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Leonardo und das Geheimnis der Villa Medici

Leonardo und das Geheimnis der Villa Medici

Titel: Leonardo und das Geheimnis der Villa Medici Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Platz.“
    „Weiß Großvater das schon?“
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    „Nein, aber ich rede noch mit ihm. Wenn du willst, kannst du das Pferd reiten. Du weißt doch: Mein Pferd konnte ich dir immer dann geben, wenn ich selbst gerade keine Reise machen musste und in letzter Zeit war ich sehr viel unterwegs.“
    Ein Pferd! Das war eine gute Nachricht.
    Falls einer der geheimnisvollen Reiter, die mit dem Portugiesen in Kontakt standen, auftauchen sollten, konnte er ihn damit eventuell verfolgen.
    „Du isst jeden Tag im Gasthaus von Giannas Eltern“, wechselte
    er das Thema. „Hast du schon mal etwas über den Portugiesen
    gehört, der im Obergeschoss wohnt?“
    „Nur ein par seltsame Gerüchte.“
    „Aber das Land Portugal gibt es doch wirklich, oder?“
    „Leider ja.“
    „Wieso leider?“
    „Es gab dort bis vor kurzem einen König, der hieß Heinrich der Seefahrer, obwohl er selbst wahrscheinlich nie auf einem Schiff gewesen ist. Aber hat eine Flotte bauen lassen, der er den Auftrag gab, einen Seeweg nach Indien zu finden.“
    90

    „Indien? Ist das das Land, aus dem die Gewürze kommen?“
    „Ja. Und durch den Pfeffer und die andere Gewürze sind
    Venedig, Florenz, Mailand und all die andere Städte hier in Italien so reich geworden. Die Gewürze kommen im Hafen von Venedig an
    und werden von dort aus weiterverkauft. Ein Sack Pfeffer ist so viel wert wie ein Sack Silber – aber wenn die Portugiesen einen direkten Weg über das Meer nach Indien finden, läuft der Handel in Zukunft über Portugal – und wir werden verarmen!“
    „Ist es denn wahrscheinlich, dass es einen Seeweg nach Indien
    gibt?“
    „Wer weiß? Vielleicht haben ihn die Portugiesen sogar schon
    gefunden und verraten es niemandem. Seekarten werden wie
    Staatsgeheimnisse gehütet.“ Er machte eine Pause und fuhr dann fort: „Also wenn der Mann, der seit einiger Zeit bei Giannas Eltern gastiert, tatsächlich ein Portugiese sein sollte, dann hat er
    wahrscheinlich irgendetwas mit der Seefahrt zu tun. Vielleicht ist er ein Matrose, der zu spät auf sein Schiff zurückkehrte und deswegen hier in Italien zurückblieb.“
    „Oder ein Krimineller?“
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    „Alles ist möglich.“
    „Glaubst du, er könnte ein Hexer sein?“
    „Nur, weil er etwas seltsam wirkt und eigenartige Gewohnheiten hat?“ Ser Piero schüttelte den Kopf. „Wenn ich nachts ein paar Schritte spazieren gehe, weil ich lange an irgendwelchen
    Schriftstücken gesessen habe, von denen ich eine beglaubigte Kopie herstellen musste, dann sehe ich meistens noch Licht bei ihm. Aber ich arbeite auch oft in der Nacht – und bin ich deswegen ein Hexer?
    Du kennst mich!“
    Leonardo lächelte.
    „Nein, natürlich nicht! Ich habe noch eine Frage an dich. Die
    Fuhrleute sagen, dass es Krieg geben wird!“
    Ser Pieros Gesicht wurde sehr ernst. „Ja, das ist durchaus
    möglich. Ich habe auch davon gehört. Der König von Frankreich soll einen Feldzug gegen Florenz planen – obwohl er eigentlich unser Verbündeter ist. Aber so etwas ändert sich schnell und es könnte sein, dass die Franzosen sich hinter unserem Rücken mit unseren alten Feinden aus Mailand zusammentun und einen Angriff planen.“
    „Das klingt ja bedrohlich!“
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    „Ich hoffe, dass es nicht dazu kommt… Aber das haben wir nicht in der Hand!“
    Als Leonardo zum Haus seines Großvaters zurückkehrte, waren
    die Händler und Fuhrleute längst wieder aufgebrochen und die
    Wagen, die sich vor dem Gasthaus gedrängelt hatten, verschwunden.
    Den Nachmittag verbrachte Leonardo damit, seinen Spiegelbogen
    noch etwas zu vervollkommnen und die Spiegel genau auszurichten.
    Als er damit fertig und alles für die nächtliche Beobachtung des Portugiesen vorbereitet war, widmete er sich seiner
    Lieblungsbeschäftigung, um sich etwas abzulenken. Er zeichnete Maschinen mit einem Kohlestift. Großvater schimpfte immer wieder darüber, wie viel Papier er verbrauchte. Leonardo nahm jeden
    Fetzen, den er bekommen konnte. Und da sein Vater Ser Piero dem Jungen gegenüber immer ein schlechtes Gewissen hatte, weil er ihn nicht selbst erziehen und für ihn sorgen konnte, brachte er ihm des Öfteren neues Papier aus Florenz mit. Ser Piero selbst hatte natürlich als Notar auch einen hohen Verbrauch davon.
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    Leonardo dachte sich alle möglichen Arten von Maschinen auf.
    Die meisten waren Kampfmaschinen. Katapulte von gewaltigen
    Ausmaßen, die in der Lage waren, riesige Gesteinsbrocken zu
    schleudern. Oder noch besser! Mit Schwarzpulver gefüllte

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