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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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kommen und gehen. Was willst du?«
    »Was sollte ich wollen?«
    Sie sah ihn lange an, bevor sie antwortete: »Abgesehen davon, dass ich will, dass du Lust hast, mich zu ficken, will ich, dass du mich brauchst.«
    »Und genau das ist der Fall.«
    »Lust zu ficken?«
    »Dich brauchen.«
    »Verdammt, na ja, aber auch okay. Worum geht es?«
    »Habt ihr hier einen PC und Zugang zum Netz?«
    »Wir haben einen Stations-PC im Hobbyraum, aber der hat keine Internetverbindung, das Risiko gehen sie nicht ein. Der taugt nur zum Patienceniegen. Aber ich habe meinen eigenen PC im Zimmer.«
    »Nimm den Stations-Computer.« Er steckte die Hand in die Tasche und schob ihr den Webstick über den Tisch. »Das ist ein mobiles Büro, wie sie es im Laden genannt haben. Du steckst ihn einfach …«
    »In einen der USB-Anschlüsse«, sagte Katrine, nahm den Stick und steckte ihn in die Tasche. »Wer bezahlt den Vertrag?«
    »Ich, das heißt Hagen.«
    »Yippie, dann kann ich heute Abend nach Herzenslust surfen. Gibt es ein paar neue, heiße Pornoseiten, von denen ich wissen sollte?«
    »Vermutlich.« Harry reichte ihr eine Mappe. »Hier drin sind die Berichte. Drei Morde, drei Namen. Ich will, dass du das Gleiche machst wie im Schneemann-Fall. Finde den Zusammenhang, den wir übersehen haben. Kennst du den Fall?«
    »Ja«, sagte Katrine Bratt, ohne auf die Mappe zu blicken. »Sie waren Frauen. Da hast du deinen Zusammenhang.«
    »Du liest Zeitung…«
    »Manchmal. Warum glaubst du nicht, dass die Opfer einfach zufällig sind?«
    »Ich glaube nichts, ich suche.«
    »Aber du weißt nicht, was?«
    »Genau.«
    »Und du bist dir sicher, dass der Mörder von Mark Olsen der gleiche ist, der auch die anderen beiden Frauen umgebracht hat? Die Vorgehensweise war doch komplett anders.«
    Harry lächelte. Am meisten über Katrines Versuch, nicht zuzugeben, dass sie die Zeitungen bis aufs letzte Detail durchkämmt hatte.
    »Nein, Katrine, ich bin mir nicht sicher. Und ich höre ganz deutlich, dass du zu demselben Schluss gekommen bist.«
    »Natürlich. Wir waren doch Zwillingsseelen,
remember?«
    Sie lachte, und mit einem Mal war sie wieder Katrine und nicht nur der Geist der brillanten, exzentrischen Ermittlerin, die er kurz kennengelernt hatte, bevor alles zusammengebrochen war. Zu seiner Verwunderung spürte er, dass er einen Kloß im Hals hatte. Verdammter Jetlag. »Was meinst du, kannst du mir helfen?«
    »Etwas zu finden, das das Kriminalamt in zwei Monaten nicht gefunden hat? Mit einem ausrangierten Computer im Hobbyraum einer Irrenanstalt? Ich weiß nicht einmal, warum du mich fragst. Es gibt Leute im Präsidium, die sich viel besser mit Computerrecherche auskennen als ich.«
    »Ich weiß, aber ich habe etwas, das sie nicht haben. Und das ich ihnen auch nicht geben kann. Das Passwort zum Untergrund.«
    Sie sah ihn verständnislos an. Harry achtete darauf, dass niemand in Hörweite war.
    »In Verbindung mit dem Rotkehlchen-Fall habe ich doch beim Staatsschutz gearbeitet. Damals hatte ich Zugang zu der Suchmaschine, die der Sicherheitsdienst nutzt, um Terroristen aufzuspüren. Sie nutzen die geheimen Hintertüren des Internets, die MILNET, das amerikanische Militärnetz, eingerichtet hat, bevor sie in den Achtzigern das Netz für die kommerzielle Nutzung über das ARPANET freigegeben haben. Aus dem ARPANET wurde, wie du weißt, das Internet, aber die Hintertüren gibt es noch immer. Die Suchmaschinen nutzen trojanische Pferde, die Passwörter, Codes und Erweiterungen updaten, sobald man online ist. Flugbuchungen, Hotelreservierungen, Durchfahrten an Mautstationen, Onlinebanking. Diese Motoren sehen alles.«
    »Ich habe davon gehört, aber irgendwie nicht daran geglaubt, dass es sie wirklich gibt«, sagte Katrine.
    »Es gibt sie. Seit 1984. Der orwellsche Albtraum ist Wahrheit geworden. Und das Beste von allem: Mein Passwort ist noch immer gültig. Ich habe es überprüft.«
    »Was willst du dann von mir? Du kannst das doch selber machen.«
    »Nur der Staatsschutz darf dieses System nutzen und auch nur in Krisensituationen. Genau wie bei Google kann deine Recherche bis auf deinen Rechner zurückverfolgt werden. Wenn bekannt wird, dass ich oder sonst jemand im Präsidium auf diese Suchmaschine zugegriffen hat, riskieren wir eine strafrechtliche Verfolgung. Aber wenn diese Rückverfolgung zu dem Gemeinschaftscomputer einer psychiatrischen Klinik führt …«
    Katrine Bratt lachte. Das andere Lachen, das böse, hexenhafte. »Ich beginne zu verstehen.

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