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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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zuvor am Telefon geschildert hatte, würde sich ihm ganz bald eine phantastische Möglichkeit bieten, alles wieder gerade zubiegen. Ja, mehr als das. Dann wäre ihm das Prestige sicher. Er wusste, dass der Preis, den Krohn verlangen würde, hoch war, aber nicht er selbst würde diesen Preis zahlen, sondern dieser Scheißbärenjäger. Und Harry Hole und das Morddezernat.
    Ein Gefängniswärter hielt ihnen die Tür des Besucherzimmers auf, und Mikael Bellman ließ Johan Krohn den Vortritt. Krohn hatte darauf bestanden, das Gespräch in einem möglichst neutralen Umfeld zu führen, da es sich ja um kein formelles Verhör handelte. Da es bei all dem Presserummel aber unmöglich war, den Kavalier aus dem Osloer Kreisgefängnis zu entfernen, in dem ihm eine Suite zugewiesen worden war, hatten Krohn und Bellman sich auf einen der Besucherräume geeinigt, die eigentlich für die privaten Treffen der Inhaftierten mit ihren Familien verwendet wurden. Keine Kameras, keine Mikrophone, nur ein einfaches Zimmer ohne Fenster, das man halbherzig mit einer gehäkelten Decke und einer Wanduhr versucht hatte gemütlich einzurichten. In der Regel trafen sich hier Liebespaare, wie das durchgesessene, spermagetränkte Sofa vermuten ließ. Krohn sank tief ein, als er darauf Platz nahm.
    Sigurd Altman saß auf einem Stuhl am Ende des Tisches. Bellman setzte sich auf den anderen Stuhl, so dass er auf Augenhöhe mit Altman war. Altmans Gesicht war mager, hatte tiefliegende Augen und eine markante Mundpartie mit leicht vorstehenden Zähnen. Bellman musste automatisch an die Bilder der abgemagerten Juden in Auschwitz denken. Und an das Monster in Alien .
    »Gespräche wie dieses verstoßen eigentlich gegen die Vorschriften«, sagte Bellman. »Ich muss deshalb darauf bestehen, dass niemand Notizen macht oder das hier Besprochene an Dritte weitergibt.«
    »Und wir müssen darauf bestehen, dass die Bedingungen für ein Geständnis vonseiten der Anklage auch erfüllt werden«, sagte Krohn.
    »Sie haben mein Wort«, sagte Bellman.
    »Wofür ich mich bei Ihnen bedanken möchte. Was haben Sie sonst noch?«
    »Sonst noch?«, fragte Bellman und versuchte sich an einem Lächeln. »Was soll ich denn noch haben? Wollen Sie etwa einen schriftlichen Vertrag?« Dieser verfluchte, arrogante Anwaltsarsch.
    »Gerne«, sagte Krohn und schob einen Zettel zu ihm hinüber.
    Bellman starrte auf das Blatt, und sein Blick sprang von Zeile zu Zeile.
    »Natürlich bekommt das niemand zu sehen, wenn es nicht nötig ist«, sagte Krohn. »Darüber hinaus versichere ich Ihnen, dass Sie dieses Dokument zurückerhalten, sobald unsere Bedingungen erfüllt sind. Und das hier …«, er reichte Bellman einen Kugelschreiber, »… ist ein S. T. Dupont, das beste Schreibwerkzeug, das es gibt.«
    Bellman nahm den Kugelschreiber entgegen und legte ihn neben sich auf den Tisch.
    »Wenn mich die Geschichte überzeugt, werde ich unterschreiben«, sagte er.
     
    »Wenn das ein Tatort sein soll, hat der Betreffende aber verdammt gut aufgeräumt.«
    Bjørn Holm stemmte die Hände in die Seiten und sah sich im Raum um. Sie hatten alles durchsucht, waren alle Schubladen und Schränke durchgegangen, hatten mit Speziallampen nach Blut gesucht und Fingerabdrücke genommen. Er hatte seinen Laptop auf den Schreibtisch gestellt und einen Fingerabdruckscanner in Größe einer Streichholzschachtel angeschlossen, wie man ihn neuerdings auf manchen Flughäfen nutzte, um die Passagiere zu identifizieren. Bis jetzt stammten alle Fingerabdrücke von ein und derselben Person: Tony Leike.
    »Mach weiter«, sagte Harry, der vor dem Spülbecken auf den Fersen saß und die Plastikrohre auseinanderschraubte. »Es muss hier irgendwo sein.«
    »Was denn?«
    »Keine Ahnung. Irgendwas.«
    »Wenn wir weitermachen sollen, brauchen wir auf jeden Fall ein bisschen Wärme.«
    »Dann mach doch den Ofen an.«
    Bjørn Holm hockte sich vor den Ofen, öffnete die Klappe und begann Papier aus den Zeitungen in der Holzkiste zu reißen und zusammenzuknüllen.
    »Was hast du eigentlich Skai geboten, damit der bei diesem Spielchen mitmacht? Er riskiert einiges an Unannehmlichkeiten, wenn die Wahrheit herauskommt.«
    »Er riskiert nichts«, sagte Harry. »Er hat nichts gesagt, was nicht wahr ist, denk nur an seine Worte. Es sind die Medien, die die falschen Schlussfolgerungen gezogen haben. Und es gibt keine Polizeiregel, die uns vorschreibt, wer einen Verdächtigen festnehmen darf und wer nicht. Ich brauchte ihm für diese Hilfe

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