieger oder wir. Auf jeden Fall dauerte es, bis wir begriffen, dass das unser erstes Tor war. Als stände es Sieben zu Eins und nicht erst Eins zu Sieben liefen wir jubelnd in unsere Hälfte zurück und erwarteten dort den Angriff des Gegners.
    Der Dicki Michi grinste nur spöttisch. Dann passte er zur Seite auf Kong. Der rannte nach vorn, stürmte an Maxi vorbei und dann weiter auf Juli zu. Doch dieses Mal wich Juli nicht aus. Er schlug einen Pressball gegen Kongs Fuß. Der blieb überrascht stehen, wich dann nach links und stoppte abrupt. Wieder stand Juli vor ihm. Kong schaute nach hinten und rechts und glaubte nicht, was er sah. Überall wartete Juli. Juli „Huckleberry” Fort Knox, die Viererkette in einer Person, war wieder zum Leben erwacht, und bevor Kong sich versah, hatte Juli den Ball, schlug ihn auf Jojo und der schoss aufs Tor. Krake flog ihm entgegen, doch weil er nach Maxis Schuss vorsichtiger war, faustete er. Der Ball flog zu mir und ich machte meine Spezialität, den Seitrückfaller. Danach stand es Sieben zu Zwei.
    Nach dem Sieben zu Vier begann es zu regnen. Der Boden wurde schwammig und weich, und die Unbesiegbaren Sieger rutschten wie Enten auf einer Schlittschuhbahn auf ihm herum. Doch wir hatten 12 Tage auf so einem Boden trainiert und tanzten jetzt durch die Reihen des Gegners hindurch. Ich schoss mein drittes Tor, einen waschechten Hattrick, Fabi sein zweites und dann schlug Jojo den Ball zum Sieben zu Sieben direkt in den Winkel. Marlon, die Nummer 10, regierte im Mittelfeld und wurde dafür mit einem Schuss aus zwanzig Metern belohnt. Der Ball flog und flog, wurde von einer Böe erfasst und senkte sich, unerreichbar für Krakes Tentakel, ins Tor. Das war die Acht, jetzt führten wir, und als Felix sein Asthma vergaß und zum Wirbelwind wurde, folgte die neun. Neun zu Sieben für uns. Wir lagen uns in den Armen und wir wussten, wir hatten gesiegt. Da verlor ich den Ball. Ich gab wieder nicht ab. Ich wollte unbedingt das zehnte Tor schießen, und Willi nahm mich zur Strafe wieder heraus. Er brachte Raban für mich.
    „Das ist nicht dein Ernst!”, schrie ich Willi an. „Willst du, dass wir verlieren?“
    Für einen Moment zögerte Raban. Daran wollte er wirklich nicht Schuld sein. Er wollte wieder vom Platz auf die Bank, doch Willi ließ das nicht zu: „Los Raban, geh schon! Ohne dich hätten sie längst haushoch verloren!”, und der Seitenblick, den Willi mir schickte, ließ mich auf der Stelle verstummen.
    Ich schwieg noch, als Michi das Anschlusstor schoss. Es war kein Fehler von Raban. Doch als dieser die todsichere Chance zum Siegtreffer vergab, sprang ich auf. Ich wollte laut schimpfen, doch Willis Blick ließ das nicht zu.
    Dann schoss Sense den Ausgleich. Es stand Neun zu Neun, und der nächste Treffer würde entscheiden. Da hielt ich es nicht länger aus: „Okay! Okay!”, schrie ich Willi an. „Dann geb ich halt ab.”
    Doch Willi wartete noch. Wieder hatte Raban eine todsichere Chance und wieder kickte er über den Ball. Danach konnte nur eine Glanztat von Markus den Siegtreffer der Unbesiegbaren Sieger vereiteln. Er faustete das Leder im Sturzflug aus der linken unteren Ecke heraus. Doch der Ball war noch heiß. Uns stockte der Atem, und das Herz blieb uns stehen. Kong jagte den Nachschuss aufs Tor, und Markus lag noch auf dem Boden. Da schnellte er hoch, stieß sich mit Beinen und Füßen gleichzeitig ab, wurde Markus, der Unbezwingbare, und lenkte den Ball im allerletzten Moment um den Pfosten herum.
    Bei der Ecke, die folgte, krachte Juli in Sense und blieb verletzt liegen. Er musste vom Platz, und Willi schickte mich für ihn aufs Feld. Doch das wollte ich nicht. Ich war kein Verteidiger, ich war Leon, der Mittelstürmer, doch Willi ließ keinen Widerspruch zu.
    Also tat ich mein Bestes. Wieder verstolperte Raban den Ball, und danach kam Kong auf mich zu. Ich schluckte, der Kerl war wirklich ein Riese, doch dann erinnerte ich mich an das, was Juli in diesem Fall tat. Ich ging auf ihn zu, rutschte in ihn hinein, traf den Ball und sprang auf. Danach rannte ich los. Ich rannte und rannte und dribbelte um jeden, der mir in Weg kam, herum. Ich war Leon, der Slalomdribbler, und ich wollte auch der Torjäger sein. Deshalb spielte ich wieder nicht ab. Ich ignorierte die Rufe

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