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Leonardos Liebesbiss

Leonardos Liebesbiss

Titel: Leonardos Liebesbiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sah er die Flammen vor sich, die in den Himmel stiegen. Der dunkle Rauch, der sich in das tiefe Rot hineinmischte. Und er hatte auch ihre Schreie gehört, glaubte er zumindest. Es hätten auch die Schreie der Seevögel sein können, denn das Ferienhaus hatte dicht am Wasser gestanden.
    Seine Eltern war er losgeworden. Für ihn war das Leben weitergegangen. Es lag noch vor ihm. Er wollte weg. Er war rastlos. Leo wußte genau, was er wollte. Er konnte nie lange an einem Ort bleiben, und deshalb hatte er sich den Schaustellern angeschlossen, den Zirkusleuten, die immer jemanden suchten, der mit ihnen fuhr. Als kleiner Helfer hatte er begonnen. Er war auch akzeptiert worden. Niemand hatte Anstoß an seinem Aussehen genommen, denn die Schausteller begriffen sich als eine große Familie. Dazu zählten auch Menschen, die etwas anders aussahen als die Norm. Freaks waren akzeptiert, denn es gab schlimmere als er.
    Und er war gut.
    Das merkten die anderen sehr schnell. Er bekam bessere Jobs, und er konnte sich innerhalb der Hierarchie nach oben arbeiten. Außerdem war er sparsam. Er hatte sich mit dem Besitzer einer Geisterbahn angefreundet, einem schon älteren Mann, der über Jahrzehnte hinweg durchs Land gefahren war und nun keine Lust zum Reisen mehr hatte. Der Mann war allein, nachdem seine Frau gestorben war. Tödlich verunglückt in der Geisterbahn. An einem Stromkabel war sie verbrannt. Sie hatte an eine blanke Stelle gefaßt, und da war nichts mehr zu retten gewesen. Drei Jahre nach dem Tod wollte der Besitzer nicht mehr. Zudem hatte er genügend Geld gespart, um sich zur Ruhe setzen zu können. Leo Frost brauchte kein Geld zu zahlen. Der Besitzer hatte ihm die Geisterbahn einfach überschrieben und war verschwunden. Von nun an war es mit Leo Frost richtig bergauf gegangen. Er hatte die Geisterbahn auf Vordermann gebracht. Sie ausgebaut, modernisiert, den Schrecken potentiert, und er hatte neue Leute eingestellt, die mit ihm reisten und ihm treu ergeben waren, weil er immer gut zahlte und diese Mitarbeiter auch gut behandelte.
    Innerhalb der Schausteller-Hierarchie war er sehr hochgestiegen und genoß großes Ansehen. An seiner Erscheinung als Albino nahm niemand mehr Anstoß, aber es gab auch keinen Menschen unter den Kollegen, der von seiner wahren Existenz wußte.
    Oder war es eine Doppelexistenz?
    Frost wußte es selbst nicht. Der Drang nach Blut. Die Liebe zur Nacht. Einer, der so gut wie keinen Schlaf brauchte, der das Mondlicht liebte und die Sonne haßte.
    In der Dunkelheit war er losgezogen, um seinen anderen Durst zu stillen. Er hatte Blut getrunken. Zuerst nur von Tieren, dann war die Sucht immer schlimmer geworden, und so hatte er schließlich Menschen angefallen.
    Aber er war schlau gewesen. Jede Person, deren Blut er getrunken hatte, hatte er nachträglich >richtig< getötet. Ihnen den Kopf abgeschlagen und sie dann so verscharrt, daß sie niemals gefunden werden konnten. So wies auch nichts darauf hin, wer da unterwegs war. Ein Vampir, der zwar Blut trank, dessen Opfer jedoch niemals wieder auftauchten. Bisher war ihm niemand auf die Spur gekommen, und er selbst hatte auch keinen Kontakt mit der Polizei gehabt. Die Menschen waren einfach weg. Niemand kümmerte sich darum. Zudem hatte er sich nur Personen ausgesucht, deren Verschwinden ohnehin nicht großartig auffiel. Es waren Leute von der Straße gewesen, die Ärmsten der Armen. Dann war diese Frau zu ihm gekommen. Er hatte sie schon >gerochen<. Er hatte gewußt, daß ihm das Schicksal wieder jemand zutrieb, und eigentlich hätte er jetzt seine Machete hervorholen müssen, um ebenfalls die Spuren zu beseitigen.
    Leo Frost hatte es nicht getan.
    Er wußte selbst nicht, warum er so reagierte. Es konnte daran liegen, daß er in einer Doppelexistenz lebte. Als Mensch – auch als Albino – dachte er eben anders. Da war er für alles Menschliche offen, und diese verdammt hübsche und rassige Frau hatte ihm sehr gut gefallen. Also war er von seinem Plan abgerückt. Er würde sie als Freundin nehmen, als seine Braut, als Dienerin, wie auch immer, und sie würde ihm gehorchen, denn sie beide waren jetzt gleich.
    Sollte sie sich nicht so entwickeln wie er es sich gedacht hatte, dann gab es noch immer Möglichkeiten, sie spurlos aus der Welt verschwinden zu lassen.
    Leo war zufrieden. Er spürte seine Macht über die Menschen. Früher hatte man ihn ausgelacht und verspottet. Jetzt war er es, der weit darüber stand. Sein alter Wohnwagen, den er aus

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