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Leonardo und das Geheimnis der Villa Medici

Leonardo und das Geheimnis der Villa Medici

Titel: Leonardo und das Geheimnis der Villa Medici Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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der
    Portugiese hätte Verdacht geschöpft!“
    Ihre Stimme war kaum mehr als ein leises Wispern.
    „Sehr gut!“, flüsterte Leonardo zurück.
    Er ging zum Fenster und blickter hinaus. Ein Schwarm von
    Motten schwirrte um den Kronleuchter des Portugiesen herum.
    Manchmal verirrte sich eine davon auch ins Nachbarzimmer.
    Leonardo scheuchte sie mit ein paar Handbewegungen davon.
    Dann brachte er seinen Spiegelbogen zum Einsatz.
    Er setzte sich auf die Fensterbank, um sich weiter hinauslehnen zu können.
    „Halt mich fest“, flüsterte er an Gianna gerichtet.
    Sie tat, was er sagte.
    Leonardo blickte in die Tiefe. Wenn man hier hinunterfiel reichte das auf jeden Fall, um sich den Hals zu brechen. Außerdem sorgte dann der Lärm dafür, dass das ganze Haus auf ihn aufmerksam
    wurde.
    103

    Leonardo brachte seinen Spiegelbogen in Position. Er schob ihn bis zum Nachbarfenster vor und blickte dabei angestrengt auf den Spiegel an seiner Seite des Bogens. Es dauerte eine Weile, bis er die Spiegel so ausgerichtet hatte, dass er nicht die Decke oder den Fußboden im Nachbarraum erkennen konnte. Die Arme begannen
    schon zu schmerzen, zumal Leonardo sich etwas weiter
    hinauslehnen musste, als dies im Haus seines Großvaters der Fall gewesen war, wo er den Spiegelbogen ausprobiert hatte.
    Aber er hatte sich vorgenommen, auf jeden Fall durchzuhalten.
    Dann hatte er den Portugiesen plötzlich im Visier.
    Er saß an seinem Tisch, wo das beste Zeichenwerkzeug
    ausgebreitet war, das Leonardo je gesehen hatte! Neben
    verschiedenen Linealen gab es nicht nur Kohlestifte, sondern auch Bleistifte, mit denen man noch sehr viel feinere Linien ziehen konnte. Leonardos Vater hatte einmal von einem reisenden Händler aus Pisa, den er mit einer Eingabe vor dem Gefängnis bewahrt hatte, einen dieser neuartigen Bleistifte geschenkt bekommen und hatte ihn lange Zeit benutzt, um Notizen anzufertigen – bis er kurz und klein geschrieben worden war.
    104

    Was der Portugiese da zeichnete, konnte Leonardo natürlich nicht sehen. Aber er hatte zwei Blätter nebeneinander liegen. Immer
    wieder schaute er auf das rechte Blatt und begann danach auf dem Linken weiterzuarbeiten.
    Schließlich konnte Leonardo es nicht mehr aushalten. Die Arme
    taten höllisch weh und er schaffte es gerade noch, den Spiegelbogen zurückzuziehen. Dabei kam er gegen den Kronleuchter auf der
    Fensterbank.
    Der Leuchter fiel krachend ins Innere des Zimmers. Dumpf kam
    er auf dem Boden auf und Leonardo hörte den Portugiesen in seiner eigenen Sprache vor sich hinschimpfen.
    Giannas Augen waren Schreckgeweitet.
    Sie machte einen Schritt in Richtung der Zimmertür, aber
    Leonardo hielt sie zurück.
    Er legte den Finger auf den Mund. Schweigen und sich absolut
    ruhig verhalten. Das war jetzt das Gebot der Stunde.
    105

    In seiner Kammer hatte der Portugiese offenbar einige
    Schwierigkeiten, den Ausbruch eines Brandes zu verhindern. Man hörte es Rumpel und Poltern. Schließlich war er fertig.
    Als wieder Ruhe in der Nachbarkammer einkehrte, atmete
    Leonardo tief durch. „Das war knapp!“, meint er.
    „Meinst du, er hat vielleicht Verdacht geschöpft?“, fragte Gianna,
    „Nein, das glaube ich nicht“, erwiderte Leonardo leise. „Aber wir warten hier sicherheitshalber noch eine Weile ab. Wenn er jetzt auf dem Flur ein Knarren hört, könnte das kritisch werden…“
    Leonardo setzte sich auf den Boden. Gianna ließ sich neben ihm nieder.
    Sie warteten eine ganze Weile einfach ab.
    „Was hast du gesehen?“, fragte sie.
    „Ich weiß nicht…“, murmelte Leonardo.
    „Das heißt, es war alles umsonst? Du hast überhaupt nichts
    erkennen können? Aber diesen komischen Spiegelbogen an die
    Medicis verkaufen wollen! Das ich nicht lache!“
    Aber Leonardo schüttelte den Kopf. „Natürlich habe ich was
    gesehen. Mir ist nur noch nicht klar, was es bedeutet!“
    106

    „Verstehe ich nicht!“
    „Wir reden morgen darüber. Komm einfach zu mir. Ich denke,
    Carlo wird auch auftauchen und dann beraten wir weiter.“
    „Gut.“
    „Und jetzt bring mich wieder hier raus!“
    107

    7.Kapitel
    Kriegsrat
    Am nächsten Tag hielten Leonardo, Gianna und Carlo in
    Leonardos Zimmer Kriegsrat.
    „Er hatte zwei Blätter nebeneinander liegen“, berichtete Leonardo über seine Beobachtungen.
    „Und was darauf zu sehen war, konntest du nicht erkennen?“,
    vergewisserte sich Carlo.
    „Keine Hexenzeichen? Pentagramme? Magische Symbole?“,
    hakte Gianna nach. „Ich bin nicht sicher, dass so

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