Leonardos Liebesbiss
Mädchen ist in Ihrer Geisterbahn verschwunden.«
Frost lachte. Dieses Lachen paßte zu seinem Namen. »In meiner Geisterbahn verschwunden?«
»Ja.«
»Wer sagt das?«
»Ihre Freundinnen.«
»Dann spinnen die Weiber. Ich weiß nicht, was Sie gegen mich haben, aber meine Assistentin hat mir bereits erzählt, daß Sie an meinem Wohnmobil gesehen worden sind. Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen. Und wenn ein Gör verschwunden ist, dann kann ich nichts dafür. Außerdem sind die Gondeln gesichert. Man kann sie nicht verlassen, wenn Sie verstehen.«
»Mit Gewalt schon. Außerdem ist sie nicht freiwillig während der Fahrt ausgestiegen. Man hat sie geholt.«
»Oh, auch das noch. Jetzt wird es interessant. Wer sollte sie denn geholt haben? Etwa eines meiner Monster?«
»Zum Beispiel.«
»Seien Sie doch nicht blöde, Mann. Sie als Bulle sollten wissen, daß alles nur Schau ist. Die Monster sind künstlich. Gummi, Kunststoff, Pappe und so weiter. Nichts gegen die Polizei, aber bei Ihnen hätte ich mehr Verstand vermutet.«
Suko ließ sich nicht provozieren. »Es bleibt die Tatsache, daß Ihr Fahrgast verschwunden ist und sich wahrscheinlich noch in der Geisterbahn befindet.«
Frost zuckte mit den Schultern. »Denken Sie, was Sie wollen. Ich kann nichts dafür.«
»Ich werde sie trotzdem suchen.«
»Wie schön. Und wo?«
»In der Bahn.«
»Sie wollen fahren?«
»Ja.«
»Das steht Ihnen frei.«
Suko nickte. »Mir wäre es am liebsten, wenn Sie mich begleiten würden, Mr. Frost.«
Wieder lachte er. »Das glaube ich Ihnen sogar, aber da spielt sich nichts ab. tut mir leid. Ich werde hier gebraucht.« Er deutete nach unten. »Sie können sich gern eine Karte kaufen und losfahren.«
»Nein, ohne.«
Frost schaute ihn an. Seine wäßrigen Augen veränderten sich dabei. Sie schienen eine dünne Schicht aus Eis zu bekommen, in der zahlreiche kleine Splitter funkelten. »Was wollen Sie von mir, Mister? Was suchen Sie? Warum waren Sie an meinem Wagen?« Er umklammerte das Mikro so fest, als wollte er es zerdrücken. »Was ist los? Was habe ich getan? Warum verfolgen Sie mich?«
»Ich werde das verschwundene Mädchen suchen. Ob Sie es nun wollen oder nicht.«
»Ja, gut. Ich bin kooperativ.« Er lächelte plötzlich, was Suko auch nicht gefiel. »Setzen Sie sich in einen Wagen. Fahren Sie hinein, und wenn Sie wieder herauskommen, werden Sie sich bei mir entschuldigen müssen.«
»Wir werden sehen.« Suko drückte sich an dem Albino vorbei und lenkte seine Schritte auf einen leeren Wagen zu. Er zahlte nicht, sah aber, daß Frost seinem Helfer ein Zeichen gab, daß alles in Ordnung ging.
Suko nahm Platz. Er klappte den Bügel zurück und dachte über das Gespräch mit Frost nach. Seine Worten waren gelogen, davon war Suko überzeugt, aber auf der anderen Seite hatte er an Frost selbst auch nichts Auffälliges entdecken können. Seine Begegnung mit ihm war anders gewesen, als John sie erlebt hatte. Frost war nicht vor ihm zurückgezuckt. Er hatte sogar normal mit ihm gesprochen, und aus seinem Oberkiefer wuchsen auch keine Vampirzähne.
Suko kam mittlerweile der Gedanke, daß sie einer großen Täuschung zum Opfer gefallen waren und sich alles als eine Luftblase herausstellen würde.
Trotzdem war Frost gefährlich. Außerdem glaubte Suko auch nicht daran, daß sich die drei Mädchen geirrt hatten, was das Verschwinden ihrer Freundin anging.
Vor Suko verschwanden die Wagen in der Geisterbahn. Jedesmal stießen sie die Türen auf, die mit der breiten Fratze eines Monsters bemalt waren. So sah es aus, als würde sich das Maul des Untiers öffnen und die Fahrgäste verschlucken.
Suko wartete. Erst mußte das Gefährt vor ihm verschwunden sein. Ihm fiel auf, daß Leo Frost seine reißerischen Sprüche nicht mehr losließ. Er stand jetzt neben der Kasse, noch auf der Plattform, aber dicht an der Tür. Er hatte den Kopf gedreht und blickte Suko an. Seine wasserklaren Augen zeigten keinen Ausdruck. Für Suko waren sie trotzdem kleine Inseln des Bösen.
Frost leckte über seine Lippen. Wie eine Katze, die sich darauf freute, eine Maus zu verspeisen.
Der Wagen fuhr an.
Frost nickte genau in dem Augenblick. Ein Zeichen. Auch ein böses Omen, das Suko galt. Als wollte der Mann ihm sagen, daß es für ihn keine Rückkehr mehr gab…
***
Leo Frost sah den Wagen verschwinden und hielt sich nur mühsam zurück. Er hätte toben, fluchen und killen zugleich können. Es paßte ihm überhaupt nicht, daß die Polizei
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