Leonardos Liebesbiss
Schwaden in die Höhe und verteilten sich wie Geister in der Kabine.
Während Tanya unter dem Wasser stand, dachte sie darüber nach, was geschehen würde, wenn sie die Dusche verließ. Frost würde warten, und er würde sie nehmen. Das würde er als sein gutes Recht betrachten, und sie würde sich auch nicht wehren. Vor allen Dingen aber würde sie kein Geld für ihre Dienste verlangen. Sollte sie das Thema anschneiden, würde Leo durchdrehen und sie fertigmachen. Sie kannte ihn zwar nicht, aber sie schätzte ihn so ein.
Seltsamerweise konnte sie sich mit ihren eigenen Vorstellungen nicht so recht anfreunden. Sie hatte eher das Gefühl, daß sich die Dinge anders entwickelten. Leo war zwar ein Mann, aber er war nicht irgendeiner. Sein Außeres sah sie als Fassade an. Dahinter lauerte etwas, mit dem sie nicht zurechtkam. Etwas Böses, auch Düsteres und Gefährliches. Trotz des warmen Wassers bekam sie eine Gänsehaut, denn derartige Vorstellungen machten ihr angst.
Das Duschgel roch scharf. Vielleicht sogar beißend. Tanya war froh, als das Wasser es von ihrer Haut gespült hatte und sie die Dusche verlassen konnte.
Mit der Schulter drückte sie die Tür nach innen, verließ den Raum aber noch nicht, sondern wollte nur den Dunst hinauslassen. Mit dem Handtuch trocknete sie sich ab. Die Tür war spaltbreit offengeblieben, und so konnte sie auch einen Blick in den Wagen werfen. Das Licht war da, aber es hatte sich verändert.
Jetzt leuchteten Kerzen. Leo hatte sie an verschiedenen Stellen aufgebaut, und Tanya wunderte sich über diese Art. Sie hätte einem Mann wie ihm nicht zugetraut, Romantiker zu sein. In einem Wohnwagen zu leben, okay, das war schon irgendwie romantisch, aber mit Kerzenlicht zu spielen, eine Stimmung zu schaffen, die einfach nicht zu seinem Äußeren paßte, war für sie schon überraschend.
Sehr schnell trocknete sie sich ab. Sie wunderte sich etwas, weil sie ihn nicht hörte. Er verursachte keine Geräusche, rief nicht nach ihr. Er übte sich in Geduld und wartete.
Tanya ließ ihn nicht länger warten. Die junge Frau mit den langen dunklen Haaren trat hinein in den von Kerzenschein erleuchteten Teil des Wagens und wurde erst ein wenig geblendet. Danach sah sie dann, daß der Mann nicht stand, sondern auf einem Stuhl saß, vor einem Spiegel, aber im rechten Winkel dazu. Den Stuhl hatte er so gedreht, daß er in Tanyas Richtung blicken konnte.
Sie war sich ihrer Wirkung auf Männer immer sehr bewußt gewesen und verhielt sich auch so. Tanya ging nicht normal. Jeder Schritt war eine Lockung. Sie wollte, daß er sie sah, und das warme Licht der Kerzen streifte über ihren nackten Körper hinweg. Sie hatte recht große, aber auch sehr feste Brüste, die leicht schaukelten. Ausladende Hüften, kräftige Oberschenkel, über die sie mit ihren Handflächen hinwegstrich. Sie hatte gedacht, daß Frost bereits nackt sein würde, doch da war sie einem Irrtum verfallen.
Er trug noch immer seine dunkle Kleidung und erwartete sie auf dem Stuhl sitzend.
Nach drei kleinen Schritten blieb sie stehen, weil sie sich plötzlich unsicher fühlte. Leo Frost lebte, das stand fest, doch für sie war er zu einem seltsamen Wesen geworden, das sich in einem Raum zwischen Licht und Schatten aufhielt. Er sah nicht ganz vorhanden aus. Sein Unterkörper verschwamm mit der Dunkelheit, die über dem Boden schwebte. So sah es aus, als wären die Füße und auch ein Teil seiner Beine einfach verschluckt worden.
Tanya bewegte nicht ihren Kopf, sondern nur die Augen. So konnte sie auch einen Blick in den Spiegel werfen, vor dem Leo saß. Seine Gestalt hätte sich dort abzeichnen müssen, aber sie war nicht zu sehen. Vielleicht ein schwacher Umriß, doch auch das konnte eine optische Täuschung sein.
Leo Frost hob seine linke Hand. Er winkte ihr lässig zu. »Komm näher, Tanya.«
Verdammt, sie fühlte sich schlecht. Es war nicht gut, daß sie keine Kleidung trug. Wäre es anders gewesen, hätte sie einen Fluchtversuch gewagt, aber nackt traute sie sich nicht hinaus.
»Okay, ich komme.« Sie zwang sich zu einem Lächeln. Sie blieb direkt neben ihm stehen. Er nahm die linke Hand und streichelte sie. Etwas Kaltes fuhr an ihrem Oberschenkel in die Höhe bis zur Hüfte. Dort spürte sie dann den leichten Druck, dem sie nachgab und sich auf seinen Schoß setzte.
»Ist es okay?« flüsterte Tanya und ärgerte sich über das Zittern in ihrer Stimme.
»Ja, sehr gut.«
»Und weiter? Was hast du vor?« Jetzt streichelte sie
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