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Leonardos Liebesbiss

Leonardos Liebesbiss

Titel: Leonardos Liebesbiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mehr trinken wird.«
    »Was ist denn jetzt mit ihm?«
    »Darüber solltest du dir keine Gedanken machen, Melanie. Wir beide müssen zusehen, daß wir die Geisterbahn verlassen.«
    Für einen Moment versteifte sie sich in meinem Griff, dann drehte sie sich zur Seite und spähte in die Düsternis, ebenso wie ich. Ihr junges Gesicht war angespannt. Der Mund zitterte. Ich sah ihr an, daß sie etwas auf dem Herzen hatte, und sehr schnell sprach sie ihre Befürchtung auch aus.
    »Da… da… können ja noch mehr sein.«
    Ich schwieg.
    Das paßte ihr nicht, denn sie klammerte sich an mich. »Denkst du auch so?«
    »Ich kann es nicht sagen, Melanie. Ich habe bisher nur diesen einen gesehen.«
    Sie nickte. »Ich auch.« Dann fragte sie: »Wie kommen wir denn hier raus? Kennst du den Weg?«
    »Nicht durch das Wasser. Es muß mehrere Ausgänge geben. An den Seiten, an der Hinterseite und so weiter.«
    »Ich habe keinen gesehen.«
    »Wo warst du denn?«
    Sie deutete nach vorn. Damit konnte ich nicht viel anfangen, weil die Finsternis einfach zu dicht war. Im Prinzip allerdings hatte Melanie recht, ohne genau darüber Bescheid zu wissen. Es mußte einfach einen zweiten Vampir geben, mindestens, denn dieser Mann war nicht einfach so zu einem Untoten geworden. Man hatte ihn angegriffen. Man hatte sein Blut ausgesaugt, man hatte ihn zu diesem Monstrum gemacht. Für mich kam nur eine Person in Betracht.
    Ich stellte sie mir vor. Den Mann mit den Haaren wie helle Asche. Mit der so bleichen Haut. Mit den völlig farblosen Augen, den verkniffenen Lippen, eben den Albino Leo Frost.
    Wieder fiel mir meine erste Begegnung mit ihm ein. Ich dachte daran, wie er aus meiner Nähe weggezuckt war, als hätte ich die Pest.
    Nein, es war nicht die Pest, es mußte die Nähe des Kreuzes gewesen sein, die ihn irritiert hatte.
    Es gab trotzdem Zweifel in mir. Mochte Frost auch anders aussehen, mochte er sich auch anders geben, dem Bild eines Vampirs entsprach er nicht. Er lebte und bewegte sich wie ein Mensch, und er war auch tagsüber unterwegs. Er fuhr mit seinem Wagen herum und tat alles, was ein Vampir normalerweise vermied.
    Ich hatte mit ihm gesprochen und versuchte jetzt, mich zu erinnern, ob mir bei ihm etwas Vampirtypisches aufgefallen war. Nein, da hatte ich nichts gesehen. Seine Zähne waren normal gewachsen, daran erinnerte ich mich. Eine Anomalie wäre mir bestimmt aufgefallen.
    Trotzdem vermutete ich Leo Frost als Drahtzieher. Der Albino verfolgte einen geschickten Plan, und er hatte auch erste Erfolge errungen. Die Geisterbahn bot den Fahrgästen nicht nur ein schauriges Vergnügen, bei ihrer Größe konnte sie auch als gutes Versteck dienen. In diesem gewölbeartigen Bau gab es Orte und Ecken, in die kein einziger Lichtstrahl drang. Eine dichte Dunkelheit hatte sich da zusammengeballt, die einen Schutzschild bildete.
    Neben mir nieste Melanie zweimal heftig. Das Geräusch riß mich aus meinen Gedanken und machte mir auch klar, daß wir endlich den Ausgang finden mußten.
    »Komm, ich bringe dich hier weg!«
    »Aber wohin…?«
    Ich griff in die Tasche und holte die kleine Lampe hervor. Wasser machte ihr nichts, und als ich sie einschaltete, lachte Melanie auf, weil sie sich über den hellen Strahl freute.
    »Das ist wie eine Hoffnung.«
    »So soll es auch sein.«
    Ich schwenkte den blaßgelben Lichtfinger. Der Halbkreis schnitt durch die Dunkelheit. Er traf auf eine hölzerne Wand nicht weit von uns entfernt. Ich ließ ihn weiterwandern und sah plötzlich das Schimmern einer Metalleiter. Sie führte zu einem Steg hoch, von dem man auch in das Wasser steigen konnte.
    Melanie war aufgeregt. »Das ist es doch, John. Das… das… kann nur der Weg sein.«
    Der Meinung war ich auch. Ich nahm meinen jungen Schützling an die Hand. Sehr vorsichtig näherten wir uns der Leiter. Weiter links und über dem Wasser tobte der Bär. Da kreischten die Menschen wie verrückt, da ließen sie sich erschrecken, ohne zu ahnen, in welcher Gefahr sie geschwebt hatten oder immer noch schwebten.
    Wir befanden uns auf einem Steg und sahen vor uns auch eine Tür, die zu einer kleinen, aber leeren Bude führte. Vorsichtig schob ich mich hinein.
    Das frostbleiche Licht der Lampe strich über dunkle Wände und über einige Kittel hinweg, die an Haken baumelten. Ein Steg führte tiefer in die Geisterbahn hinein.
    »Den müssen wir nehmen!« flüsterte Melanie.
    »Sicher.«
    »Warum zögerst du?«
    »Immer mit der Ruhe.«
    »Aber…«
    Ich legte einen Finger auf

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