Leonardo und das Geheimnis der Villa Medici
Leonardo“, wandte die Wirtin ein. „Dein Vater isst heute nicht hier. Er ist nach Empoli geritten und kommt erst sehr spät zurück. Vielleicht sogar erst morgen.“
„Schade“, meinte Leonardo.
Die letzte Ausrede, um hier zu bleiben, war damit ausgespielt.
Also verließ er wieder das Gasthaus.
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Eine Weile hörte er noch dem Gerede der Fuhrleute zu, von
denen einige draußen unter freiem Himmel sitzen mussten, weil
innen kein Platz mehr war. In einem Dorf wie Vinci war da Gerede von Fuhrleuten eine gute Möglichkeit, um Neuigkeiten zu erfahren.
Einer von ihnen meinte, dass man nur hoffen könnte, dass das
Wetter trocken bleibe. „Sonst sitzen wir hier garantiert im Morast fest.“
Immerhin erfuhr, dass sowohl Händler als auch die Fuhrleute, die zu diesem Wagenzug gehörten, nicht aus Pisa oder irgendeiner
anderen Stadt gehörte, die auf dem von Florenz beherrschten Gebiet lag. Sie kamen aus dem Norden.
„Was meint ihr, ob es wohl Krieg gibt?“, fragte einer von ihnen.
„Florenz ist die derzeit reichste Stadt der Welt“, meinte ein
anderer Mann in schwarzer Lederweste und weißem Hemd, dessen
Ärmel bis zum Ellbogen aufgekrempelt waren. „Wer wollte sie daher nicht gerne plündern?“
Die anderen lachten.
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„Fragt sich doch nur noch, wer als nächstes mit seinen Soldaten durch Italien ziehen wird – der deutsche König oder der
Französische!“
„Für den Handel ist der Krieg das reinste Gift!“, äußerte sich noch einmal der Mann mit der schwarzen Weste. „Aber unsereins
kann ja dann bei den fremden Truppen anheuern. Die haben doch
immer einen großen Bedarf an Fuhrleuten, zumal wenn sie
Geschütze mit sich führen!“
Ein heraufziehender Krieg? Das ließ Leonardo hellhörig werden.
Bei nächster Gelegenheit würde er seinen Vater danach fragen, der schließlich auf Grund seines Berufes relativ weit herumkam.
Zumindest innerhalb des Gebietes, dass zur Republik Florenz
gehörte. Vielleicht hatte er ja auch etwas gehört. Großvater hatte ihm mal erzählt, dass in seiner Jugendzeit die gesamte Einwohnerschaft des Dorfes Vinci vor einem heranrückenden feindlichen Heer in die Berge geflüchtet war.
Leonardo hoffte, dass sich so etwas nicht wiederholte.
Als das Gespräch der Männer verebbte, wurden sie auf ihn
aufmerksam.
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„Was glotzt du uns so an?“, fragte der Mann in der schwarzen
Weste. „Jetzt ist für uns im Schankraum schon kein Platz mehr, und dann müssen wir uns auch noch begaffen lassen wie Zirkusvolk!“
„Ich habe mich gefragt, ob so weit gereiste Leute wie ihr mir
wohl einer Frage beantworten könnt, die ich mir schon seit geraumer Zeit stelle.“
Die Männer wechselten erstaunte Blicke.
„Sieh an, einen kleinen Schlaumeier haben wir da! Er scheint
nach dem Motto zu gehen: Lieber eine Gegenfrage stellen, als eine Frage zu beantworten!“
Die anderen lachten.
Der Mann mit der schwarzen Lederweste fuhr fort. „Sollen wir so viel Frechheit auch noch belohnen?“
„Gib’s doch zu, du hast doch nur Angst, die Frage nicht
beantworten zu können, die dir der Knirps stellen will!“, mischte sich einer der anderen Männer ein. Er war groß und kräftig, hatte kaum noch Haare auf dem Kopf und dafür einen dunklen Bart. Es war das erste Mal, dass er sich zu Wort meldete. Bisher hatte er nur
schweigend den anderen zugehört.
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Alle Augen waren jetzt jedoch auf den Mann mit der schwarzen
Weste gerichtet.
„Na, lässt du das auf dir sitzen, Michele?“, fragte einer der
anderen Männer und lachte dabei leise in sich hinein.
„Dann soll Michele doch mal zeigen, ob er wenigstens eine
Kinderfrage beantworten kann!“, meldete sich der Bärtige noch mal zu Wort.
Ein zustimmendes Geraune war jetzt zu hören.
„Also gut“, sagte der Mann der schwarzen Weste. „Dann stell
deine Frage, mein Junge!“
„Was wisst ihr über ein Land, das Portugal heißt?“
Die Frage ließ den Mann mit der schwarzen Weste erstarren. Die anderen grinsten und warteten ab.
„Na, Michele?“, fragte einer von ihnen herausfordernd.
„Es gibt das Heilige Römische Reich, zu dem Italien und
Deutschland gehören, es gibt Frankreich und das Land der Türken –
aber von einem Land namens Portugal habe ich nie etwas gehört!“ Er lachte triumphierend. „Netter Versuch, Junge, aber so leicht lasse ich mich nicht hereinlegen!“
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„Es gibt durchaus ein Land namens Portugal“, meldete sich jetzt der Bärtige zu Wort. „Ich habe im Hafen von
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