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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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»Nur noch mehr Tony Leike«, sagte er.
    »Auf der Klinge ist Blut«, sagte Harry außer Atem. »Such den Schaft nach Fingerabdrücken ab.«
    Bjørn nahm das Messer vorsichtig entgegen. Streute schwarzes Pulver auf das glattlackierte, gelbe Holz und blies vorsichtig darüber.
    »Nur ein Satz Fingerabdrücke, aber der ist dafür deutlich«, sagte er. »Vielleicht sind da sogar Epithelzellen.«
    » Yes! «, rief Harry.
    »Was ist denn los?«
    »Der, dessen Abdrücke da drauf sind, hat Tony Leike den Finger abgeschnitten.«
    »Oh? Was bringt dich zu der …«
    »Auf dem Hauklotz ist Blut. Und er hatte eine Mullbinde parat, um die Wunde zu verbinden. Außerdem habe ich das Ge fühl, dieses Messer schon einmal gesehen zu haben. Und zwar auf einer körnigen Aufnahme von Adele Vetlesen.«
    Bjørn Holm pfiff leise und presste die Fingerabdruckfolie gegen den Schaft, so dass das Pulver sich darauf festsetzte. Dann legte er die Folie auf den Scanner.
    »Sigurd Altman, ein guter Anwalt vermag vielleicht die Fingerabdrücke auf Leikes Schreibtisch wegzureden«, flüsterte Harry, während Bjørn den Suchvorgang startete und beide auf den blauen Balken starrten, der sich in dem liegenden Dreieck etwas ruckhaft nach rechts bewegte. »Aber nicht den Abdruck auf diesem Messer.«
    Ready …
    Found 1 match.
    Björn Holm klickte auf Anzeigen.
    Harry starrte auf den Namen, der angezeigt wurde.
    »Glaubst du noch immer, dass das der Abdruck desjenigen ist, der Tony den Finger abgehackt hat?«, fragte Bjørn Holm.

KAPITEL 78
     
    Die Absprache
     
    A ls ich Adele und Tony da vor dem Klo wie die Kaninchen rammeln gesehen habe, kam alles wieder hoch. All das, was ich so erfolgreich verdrängt und, wie der Psychologe es nannte, hinter mir gelassen hatte. Aber dieses Mal war es anders. Wie ein Tier, das in Ketten gelegen hatte und gefüttert worden war, bis es viel größer und stärker war als jemals zuvor. Und jetzt waren die Ketten zerrissen. Harry hat vollkommen recht. Ich wollte Rache, wollte Tony Leike demütigen, wie er mich gedemütigt hatte.«
    Sigurd Altman blickte lächelnd auf seine Hände.
    »Aber ab hier irrt Harry. Adeles Tod hatte ich nicht geplant. Ich wollte nur Tony im Angesicht aller demütigen. Dabei ging es mir insbesondere um die Familie, in die er einheiraten wollte, diesen Goldesel Galtung, der Tonys Kongo-Abenteuer quasi allein finanzieren sollte. Warum würde sich jemand wie Tony sonst mit einer derart grauen Maus wie Lene Galtung abgeben?«
    »Das stimmt«, sagte Mikael Bellman, um Flagge zu zeigen.
    »Also habe ich Tony einen Brief geschrieben und mich darin als Adele ausgegeben. Ich schrieb ihm, ich sei von ihm schwanger und wolle das Kind behalten. Dass ich als zukünftige alleinerziehende Mutter aber für eine finanzielle Basis sorgen müsse und deshalb Geld von ihm fordere. Im Gegenzug würde ich niemandem sagen, dass das Kind von ihm sei. Für den Anfang wollte ich 400 000. Er sollte mit dem Geld auf den Parkplatz hinter dem Lefdal-Elektronikmarkt in Sandvika kommen, zwei Tage später um Mitternacht. Dann habe ich einen Brief an Adele geschrieben, mich als Tony ausgegeben und gefragt, ob wir uns nicht noch einmal treffen wollten. Zu einem kleinen Stelldichein. Angegeben habe ich natürlich dieselbe Zeit und denselben Ort. Ich wusste, dass das Setting nach Adeles Geschmack war, und baute darauf, dass die beiden weder Namen noch Telefonnummern ausgetauscht hatten, um es mal so zu sagen, so dass der Betrug nicht vorzeitig auffliegen konnte, bevor ich hatte, was ich brauchte. Um 23 Uhr war ich an Ort und Stelle und saß mit gezückter Kamera in meinem Auto. Ich hatte mir vorgenommen, das Stelldichein zu dokumentieren, ob es nun mit einem Streit oder einem Fick endete, und die Bilder dann mitsamt der enthüllenden Geschichte an Anders Galtung zu schicken. Das war alles.«
    Sigurd sah zu Bellman und wiederholte. »Das war alles.«
    Bellman nickte, und Sigurd Altman fuhr fort: »Tony kam vor der vereinbarten Zeit. Er parkte seinen Wagen, stieg aus und sah sich eine Weile um. Dann verschwand er in den Schatten der Bäume am Fluss. Ich duckte mich hinter das Lenkrad. Schließlich kam Adele. Ich ließ das Fenster herunter, um alles zu hören. Sie stand da und wartete, sah sich um und blickte auf die Uhr. Dann stand Tony plötzlich direkt hinter ihr, es war kaum zu glauben, dass sie ihn nicht bemerkt hatte. Er zog ein langes samisches Messer und legte seinen Arm um ihren Hals. Sie strampelte, als er sie zu seinem Wagen

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